Vogel-Scheuche
hinein, weil das leichter war, als einen fliegenden Roc verfolgen zu müssen.
»Das erinnert mich an meinen Heimflug in der Blase«, sagte Kim, ihren Hund Bläschen festhaltend, den sie auch in einer Blase gefunden hatte. »Nur daß es diesmal mehr Spaß macht, weil ich Xanth nicht verlassen muß.«
»Du bist in einer Blase nach Hause geschwebt?« fragte Dug. »Ich habe einfach nur mal kurz geblinzelt, dann war ich wieder in meinem Zimmer. Wie hast du überhaupt abgeschnitten?«
»Ich habe das Spiel gewonnen«, antwortete sie. »Gegen Ende sind wir auch durch den Schirm zurückgekehrt, genau wie du.«
»Ach, ja. Aber ich habe deine Nummer bekommen.«
»Allerdings«, bestätigte sie und gab ihm einen Kuß.
»Ich bin gleich zurück«, sagte Metria und zischte nach Hause. Es war Zeit, Veleno eine weitere Dosis schieren Entzückens zu verabreichen. Irgend etwas hatte sie daran erinnert.
Als Metria wieder von zu Hause aufbrach, waren die anderen schon längst auf Schloß Roogna eingetroffen. Im Anflug bemerkte sie zwei Flügelzentauren, die gerade das Schloß verließen. Rasch huschte sie zu ihnen hinüber – und erlebte eine Überraschung.
»Chena und Cynthia!« rief sie.
»Ach, hallo, Metria«, begrüßte Cynthia sie. »Ich zeige meiner Freundin Chena gerade die Umgebung. Von oben sieht schließlich alles anders aus, und ich möchte nicht, daß sie sich hier verirrt.«
»Deine Freundin?« fragte Metria etwas begriffsstutzig.
Cynthia lächelte. »Kameradin, Kollegin, Partnerin, Bekannte, Gefäh r tin…«
»Aber was ist mit Che?«
»Der ist bei Gwenny Kobold«, antwortete Chena. »Die spielen gerade eine Runde Schuhleute. Da hat Cynthia mir vorgeschlagen, daß wir z u sammen einen kleinen Rundflug unternehmen sollten.«
»Wir haben vieles gemeinsam«, ergänzte Cynthia. »Wir sind beide aus anderen Formen entstanden. Und als ich Chena sah, wußte ich sofort, daß wir Freundinnen werden würden. Che hat mir alles über sie erzählt, wie nett sie ist und wie traurig er war, als sie fortging. Und jetzt hat sie auch noch Flügel! Es ist einfach wunderbar, Gesellschaft zu haben. Ich versuche gerade, sie dazu zu überreden, sich mir bei Ches Familie anz u schließen, nach dem Verfahren.«
Erst jetzt fiel Metria wieder ein, daß sich Electra und Nada Naga ebe n falls eng miteinander befreundet hatten, obwohl doch beide mit Prinz Dolph verlobt gewesen waren. Augenscheinlich war hier etwas Ähnl i ches im Gange. »Hört sich gut an«, meinte sie.
»Du hast mir die Sache mit den Freundschaften ja erklärt«, erwiderte Chena glücklich. »Die Sache mit Gloha, Cynthia und dem Magier Trent. Und du hast recht behalten. Wir haben vieles gemeinsam. Wir sind beide aus anderen Formen in eine neue übergewechselt, was uns zu etwas B e sonderem macht, gleich, wie wir aussehen mögen.«
»Magier Trent«, wiederholte Cynthia, und ein Ausdruck liebevoller Sehnsucht überzog ihr Antlitz. »Das ist ein echter Mann! Ich weiß ganz genau, wie Gloha empfindet.«
»Die steht auf meiner Liste«, warf Metria ein. »Sie kommt als nächste an die Reihe.« Denn plötzlich verlangte es sie danach, ihre Freundin wiederzusehen.
»Nur zu«, meinte Chena. »Uns geht es gut, und Dug und Kim und Jenny ebenfalls. Electra zeigt ihnen gerade das Schloßgelände.«
»Wo ist denn Dolph? Ich brauche ihn.«
»Der ist auch irgendwo hier in der Gegend«, meinte Cynthia und sah sich um. »Ja – dort hinten.« Sie zeigte zu einer Gestalt am fernen Hi m mel hinüber.
»Danke.« Metria zischte auf sie zu.
Es war der große Vogel, der gerade mit Aufwinden spielte. »Krächz?« fragte er.
»Richtig. Ich nehme dich mit.« Metria streckte die Hand aus und ergriff die Spitze der winzigsten Rockralle.
Da war plötzlich der Sumpfvogel wieder da. Behutsam schloß sie die Finger um ihn. Dann sauste sie zum Nest von Gloha Kobold-Harpyie. Das befand sich in einem Kranbaum, einer der merkwürdigsten Bauma r ten Xanths, die so aussahen wie ein Netzwerk aus Metallträgern. Gloha lebte dort mit ihrem Mann Graeboe Riese, einem weiteren umgewande l ten Flügelungeheuer.
»Metria!« rief Gloha und stob aus dem Nest, um sie zu umarmen. »Wie geht es Veleno?«
»Den habe ich mit einer großen Dosis schwindelerregender Glücks e ligkeit zu Hause gelassen, weil ich etwas zu erledigen habe. Und wie geht es Graeboe?«
»Genauso. Was hast du denn zu erledigen?«
»Ich muß Vorladungen für das große Gerichtsverfahren überbringen. Hier ist deine.« Sie holte
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