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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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häßlich genug sein, weshalb sie ihnen häßliche Steine gab. Wiederum andere wünschten sich eine ausgeprägtere Redegewandtheit, folglich besorgte Chena ihnen Fluc h steine. Die erwiesen sich als außerordentlich beliebt, auch wenn ihr Gebrauch in Gegenwart des Häuptlings untersagt war.
    Dann näherte sich das Manöver seinem Ende. Die Kobolde hatten g e nug gelernt, um diszipliniert in Reih und Glied zu marschieren und dabei Lieder zu schmettern. Das würde es ihnen ermöglichen, einen guten Eindruck zu machen, wenn sie ihren weiblichen Häuptling beim Besuch bei anderen Arten und Rassen als Ehrengarde begleiteten. Alle trugen dieselbe Uniform und marschierten im Gleichschritt. Chena hatte wä h rend der Ausbildung zugesehen und mußte einräumen, daß es ein ei n drucksvolles Schauspiel gewesen war. Eine solche Formation würde sehr schnell das Vorurteil widerlegen, sämtliche Kobolde seien nur undiszi p linierte Haufen. Das hier war vielmehr ein disziplinierter Haufen.
    Doch in dieser Zeit war noch etwas anderes geschehen, und nun, da die Kobolde wieder nach Hause mußten und Chena ihrer Wege zu gehen hatte, wurde ihr auch klar, was das war: Sie hatte angefangen, sich in Che Zentaur zu verlieben. Er war schließlich ein wundervolles Wesen und sah so ansehnlich aus, wenn er flog!
    Als die Zeit gekommen war, da die Kobolde wieder nach Hause abr ü cken mußten, kam Gwenny auf Chena zu. »Du bist herzlich willko m men, uns in den Koboldberg zu begleiten«, lud sie sie ein. »Dein mag i sches Talent ist sehr nützlich, und ich bin mir sicher, daß man dich dort freundlich aufnehmen wird.«
    Chena zögerte. »Ich… wie denkt Che denn darüber?«
    »Oh, Che mag dich. Er sagt, daß du eine sehr angenehme Gesellschaft bist. Während seines Verweilens im Koboldberg ist ihm die Gesellschaft von Zentauren doch ein wenig abgegangen, und so ist ihm deine Begle i tung durchaus wertvoll.«
    Das war nicht unbedingt, was Chena hatte hören wollen: »Ist das a l les?«
    »Alles? Ich verstehe nicht.«
    »Ich glaube, ich liebe ihn.«
    Gwenny nahm abrupt Platz. »Ach du meine Güte!« Sie sah nicht e r freut aus.
    »Ich weiß ja, daß er sehr beschäftigt damit ist, als dein Begleiter zu fungieren, aber falls es irgendeine Chance geben sollte, daß er für mich ähnlich empfindet…«
    Gwenny sah traurig drein. »Chena, das hätte ich nie gedacht! Und es tut mir weh, daß ich dir das sagen muß. Aber du bist nicht von seiner Art. Er muß erwachsen werden und einen weiblichen Flügelzentauren heiraten, damit seine Art erhalten bleibt.«
    »Aber wenn es doch gar keine solche weibliche…«
    »Doch, die gibt es. Es ist Cynthia Zentaur, früher ein Menschenmä d chen, das vor einiger Zeit vom Magier Trent in ein Flügelungeheuer verwandelt wurde. Sie lebt bei seinen Eltern, solange er sich bei mir im Koboldberg aufhält. Es gilt als vereinbart, daß die beiden heiraten we r den, sobald sie alt genug dazu sind.«
    »Ach!« rief Chena niedergeschlagen. »Das wußte ich gar nicht!«
    »Es schien keinen Anlaß zu geben, es zu erwähnen«, meinte Gwenny. »Ich bin sicher, er hätte es getan, wenn er…«
    »Ach, bitte sag ihm nicht, was ich dir verraten habe!« flehte Chena. »Ich muß sofort weg, um ihn nicht in eine peinliche Situation zu bri n gen.«
    »Nein, nicht doch, Chena! Das ist doch nicht nötig. Ich bin sicher, wenn du ihm einfach erklärst…«
    Doch Chena, von ihrem eigenen Mißverständnis verletzt und gedem ü tigt, ertrug den Gedanken nicht, Che wieder ins Gesicht sehen zu mü s sen. Niedergeschlagen und verzweifelt wußte sie nur eins zu tun: Sie sammelte ihre wenigen Habseligkeiten ein und floh.
    Jetzt war sie wieder im Urwald, diesmal nördlich der Spalte. Doch ha t te sie inzwischen viel über das Hinterland gelernt, denn die Kobolde waren erfahrene Jäger und Sammler. Nun konnte sie sich selbst ernähren und hatte sogar einige Ersatzpfeile im Köcher, nicht so gut wie die Or i ginale, aber immerhin brauchbar. Und außerdem hatte sie von einem Gebiet im Norden gehört, das Nichts genannt wurde, das man zwar betreten, aber niemals wieder verlassen konnte. Genau das brauchte sie jetzt.
    Das Nichts erwies sich als weiter entfernt und schwerer zu finden, als sie geglaubt hatte. Dennoch setzte sie ihre Suche fort, während sie sich zugleich von menschlichen und Zentaurensiedlungen fernhielt. Sie wollte keine Gesellschaft mehr, sie wollte einfach nur ins Nichts eintreten und verschwinden. Sie war zu einer

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