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Vogelfaenger

Titel: Vogelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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halte mich dann aber zurück. Kann ich hier eigentlich so locker rumflirten? Ich habe doch einen Freund, einen kranken Freund. Nein, das stimmt verrückterweise gar nicht mehr, denn Tobias und ich haben uns ja getrennt. Aber in meinem Herzen ist das anscheinend noch nicht angekommen. Tobias war meine erste Liebesbeziehung – sieben Monate und vier Tage – und irgendwie dachte ich wohl, das würde jetzt immer so bleiben. »Ich muss erst Ida fragen«, sage ich etwas verwirrt. »Die schläft vielleicht noch.«
    »Das sah aber gerade nicht so aus. Da hatte sie Besuch.«
    Ich sehe Jan erschrocken an und denke spontan an den Teufel aus ihrem Traum.
    »Die zwei Jungs mit den Rennrädern«, sagt Jan arglos.
    »Ach so, die!« Ich schlage mir auf die Stirn. Hallo, Nele, aufwachen! »Ja, dann geben wir ein Frühstücksfest. Das wird bestimmt lustig.«
    »Okay.« Jan freut sich. »Nichts lieber als das.«
    Und schon ist das mysteriöse Handybimmeln vergessen.

16
    Die beiden Radfahrer haben tatsächlich ihr Versprechen gehalten und Brötchen für alle gekauft. Als Jan und ich aufs Zelt zugehen, vergrößere ich den Abstand zwischen uns. Nicht, dass sich jemand noch was dabei denkt. Ich weiß ja selbst nicht, was ich denken soll. So ist das.
    »Supernett, dass ihr wirklich Brötchen mitgebracht habt«, begrüße ich die zwei, lache Ida an, die jetzt deutlich ausgeschlafener und gesünder aussieht, bedanke mich bei ihr fürs Kaffeekochen und setze mich an die gedeckte Picknicktafel. »Jan kennt ihr ja wahrscheinlich schon …«, sage ich und lade ihn mit einer Handbewegung ein, sich neben mich zu setzen.
    »Mich kennt man überall, ich schnorr mich so durch.«
    »Allerdings«, sagt der Blonde, der heute ein verwaschenes rötliches Muskelshirt mit dem selbst aufgedruckten Namenszug
Fabian
trägt. »Wie war das neulich mit dem Grillen?«
    »Ich hab immerhin Mamas Kartoffelsalat mitgebracht!«
    Die Jungs lachen. Ich zwinkere Ida zu: Ist doch nett, so ein improvisiertes Frühstück im Freien mit lauter fröhlichen Gästen.
    »Ich bin Fabi.«
    »Echt: Fabi?«, frage ich erstaunt. »Nicht Fabian?«
    »Nö, Fabi. Kurz und schmerzlos.«
    »Ich bin Hannes.«
    »Und Nele hat schon befürchtet, sie würde außer Albert hier niemanden kennenlernen«, sagt Ida, gießt allen Kaffee in die Becher – Fabi und Hannes haben schlauerweise ihre eigenen Becher mitgebracht, Jan muss aus einer Müslischale trinken – und ein ganz leichter Hauch Kritik an meiner Art, die Jungs einzuladen, schwingt in ihrer Stimme mit.
    »Wer ist Albert?«, fragen Jan, Fabi und Hannes gemeinsam.
    »Der schöne schwarze Radfahrer«, antworte ich übertrieben sehnsüchtig und ärgere die drei ein bisschen damit. Wahrscheinlich denken sie, wenn sie mit den Mädchen schon frühstücken, haben sie auch gleich deren Herzen in der Tasche. Nix da, so leicht sind wir nicht zu haben!
    »Ach, der!«, sagt Jan. »Albert! Chérie! Der war verheiratet und hatte schon fünf Kinder. Das hat er mir erzählt. Der wäre nichts für euch gewesen.«
    »Haha, hätte ich jetzt auch gesagt!«, ruft Fabi und beißt so ausgehungert und herzhaft in sein Schokocroissant, dass die Krümel nur so in alle Richtungen stieben.
    Ida dreht sich zur Seite und steckt sich, als wolle sie sich von seinem übermäßigen Appetit distanzieren, eine Zigarette an. Jetzt hat sie wieder das arrogante Gehabe, das sie sich von ihrem Papa abgeguckt hat. »Immerhin fand Albert uns so nett, dass er ein Andenken hat mitgehen lassen. Oder, Nele, weißt du, wo das Windrad hingekommen ist?«
    Ich drehe suchend den Kopf. »Jau, das ist weg!«
    »Komisch, oder?«, fragt sie.
    »Hat einer von euch …?« Ich blicke die Jungs an, es ist eine dumme Frage und sie verneinen natürlich alle.
    »Was denn-m für’n-m Windrad-m?« Jan pult sich mit dem kleinen Finger Sesamkörner aus einer auffälligen Lücke zwischen seinen Zähnen.
    »Nichts Besonderes, ein Kinderspielzeug aus Plastik, nur ein farbenfroher Jux, aber trotzdem …« Ich stehe auf, stecke den Zeigefinger in das Löchlein in der Erde, in dem es steckte, wobei ich seltsamerweise an Jans Zahnlücke denken muss. Irgendwie kann ich’s nicht glauben. Manche Dinge sind einfach nur verwirrend. Wer klaut ein kleines Windrad?
    »Vielleicht hat sich’s der Kurze gekrallt«, sagt Hannes und deutet auf das Wohnmobil. Marius trippelt gerade heran, bleibt vor Rocky stehen, streckt den Arm aus und sagt entschlossen zu Rocky: »Auto!«
    Fabi lacht sich kringelig, krault Rocky am

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