Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Schönheit entwickelt. Auf den Terrassen waren Blumenbeete zu sehen, und die Wachposten trugen Pastellfarben.
    Metria landete direkt vor dem Haupteingang. »Halt, Dämonin!« sagte der Posten. Er blickte sich um, um sich davon zu überzeugen, daß ni e mand sonst in Hörweite war. »Und wenn dir dein rauchiger Hintern etwas wert ist, dann mach schnell die Fliege. Leute deiner Art können wir hier nicht gebrauchen.«
    »Pech gehabt, Rußschnauze«, entgegnete Mentia gelassen. »Ich bin g e kommen, um den Begleiter des Häuptlings zu sprechen.«
    »Dieses wandelnde Stück Pferdefleisch gehört sowieso schon längst in den Topf«, brummte der Wächter. »Genaugenommen sollte man den Häuptling gleich mit hineinstecken. Die macht noch den ganzen Stamm zuschanden.«
    »Ich will ihr gern ausrichten, was du von ihr willst«, erwiderte Metria zuckersüß. »Wie heißt du denn, Großmaul?«
    Plötzlich reagierte der Posten überraschend schüchtern. »Egal. Na geh schon.«
    Metria lächelte. Koboldmänner waren der Abschaum Xanths, von bösartigem Geist und übelstem Mundwerk. Sie verabscheuten es, eine Frau zum Häuptling zu haben. Doch so war es nun einmal, und als E r gebnis gedieh der ganze Koboldberg und seine Umgebung aufs Beste. So hatte sich die Koboldenklave von einem Unruheherd in ein Zentrum der Gerechtigkeit und des Wohlstands verwandelt.
    Schon bald hatten sie Gwenny Kobold ausgemacht, die gerade im gr o ßen Speisesaal zu Abend aß. Neben ihr stand Che Zentaur. Metria wußte etwas, was sonst nur wenigen bekannt war: Gwenny lahmte leicht und konnte auch nicht besonders scharf sehen – Gebrechen, die ihre sichere Hinrichtung bedeuten würden, sollten die Koboldmänner je davon e r fahren. Doch mit Hilfe besonderer Kontaktlinsen korrigierte sie nicht nur ihre Sehstärke, sie konnte damit auch Träume schauen, was ihr einen unheimlichen Informationsvorsprung gegenüber allen Intriganten und Verschwörern verschaffte. Und ihr Begleiter ermöglichte es ihr, alle kö r perlichen und geistigen Schwächen wirkungsvoll zu verbergen. Denn Che war ein Zentaur, wenn auch noch ein junger, sein Rat war der alle r beste, und die Häuptlingsfrau befolgte ihn stets. Zusammen stellten sie ein hervorragendes Team dar.
    »Hallo, da ist ja die Dämonin Metria«, sagte Che, als er sie erspähte. Er achtete sorgfältig darauf, alle Neuankömmlinge erst einmal laut vorz u stellen, damit Gwenny die Peinlichkeit erspart blieb, sie zu übersehen.
    Schnell hob Gwenny den Blick. Sie war eine nette und schöne junge Frau, etwas dunkel, wie es die meisten Koboldmädchen waren, ganz im Gegensatz zu den häßlichen Koboldmännern. Eines Tages würde sie heiraten und irgendeinen Koboldmann völlig unverdient glücklich m a chen. Doch bisher war sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Besitz der Kobolde und ihre Hierarchie umzuorganisieren, um sich mit derlei abzugeben. Da sie erst achtzehn war, blieb ihr noch eine Weile Zeit, um sich Sorgen um ihr gesellschaftliches Leben zu machen. »Schön, dich wiederzusehen, Metria«, sagte sie. »Und welchem Anlaß verdanken wir die Freude deines Erscheinens?«
    »Ich habe den Auftrag, Che eine Vorladung als Geschworener zu übe r reichen«, erwiderte Metria und erklärte ihnen alles. »Und dir, Häuptling Gwenny, ebenfalls, nämlich als Zeugin.«
    »Roxanne Roc vor Gericht«, meinte Che nachdenklich, als er seine Marke in Empfang nahm und die Inschrift las. »Das dürfte äußerst int e ressant werden. Es fällt schwer zu glauben, daß sie sich irgendeines Verbrechens hätte schuldig machen können.«
    »Sie weiß selbst nicht, warum«, entgegnete Metria. »Sie ist emsig dabei, dieses tolle Ei auszubrüten, das jetzt jeden Monat reif werden könnte. Sie ist auch die ganze Zeit nirgendwo anders gewesen.«
    »Das ist ganz besonders merkwürdig«, stimmte Gwenny zu. »Wer klagt sie denn überhaupt eines Verbrechens an?«
    »Der Simurgh.«
    »Jetzt bin ich aber wirklich interessiert«, meinte Che und spreizte au f geregt die Flügel. »Dieser große Vogel hat keinen Sinn für derartige Streiche.«
    »Sorgt nur dafür, daß ihr beide rechtzeitig dort seid, in zwei Wochen minus einen Tag.«
    »Wer kommt denn noch alles?« erkundigte sich Gwenny.
    »So ziemlich jeder, der im Augenblick irgendwie von Prozentsatz ist.«
    »Der was ist?«
    »Kompensation, Wiedergutmachung, Ausgleichszahlung, Ertrag, Re n dite…«
    »Interesse?«
    »Was auch immer«, bestätigte Metria ärgerlich. »Der Magier Trent, die

Weitere Kostenlose Bücher