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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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zermalmt. Spielt das eine Rolle?«
    Helen überlegte. »Wahrscheinlich nicht. Aber die Menschen könnten etwas dagegen haben.« Dann streckte die Wolke sich. »Ich werde ein halbes Nickerchen einlegen. Weck mich, falls irgend etwas Interessantes auftaucht.« Die Wolke verwandelte sich in einen eigenschaftslosen Fl e cken.
    So war Gnade Uns mit ihren eigenen Gedanken allein. Eigentlich war das eine recht einfache Reise. Es war ja nicht einmal besonders schwierig gewesen, ins Schloß des Guten Magiers zu gelangen. Sicher, Humfrey hatte sie angegrummelt, aber der war ja schon immer mürrisch gewesen. Ob das alles viel zu leicht gegangen war?
    Je mehr sie darüber nachdachte, um so mehr wuchs ihr Argwohn: Humfrey hatte gewollt, daß sie ins Schloß vordrang, um ihre Frage zu stellen, weil er eine Aufgabe für sie hatte. Vielleicht schuldete er dem Simurgh ja noch einen Gefallen. Vielleicht hatte der Simurgh um die Dienste einer Dämonin gebeten. Und so war eben Metria dazu auserk o ren worden.
    Sie seufzte. Schön, mochte es eben so sein. Sie würde tun, was man von ihr verlangte, damit sie den Storch endlich dazu bewegen konnte, ihr ein Baby zu bringen. Alles in allem war es wahrscheinlich ein gerechter Tausch.
    Da blieb das Pferd plötzlich stehen. Vor ihnen zog sich eine gewaltige Kette über den Weg, verhinderte ihr Weiterkommen. Gnade Uns mußte der Versuchung widerstehen, einfach darüber hinwegzuschweben, doch sie befürchtete, daß das Pferd die Sache falsch verstehen könnte. Also saß sie statt dessen ab und trat vor, um die nächstgelegenen Kettengli e der zu inspizieren.
    Jedes der Glieder war von abgeflachter, länglicher Gestalt und wies e i ne Inschrift auf. Genaugenommen war es pro Glied ein Buchstabe des Alphabets. Gnade Uns schritt die Kette ab und las die Buchstaben. Z u sammen ergaben sie den Text: DIES IST EIN KETTENBRIEF. ER IST BEREITS DREIMAL UM DIE WELT GEREIST. UNTERBRICH DIE KETTE, UND ES WIRD DIR LEID TUN. PETER PETERCHEN HAT DIE KETTE DURCHBROCHEN UND ERKRANKTE SCHON AM NÄCHSTEN TAG AN CHRONISCHEM CHROMOSOMENSAUSEN. PETRA PETRALEIN SETZTE DIE KETTE FORT UND GEWANN WUNDERBARE DINGE. VERGISS NICHT, DU MUSST DIESEN KETTENBRIEF INNERHALB VON 48 STUNDEN WEITERREICHEN, SONST SETZT ES WAS.
    Gnade Uns überlegte. Ob das interessant genug war, um Helen zu w e cken? Die Dämonin würde verärgert reagieren, wenn ihr etwas Gutes entginge. Das hier schien gut zu sein. Also beschloß sie, Helen weite r schlafen zu lassen.
    Aber irgendwie mußte sie an dieser Kette vorbei. Sie hatte zwar nichts dagegen, doch sie versperrte ihr den Weg, und schließlich hatte sie einen Auftrag zu erfüllen.
    Ob sie einfach um die Kette herumgehen konnte? Sie sah rechts und links nach, doch die Kette zog sich in beiden Richtungen bis an den äußersten Rand ihres Gesichtsfeldes. Das lag wohl daran, daß sie dreimal um die Welt ging. Ob sie über sie klettern könnte? Vielleicht, aber Acht Bits konnte das nicht. Oder sich unter ihr hindurchquetschen? Ja, ihr selbst mochte das zwar gelingen, aber das Viertelpferd würde angesichts dieser Anstrengung wahrscheinlich auseinanderbrechen.
    Sie zuckte die Schultern. Sie bezweifelte doch sehr, daß eine Kette ein Recht darauf hatte, sich über einen Weg zu spannen, egal was sie von sich behaupten mochte. Wahrscheinlich war das nur der übliche Ärger. Also würde sie die Kette zerbrechen. Sie formte die kleinen Hände zu großen, kräftigen Scheren und packte damit ein halbes Kettenglied. Dann konzentrierte sie ihre Dämonenkraft. Es ging darum, die Magie der Enge zu nutzen: Eine wirklich dünne Kante konnte die feststof f lichsten Gegenstände durchschneiden, wenn man nur kräftig genug preßte.
    Die Buchstaben auf den Kettengliedern verwandelten sich. Nun schrieben sie das Wort: AAAAAUUUUU!! Doch die Dämonin ließ nicht ab in ihrem Druck, bis die das Kettenglied gesprengt hatte.
    Dann machte sie sich über das andere halbe Glied her. Das versuchte zappelnd zu entweichen, doch sie stellte es mit einem kräftigen Fausthieb kalt. Dann setzte sie wieder die Zangen an und drückte zu.
    DAS WIRD DIR NOCH LEID TUN! setzten sich die Buchstaben zusammen. WER DIE KETTE DURCHBRICHT, IST VERDAMMT. AAAAHHH!!
    Das halbe Glied zersprang, und die Kette fiel auseinander. Jetzt war der Weg wieder frei.
    »Was ist denn hier los?«
    Gnade Uns fuhr zusammen. Da war wieder die Wolke, darin ein grä ß licher behaarter Kopf. »Nichts von Interesse«, erwiderte sie. »Was hast du denn da an?«
    »Mein

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