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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht«, meinte Mentia. »Du hast schon genug Zeit damit vergeudet, Fracto abzuwimmeln. Du hast schließlich nicht den ganzen Tag Zeit, mußt du wissen.«
    Damit war die Sache entschieden. Wenn ihre schlimmere Hälfte dag e gen war, mußte es das Richtige sein. Sie schritt zu der Frau hinüber. »Kann ich dir helfen?« fragte sie.
    Die Frau hob den Kopf. Das lange dunkle Haar umrahmte ein hü b sches Gesicht. »Ich hoffe es«, sagte sie wimmernd. »Ich habe mir den Knöchel gezerrt und glaube nicht, daß ich allein weitergehen kann.«
    »Ich wußte es! Die ist ein Albatros. Wenn du ihr hilfst, wirst du nie den Berggipfel erreichen.«
    Metria ignorierte den Einwand ihrer schlimmeren Hälfte, auch wenn es sie einige Mühe kostete. »Vielleicht kann ich dir ja nach Hause helfen. Wer bist du überhaupt, und wo wohnst du?« Sie legte der Frau die Hä n de auf die Schultern und hob sie auf die Beine.
    »Vielen Dank. Ich bin Mara. Ich war draußen beim Vogelrufen und habe mich in einem Gewitter und einer merkwürdigen Form der Fin s ternis verirrt. Ich bin gestürzt und konnte nicht wieder aufstehen, und als es wieder hell wurde – na ja, jetzt weiß ich jedenfalls nicht mehr, wo ich bin.«
    Dann war es also Metrias Schuld gewesen, weil das Gewitter ja hinter ihr hergewesen war und sie es mit Hilfe der Dunkelheit bekämpft hatte. Nun mußte sie Mara auf jeden Fall nach Hause zurückhelfen. Das befahl ihr schließlich ihr Gewissen.
    »Wenn du dir nicht eine halbe Seele zugelegt hättest, dann hättest du überhaupt kein Gewissen!« nörgelte Mentia.
    »Vielleicht kann ich dir über diesen grünen Vorberg helfen, dann bist du wenigstens auf der Ebene«, schlug Metria vor. »Du mußt nämlich wissen, daß ich eine Dämonin bin und…«
    »Eine Dämonin!« rief Mara verschreckt aus.
    »Keine Sorge; ich habe einen halben Schuh.«
    »Einen halben was?« fragte Mara und blickte auf Metrias Füße hinab.
    »Fußbekleidung, Leder, Zunge…« Sie hielt inne. »Ich meine Essenz, Charakter, Qualität, Geist…«
    »Seele?«
    »Was auch immer«, meinte sie ärgerlich.
    Das beruhigte Mara. »Aha, dann hast du also auch ein Gewissen, so daß man dir halbwegs trauen kann.«
    »Ja. Wäre ich eine unbeseelte Dämonin, hätte ich mich überhaupt nicht mit dir abgegeben.«
    »Das stimmt. Wie heißt du denn?«
    »Metria. D. Metria.«
    Mara gab ihr die Hand. »Es freut mich, dich kennenzulernen, Däm o nin Metria. Aber ich lebe auf keiner Ebene, deshalb glaube ich auch nicht, daß es eine besondere Hilfe sein wird, über diesen grünen Berg zu steigen. Normalerweise rufe ich meine Vögel im Wald und in kleinen Hainstücken, wo sie sich wohlfühlen. Das ist nämlich mein Talent, mußt du wissen.«
    »Ha, mit Vogelrufen kann man hier ja auch wirklich furchtbar viel a n fangen!« höhnte Mentia.
    Metria bemühte sich, sie zu ignorieren. »Hm, wenn wir dann vielleicht statt dessen diese Spalte entlanggehen…«
    »Vielleicht«, meinte Mara zweifelnd. »Aber ich bin sicher, daß ich nicht besonders weit gegangen bin, bevor ich mir den Knöchel verstaucht habe.«
    Metria stützte Mara, was es dieser erlaubte, einigermaßen unbeschwert zu gehen, auch wenn sie dabei immer wieder zusammenzuckte. Sie fol g ten der Ritze um die Biegung des Berges, doch alles, was sie zu sehen bekamen, war noch mehr Berg. »Ich glaube nicht, daß es der richtige Weg ist«, warf Metria ein.
    »Ich denke, du hast recht«, stimmte Mara ihr traurig zu. »Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Ich muß wohl in irgendeinen m a gischen Strudel oder so etwas Ähnliches gestürzt sein. Vielleicht solltest du mich besser hier zurücklassen und dich um deine eigenen Angelege n heiten kümmern.«
    »Nun nimm sie schon beim Wort!«
    »Nein, dieses Gewitter und die Dunkelheit waren meine Schuld, de s halb sollte ich dir auch dabei helfen, zurückzufinden. Aber das einzige, was mir noch einfällt, ist, dich auf den Berggipfel mitzunehmen. Vie l leicht hilft der Simurgh dir ja.«
    »Der Simurgh! Ist das nicht der Vogel, der das ganze Universum dre i mal hat sterben und wiederauferstehen sehen?«
    »Eben der. Ich muß ihr einen Dienst erweisen. Wenn du also nichts dagegen haben solltest, mich zu begleiten…«
    »Oh, bestimmt nicht! Gern würde ich den Simurgh einmal kennenle r nen. Das dürfte die Erfahrung meines Lebens sein. Aber…«
    »Aber das Klettern dürfte dir schwerfallen«, beendete Metria für Mara den Satz. »Mal sehen, was ich dagegen tun kann. Angenommen, ich nehme

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