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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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biss die Zähne zusammen. »Genau das versuche ich ja!«
    Als Bedford einsah, dass Dylan nicht vorhatte, Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen, kam er hinter dem Pfahl hervor und griff an. Dylan parierte, geriet aber ins Taumein, da er wesentlich schwächer war als sein Gegner. Einen entscheidenden Vorteil hatte er jedoch: Er fürchtete sich nicht davor, eventuell Verletzungen davonzutragen. Schlimmer, als sie ohnehin schon waren, konnten seine Schmerzen gar nicht mehr werden, und er wusste, er würde sterben, wenn es ihm nicht gelang, sich diesen Kerl ein für alle Mal vom Hals zu schaffen. Bedford seinerseits hoffte immer noch, Dylan werde sich zur Tür wenden, doch dieser griff ihn stattdessen unvermutet an.
    Der vollkommen überrumpelte Bedford wollte zurückweichen, war aber nicht schnell genug. Schwerter klirrten, Dylan ripostierte, und es gelang ihm, den Gegner zu entwaffnen. Augenblicklich griff er wieder an und trieb Bedford sein Schwert tief in die Brust. Der Rotrock schrie laut auf, ehe er hustend und nach Atem ringend zusammenbrach.
    Dylan verlor keine Zeit. Er nahm das Hemd vom Tisch, streifte es hastig über, hob dann seinen Kilt vom Boden auf, wickelte Brigid und seinen sporran darin ein und warf sich zu guter Letzt das Wehrgehänge über die Schulter. Dann nahm er dem toten Wächter den Schlüsselring ab. »Lass uns von hier verschwinden«, sagte er zu Sinann, drehte sich aber im selben Augenblick wieder um. »Nein, warte noch eine Minute.
    »Wir sollten lieber gehen.«
    »Warte.« Dylan ging zum Tisch hinüber. »Wo hat er es nur hingetan?«
    »Was denn?« Panik schwang in Sinanns Stimme mit; Bedford wand sich noch immer gurgelnd und Blut spuckend auf dem Boden.
    »Das Kreuz.« Dylan beugte sich zu dem sterbenden Engländer hinunter, klopfte dessen Mantel ab und durchsuchte die Taschen, bis er das Kruzifix fand. »Dreckiger Dieb!«
    Bedford verstummte. Zwar atmete er noch, aber der Tod würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    »Lass uns endlich von hier verschwinden!«, schrie Sinann.
    Dylan stopfte das Kruzifix schnell in sein Bündel, öffnete dann die Tür und vergewisserte sich, dass der von Kerzen erleuchtete Gang leer war. Er wollte schon loslaufen, besann sich dann aber, lehnte sich keuchend an die Wand und deutete auf die Tür. »Geh mal nachsehen, ob die Luft rein ist.«
    »Ob was wie ist?«
    »Sieh nach, ob da draußen irgendwer ist.«
    »Ach so.« Sie hob die Hand, um mit den Fingern zu schnippen, hielt dann aber inne und fragte: »Hast du in Amerika zufällig zu einer Schmugglerbande gehört?«
    »Nun geh schon.« Seine Kräfte schwanden schnell; der Adrenalinstoß, den ihm der Kampf versetzt hatte, würde nicht mehr lange vorhalten.
    Sinann huschte davon und kehrte kurz darauf wieder zurück. »Die Luft ist rein.« Dylan schob die Tür auf, trat in den Gang hinaus, schloss die Tür wieder hinter sich und kroch die steinernen Stufen empor. Dieses Ende des Gebäudes bildete mit dem Nachbarhaus ein V. Durch eine Mauerritze konnte er den Exerzierplatz bis hin zur Fortmauer überblicken. Es war Morgen; überall wimmelte es von Soldaten. »Okay, Tink, und wie soll ich jetzt hier rauskommen?«
    Sinann klatschte in die Hände. »Fliegenderweise natürlich, was dachtest du denn?« Sie winkte, und schon spürte er, wie sich seine Füße vom Boden lösten. Da er zu schwach war, um das Gleichgewicht zu halten, rollte er sich zu einem Ball zusammen und schlang die Arme um die Knie, während er durch die Luft und über die Mauer hinweg schwebte. Sein Herz setzte fast aus, als er einen Wachposten am Südende der Brustwehr entdeckte, keine zehn Meter von ihm entfernt. Doch die Aufmerksamkeit des Soldaten richtete sich allein auf den See. Am Fuß der Mauer setzte Sinann ihn wieder ab. Er rollte sich unter einen Ginsterbusch und ruhte sich dort im Schutz dichter gelber Blüten und dorniger Zweige einen Moment aus. Zwar verfingen sich die Stacheln in seinem Hemd und hinterließen dünne Kratzer auf seiner Haut, aber das erschien ihm belanglos im Vergleich zu dem Schicksal, dem er gerade entgangen war. Außerdem schmerzte sein Rücken immer noch so stark, dass er die Schrammen kaum spürte.
    Als er die Augen wieder öffnete und sah, dass Sinann ihn besorgt musterte, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, aber so freundlich, wie es ihm möglich war: »Wo, zum Teufel, hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    »Du hast mir gesagt, ich solle ein Auge auf Cait haben. Du bist nach Killilan

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