Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
gegangen.«
    »Ich war bei Cait. Sie kam in jener Nacht zu mir. Wo warst du?« Als ein schuldbewusster Ausdruck auf Sinanns Gesicht trat, warnte er: »Tinkerbell ...«
    »Nun, ich musste doch nachsehen, wo du abgeblieben bist, nicht wahr? Als dieser Sassunach-Bastard in die Burg kam und ich merkte, dass du in Schwierigkeiten steckst, habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht.«
    »Und hast Cait im Stich gelassen.«
    Eine lange Pause entstand. Sinanns Lider flatterten nervös, und schließlich gab sie seufzend zu: »Aye, das habe ich getan.«
    »Aber du hast mich nicht gefunden.«
    »Du warst wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe dich überall gesucht.«
    »Nur nicht bei dem alten Turm. Cait ist nämlich als Erstes dorthin gekommen. Wärst du bei ihr geblieben, hättest du mich auch gefunden.«
    Sinann entgegnete nichts darauf. Nach einiger Zeit flüsterte Dylan: »Und wie hast du mich schließlich entdeckt?«
    »Weißt du, dieser Gobelin in Iain Mórs Arbeitszimmer ist sehr nützlich, wenn man jemanden belauschen will, während man sich zugleich an einem anderen Ort aufhält. In diesem Zimmer fand ein sehr aufschlussreiches Gespräch statt.«
    »Du hast also gelauscht. Wurde über mich gesprochen?«
    »Aye.«
    Ganz offensichtlich wollte sie das Thema nicht weiter verfolgen, und das erweckte sein Misstrauen. »Was genau wurde denn gesagt?«
    Einen Moment lang fürchtete er, keine Antwort zu bekommen, also bohrte er weiter: »War Iain an dem Komplott beteiligt?«
    Sie runzelte die Stirn. »Komplott?«
    »Äh ... hat er zu meiner Verhaftung beigetragen?«
    Die Fee schüttelte den Kopf. »Nein. Aber man kann nicht behaupten, dass er sonderlich traurig darüber ist. Coll ist tot, weil er Robin Innis angegriffen hat. Iain will nicht, dass Artair dasselbe Schicksal erleidet. Jetzt kann er seine ursprünglichen Pläne für seine Tochter verwirklichen, Artair ist der neue Erbe, und Seine Gnaden hat dich bequemerweise vergessen. Der Rest des Clans allerdings nicht.«
    Das leuchtete Dylan nicht recht ein. »Wie meinst du das?«
    Sinann seufzte. »Abgesehen vom Laird und seinem Bruder trauert der ganze Clan um dich. Malcolm Taggart hat Recht gehabt, du wärst ein guter Laird geworden. Jeder Einwohner Glen Ciorrams war entsetzt, als er von deiner Verhaftung erfuhr.«
    »Wirklich?«
    »Aye. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Du hast dich lange genug ausgeruht. Los, du musst weiter. Der Wachposten ist gerade am anderen Ende der Mauer.« Ungeduldig bedeutete sie ihm, endlich aufzustehen.
    Dylan hätte gerne gefragt, welche Stimmung sein Verschwinden in Ciorram ausgelöst hatte, sah aber ein, dass sich später noch genug Gelegenheit zu einem Gespräch ergeben würde. Er versuchte sich langsam aufzurichten, doch jede Bewegung löste erneut einen brennenden Schmerz aus. »Lass mich einfach noch eine Weile hier liegen«, bat er.
    »Auf keinen Fall! Sie werden Bedford bald finden, und da die Engländer es übel vermerken, wenn man ihre Soldaten umbringt, werden sie sofort die Verfolgung aufnehmen. Steh auf! Steh auf, sage ich!« Sie packte sein Hemd und zog kräftig daran. Dylan stöhnte unterdrückt auf und funkelte sie böse an, doch sie zog und zerrte weiter, bis er unter dem Ginsterbusch hervorgekrochen kam. Sein Rücken brannte inzwischen so stark, dass er nur noch wünschte, endlich die Besinnung zu verlieren, was natürlich nicht geschah.
    »Dann sorg wenigstens dafür, dass der Schmerz vergeht! Schnipp mit den Fingern und mach, dass es aufhört! Ich halte das nicht länger aus!«
    Sie seufzte. »Wie hättest du es denn gerne? Möchtest du für den Rest deines Lebens nie wieder Schmerzen empfinden?«
    »Mach, was du willst, aber tu endlich etwas!«
    »Nein. Ich werde überhaupt nichts tun. Die Schmerzen werden bald vergehen.«
    Dylan stöhnte nur.
    »Siehst du das Wasser dort unten?« Dylan nickte. »Da musst du hinein. Das Fort ist auf drei Seiten von Wasser umgeben. Leider ist es Salzwasser, es wird also ein bisschen wehtun ...« Dylan warf ihr einen gottergebenen Blick zu, auf den sie nicht einging. »Aber mach dir keine Sorgen, untergehen wirst du nicht.« Wieder zerrte sie an seinem Hemd, bis er schwankend auf die Füße kam und zum Wasser hinunterhumpelte.
    Sinann hatte Recht, das Meerwasser brannte höllisch auf seinem Rücken. Dylan schnappte nach Luft, Tränen traten ihm in die Augen. Sinann wies ihn an: »Nur der Mund darf über der Wasseroberfläche zu sehen sein. Ich bringe dich auf die andere Seite.« Dylan

Weitere Kostenlose Bücher