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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Höllentoupet natürlich. Das habe ich auf einer meiner Reisen nach… egal. Ich habe genau gesehen, was du getan hast: Du hast die Kette zerbrochen. Da solltest du dir lieber auch etwas Schützendes auf den Kopf tun, bevor diese Kette sich wieder so weit gesammelt hat, um dir Pech für ein ganzes Jahrhundert über den Kopf zu schütten.«
    »Was für ein Toupet?« wollte das Kind interessiert wissen.
    Die Wolke überlegte hastig. »Ein Wellentoupet. Genau das habe ich gesagt, ich bin mir ganz sicher.«
    »Verschwinden wir von hier«, sagte Gnade Uns. Sie wußte, daß sie H e len in die Defensive gedrängt hatte. Solange sie diese Kindergestalt be i behielt, war die andere Dämonin deutlich im Nachteil. Das war wirklich wunderbar!
    Also bestieg sie erneut Acht Bits, und schon sausten sie wieder davon. Als sie zurückblickte, sah sie, wie die Kette sich wütend wand, doch sie konnte das Pferd nicht einholen. Gnade Uns hatte die Kette zerbrochen und war ungeschoren davongekommen. Das bereitete ihr dämonische Befriedigung.
    Sie kamen an einer großen Schmelzpflanze vorbei, die, von Elektriz i tätsbäumen umringt, an einem Flußufer stand. Die Pflanze war damit beschäftigt, Kernfische aus dem Fluß zu holen und damit die Bäume zu düngen. Einige der Bäume breiteten sich über ihren Weg aus, so daß sie langsamer ritt. Sie summten vor Kraft, was sie etwas nervös machte. Was hatten die nur vor?
    Da sah sie eine riesige, dicke, schachtelähnliche Kreatur, die unter den Bäumen daherschlenderte. Gnade Uns wollte ihr Reittier schon um das Wesen herumlenken, doch es stellte sich ihr in den Weg. »Kind, du bist viel zu klein, um ein so großes Pferd zu reiten«, ertönte es aus dem monströsen, mit Bolzenzähnen bestückten Maul. »Du solltest lieber nach Hause zurückkehren.«
    »Warum kehrst du nicht lieber nach Hause zurück?« versetzte Gnade Uns kühn; denn diese Kreatur hatte etwas an sich, was ihr nicht beso n ders gefiel.
    »Weil ich niemals meinen eigenen Rat befolge. Ich bin ein Heuchelka s ten. Ich sage anderen zwar, wie sie ihr Leben führen sollen, aber nichts davon gilt auch für mich.«
    Das bestätigte Gnade Uns in ihrer Abscheu. Sie wollte dieses Wesen möglichst bald hinter sich lassen, doch es versperrte ihr immer noch den Weg. Da sah sie ein kleineres Tier, das nun herbeigehüpft kam. Es besaß lange Beine und war außerordentlich pelzig. Sie erkannte es sofort: ein Hase. Diese Tiere waren vor allem unter Glatzköpfigen sehr beliebt. Also ließ sie den Arm unendlich weit hervorschießen und fing es. Sie ließ es sich auf den Kopf fallen, was ihr ganzes Aussehen veränderte. Ta t sächlich glich sie nun eher einem haarigen kleinen Troll.
    Der Heuchelkasten hatte sich inzwischen umgesehen. Nun richtete er den Blick wieder auf sie – und machte einen Satz vor Schreck. »Wo ist denn das unschuldige kleine Mädchen geblieben, dem ich gerade einen Vortrag gehalten habe?« erkundigte er sich.
    »Woher soll ich das wissen. Ich bin nicht unschuldig.«
    Vergrätzt watschelte der Heuchler davon, auf der Suche nach dem Kind; denn es war sehr viel einfacher, Kindern zu erzählen, was sie tun sollten, als Trollen. Nun konnten sie also weiterreiten.
    Nach einem schier endlosen Ritt erreichten sie einen riesigen grünen Berg. Der erhob sich mit einer Reihe facettierter Steilhänge aus der Eb e ne, von denen jeder fröhlich funkelte.
    »Da sind wir«, sagte Helen. »Qaf. Wenn du den Gipfel erklimmst, wirst du dort den Simurgh vorfinden. Ich habe meine Pflicht erfüllt und ve r schwinde jetzt.« Mit einem unanständigen Geräusch löste sich die Wolke auf.
    Gnade uns stieg ab. Sie trat näher heran, um die Oberfläche genauer zu begutachten. Die schien tatsächlich aus reinem Smaragd zu bestehen. Der ganze Berg war ein einziges großes Juwel.
    Die Sonne trat hinter einer Wolke hervor. Mit einem Mal brachen sämtliche Facetten die gleißenden Strahlen. Einer davon traf Acht Bits. Erschrocken zerfiel das Pferd in seine vier Bestandteile, worauf diese in mindestens vier Richtungen davonstoben.
    Gnade Uns seufzte. Jetzt war sie auf sich selbst angewiesen.
    Nach kurzem Nachdenken kam sie zu dem Schluß, daß es nun, da sie nicht mehr über das Viertelpferd verfügte, keinen Grund gab, auf ihre Erwachsenengestalt zu verzichten. Und so löste sie sich in Rauch auf und kehrte als Metria an den Ort des Geschehens zurück.
    Natürlich könnte sie einfach zum Berggipfel hinauffahren, doch hegte sie den Verdacht, daß der Simurgh

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