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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hahns.
    »Was ist denn das für ein Tier?« erkundigte sich Metria. Eigentlich ha t te sie ja geglaubt, daß sie so gut wie alles gesehen hatte, was es gab, doch das hier war ihr völlig neu.
    »Ein Hahnenkamm, natürlich«, erklärte Phelra. Sie packte es am Schwanz und stieg auf, oben breitete sich der schmale Rücken unter ihr so weit aus, daß sie bequem darauf reiten konnte.
    »Natürlich«, bestätigte die Dämonin und leistete ihr Gesellschaft. »Wie dumm von mir, es nicht sofort zu erkennen.«
    »Bring uns zu Schloß Roogna, Kamm«, befahl Phelra, worauf die Kre a tur sich gehorsam in Bewegung setzte. Auf ihren dünnen Beinen bewegte sie sich erstaunlich schnell und schaffte es ohne große Mühe, sich durch das Gestrüpp der Vegetation einen Weg zu bahnen, ohne irgendwelche Knötchen zurückzulassen. So durchkämmte es den Wald in weichen Strichen.
    »Sag ihr, daß auf Schloß Roogna früher ein Fluch lag«, befahl Mentia.
    »Aber der liegt doch noch immer…«
    »Tu es einfach.«
    Also gehorchte Metria. »Weißt du, eine von den Frauen, die ich vorl a den muß, hat ein Problem. Sie stand unter einem Fluch, der bewirkte, daß Schloß Roogna fallen würde, sollte sie es je betreten. Deshalb hat sie sich davon auch immer ferngehalten.«
    »Aber jetzt ist es in Ordnung?« fragte Phelra besorgt.
    »Nun…«
    »Leugne es nicht!«
    »Aber es stimmt doch gar nicht!«
    »Woher willst du das wissen?«
    Metria zögerte. Bisher hatte sie stets fraglos die Gültigkeit des Fluchs vorausgesetzt. Sie hatte erfahren, daß Threnodia sich einst tatsächlich Schloß Roogna genähert hatte, worauf es einzustürzen begonnen hatte. Aber das war schon eine Weile her, und es schien durchaus möglich, daß sich die Lage inzwischen geändert hatte. Vielleicht war es ja das, worauf Mentia nun setzte.
    »Wie lange halten Flüche überhaupt?« wollte Phelra wissen. »Ich dac h te immer, die wirken nicht länger als derjenige, der sie verhängt, lebt. Lebt denn der Verfluchende noch?«
    »Nein. Sie ist schon vor einer Weile gestorben.«
    »Da ist deine Freundin aber bestimmt erleichtert«, meinte Phelra. »Dann kann sie ja jetzt Schloß Roogna besuchen.«
    »Vielleicht«, stimmte Metria zweifelnd zu. Wieso scherte sich Mentia eigentlich darum, was Phelra dachte?
    Der Hahnenkamm kam hervorragend voran, was vielleicht an seinen vielen fedrigen Beinen lag, und schon bald kam Schloß Roogna in Sicht. Sie stiegen ab, worauf das Geschöpf davontrabte, froh über die Gel e genheit, mal ein neues Gebiet durchkämmen zu können.
    »Und nun stellst du sie Ida vor«, sagte Mentia.
    Sie kamen an dem Grabenungeheuer vorbei, das sich prompt aus dem Wasser erhob, um die fremde Person herauszufordern. »Immer mit der Ruhe, Souffle«, warf Metria ein. »Das ist Phelra, die steht auf meiner Vorladungsliste.«
    »Ach sooooo, diiiie«, bestätigte das Ungeheuer in einem Habe-ich-es-doch-gleich-gewußt-Ton und verschwand wieder unter der Wasserobe r fläche.
    Ida kam heraus, um sie zu begrüßen, und ihr kleiner Mund glitzerte plötzlich, als er einen Sonnenstrahl auffing. Metria machte die anderen miteinander bekannt und erklärte die Lage. »Aber natürlich kannst du mit uns zum Namenlosen Schloß«, willigte Ida ein. »Wir können auf den beiden Wasserspeiern hinaufreiten.«
    »Können Wasserspeier denn wirklich gut fliegen?« fragte Phelra übe r rascht, denn sie hatte gesehen, wie massiv die beiden Kreaturen waren und wie klein ihre Flügel wirkten.
    »Ganz bestimmt, jedenfalls auf dieser ganz besonderen Reise«, meinte Ida. »Wir besorgen uns noch einen Flugzentauren, der sie und uns dafür leicht genug macht.«
    Und wenn Ida daran glaubte, war es auch so, wie Metria wußte, denn ebendies war Idas Talent.
    Phelra sah sich um. »Das ist aber ein hübsches Schloß. Ich bin ja so froh, daß der Fluch nicht mehr wirksam ist.«
    »Der Fluch?« fragte Ida, und auch ihr Mond wirkte etwas verdutzt und ging in seine Halbphase über.
    »Der Fluch, der Threnodia daran gehindert hat, hierher zu kommen«, erklärte Metria.
    »Ach, der Fluch ist verflogen?« fragte Ida. »Wie nett! Dann kann Thr e nodia ja endlich mal zu Besuch kommen.«
    Plötzlich begriff Metria die verrückte Logik ihrer verrückten schlimm e ren Hälfte. Phelra wußte nichts von Idas Talent, während Ida wiederum nicht wußte, daß Phelras Informationsquelle alles andere als gesichert war. Jetzt aber glaubte Ida, daß der Fluch verflogen war – und so war er es denn auch, denn was Ida glaubte,

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