Vogel-Scheuche
Einsiedlerzentaurin geworden, die sich stets versteckte, stets auf der Suche war – bis die Gruppe sie aufspürte.
»Ach, Chena«, meinte Jenny Elfe. »Che ist mein Freund! Ich weiß genau, daß er dir nie wehgetan hätte, hätte er nur davon gewußt.«
»Das weiß ich auch«, antwortete Chena. »Deshalb mußte ich auch g e hen.«
»Hm« machte Arnolde. »Bist du sicher, daß du richtig gehandelt hast?«
»Ich habe getan, was ich tun mußte«, erwiderte Chena. »Und wenn ich Che jemals wieder zu Gesicht bekomme, weiß ich nicht, wie ich mich verhalten werde.«
»Che ist ebenfalls vorgeladen«, warf Metria ein.
Chena machte Anstalten, wieder davonzujagen.
»Tu das nicht«, widersprach Arnolde. »Ich bin selbst ein Zentaur mit magischem Talent. Ich verstehe dich sehr gut. Allerdings hege ich den Verdacht, daß du einen wesentlichen Teil völlig mißverstanden haben könntest.«
»Ich darf Che nicht in Verlegenheit bringen!« sagte Chena. »Er war so nett zu mir, nie hat er auch nur das leiseste geahnt.«
»Ich möchte, daß du dir überlegst, was du dir am sehnlichsten wünscht«, fuhr Arnolde fort. »Schau mal, da ist die Mähre Imbri mit einem Tagtraum für dich.«
Wirklich – Metria konnte das Flackern der Mähre ausmachen.
»Aber was ich wirklich will, ist nicht recht«, protestierte Chena.
»Vielleicht ist es gar nicht das, was du glaubst«, versetzte Arnolde. »Jetzt nimm den Traum entgegen.«
Jenny begann zu summen. Metria ignorierte sie. Was hatte Arnolde vor? Zentauren machten niemals Spaß. Bestimmt hatte er irgendeine furchtbar vernünftige Schlußfolgerung auf Lager, doch hatte sie keine Ahnung, worum es dabei gehen könnte.
Chena blieb still, und die Nachtmähre kam vorbei und lieferte den Traum ab. Und plötzlich fand sich Metria in Chenas Traum wieder.
Der handelte von einem wunderschönen Tal, das über und über mit Blumen bewachsen war. Allein stand das Zentaurenfohlen dort. Doch sie verwandelte sich. An der Verbindungsstelle zwischen ihrem mensc h lichen und ihrem pferdischen Teil entstanden Ausbuchtungen, daraus sprossen Federn, die Federn wiederum wurden zu Flügeln. Plötzlich stand sie als Flügelzentaur da.
Das war auch schon alles. Der Traum verblaßte und nahm die Flügel mit. Jetzt war alles wieder so wie vorher.
»Wo war denn Che?« wollte Arnolde wissen.
»Che?« fragte Chena verwirrt.
»Er ist in deinem Traum nicht vorgekommen.«
Chena blieb stumm, wußte offensichtlich nicht, was sie dazu sagen sollte.
»Du hast davon geträumt, eine Alizentaurin zu werden«, fuhr Arnolde fort. »Das ist es, was du dir in Wirklichkeit am meisten wünschst. Du hast dich nicht in Che selbst verliebt, sondern in die Vorstellung, wie er zu werden.«
»Aber ich kann doch niemals wie Che werden!« jammerte Chena.
»Bist du dir da ganz sicher?«
Sie sah in verständnislos an.
»Trent!« rief Metria. »Der Magier Trent! Der könnte sie verwandeln. Die brauchen ohnehin mehr Flugzentauren.«
Da begann sich Chenas Miene zu erhellen. »Du meinst, ich könnte mich verwandeln lassen?«
»Vielleicht brauchen wir den Magier Trent überhaupt nicht«, warf A r nolde ein. »Nimm einmal den grauen Stein aus deinem Beutel.«
Ohne zu verstehen, worum es ging, gehorchte Chena. Sie griff in ihren Beutel und holte den Stein hervor.
»Und nun träume wieder von deinem sehnlichsten Wunsch«, riet A r nolde. »Sprich ihn laut aus.«
Verwundert hielt Chena den Stein fest und schloß die Augen. »Ich wünschte, ich wäre eine Alizentaurin«, hauchte sie.
Einen Moment lang geschah nichts. Dann wiederholte sich der Traum, und erneut erschienen die Flügel.
»Und das, denke ich, ist wohl das Ende deines Steintalents«, schloß Arnolde. »Das war der Preis für deine Umwandlung.«
Chena riß die Augen auf. »Meine Umwandlung?«
»Mach mal einen Spiegel, Dämonin«, sagte Arnolde.
Metria verwandelte sich in eine breite, flache Oberfläche und ließ auf der Seite der Jungzentaurin eine Spiegelung erscheinen. Chena sah hinein – und wäre vor Schreck fast umgekippt. »Mein Traum existiert ja immer noch!«
»Weil es diesmal gar kein Traum war«, erläuterte Arnolde. »Diesmal hast du nämlich deinen Wunschstein genutzt.«
»Meinen…?«
»Als du dir einen ordentlichen Bogen und die dazugehörigen Pfeile gewünscht hast, hast du sie bekommen«, sagte er. »Als du dir ein freun d schaftliches Gespräch wünschtest, hast du es bekommen. Als du dir wünschtest, von einem Ungeheuer verschlungen zu
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