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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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seines Mantels, den er in der Burg zurückgelassen hatte. Hoffentlich gelang es ihm, sich vor Wintereinbruch einen neuen zu beschaffen. Das Säckchen mit seinem Hafermehlvorrat verstaute er in seiner Tasche und schlang sich dann sein Wehrgehänge über die Schulter. Er war bereit. Alasdair, Rob und die anderen warteten schon hinter dem Haus, und die fünf Männer brachen unverzüglich auf.
    Mit keinem Wort wurde das Ziel oder der Grund ihres Marsches erwähnt. Dylan stellte auch keine Fragen, sondern wanderte schweigend neben den anderen her. Nachts schliefen sie eng aneinander gedrängt, in ihre Plaids gewickelt, auf dem Boden; morgens verzehrten sie klumpigen kalten Haferbrei, dann ging es weiter. Einmal erlegte Alasdair ein Moorhuhn, das sie sich teilten. Die Gegend hier war waldreicher als der Norden des Landes, und nach und nach stieg das Gelände steil an. Am dritten Tag erklommen sie einen Berghang, und als Dylan zwischen den Bäumen hindurchspähte, bot sich ihm die Aussicht auf eine weitläufige niedrige Hügellandschaft. Hier gingen die Berge des Hochlands in die Ebenen des Tieflands über. Es war schon lange her, seit er zum letzten Mal offenes Land gesehen hatte; kurz darauf begannen sie mit dem Abstieg.
    Sie mieden die viel benutzten Wege und Straßen und hielten sich lieber an die schmalen Pfade, die sich zwischen den vereinzelten Gehöften und den Hügeln hindurchwanden. Am fünften Tag erreichten sie einen Hof, an den sie sich so behutsam heranpirschten wie ein Jäger an seine Beute.
    Direkt vor ihnen weidete eine Herde zottiger schwarzer Rinder. Roh zählte die Tiere und teilte Alasdair das Ergebnis mit, ehe sie sich zurückzogen und an die nächste Herde heranschlichen, die ebenfalls gezählt wurde.
    Dylan wunderte sich allmählich, warum Rob vier Männer für diese Mission benötigte. Ein oder zwei hätten das Vieh ebenso gut zählen können wie fünf; außerdem wären zwei Männer weniger aufgefallen. Aber am sechsten Tag erhielt er auf seine unausgesprochene Frage eine Antwort, denn sie gelangten zu einer kleinen Kate, der sie sich -diesmal ganz offen - näherten. An der Tür wurden sie von einem kläffenden Hund und einer Frau mittleren Alters empfangen.
    Als sie Rob sah, erhellte sich ihr verhärmtes, von Falten durchzogenes Gesicht vor Freude. Sie umarmte ihn liebevoll und bat dann alle in die Stube herein; die Männer traten gebückt durch die niedrige Tür und blieben im Raum stehen, während Rob die Frau zum Feuer zog und dort auf sie einsprach. Die mit gedämpften Stimmen geführte Unterhaltung dauerte nicht lange, die Frau versuchte sichtlich, ein Schluchzen zu unterdrücken, konnte aber nicht verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen rollten. Schließlich zog Rob einen ledernen Geldbeutel hervor, entnahm ihm einige Silberstücke und zählte sie der Frau in die Hand. Sie verstummte, die andere Hand vor den Mund geschlagen. Rob schloss ihre Finger um das Geld, küsste sie auf die Wange und wandte sich zum Gehen.
    Doch an der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: »Achte darauf, dass du eine Quittung für die volle Pachtsumme erhältst. Lass dich nicht von ihnen mit Ausflüchten abspeisen, sondern verlange eine Quittung.« Die Frau nickte, und die kleine Gruppe verabschiedete sich.
    Als sie ungefähr eine halbe Meile von der Kate entfernt waren, blieb Rob stehen, hob eine Hand und deutete auf eine Eiche, deren Äste über den Weg ragten. Alasdair kletterte flink hinauf, machte es sich in einer dicken Astgabel bequem und zog seine beiden Steinschlosspistolen aus dem Gürtel, um sie zu laden. Die anderen vier Männer bezogen in einem von Eichen und Kiefern überschatteten Farndickicht auf der anderen Seite des Weges Position, setzten sich auf den Boden und warteten.
    Die Zeit verstrich, niemand sprach ein Wort. Dylans linkes Bein begann zu schmerzen, daher schloss er die Augen und bemühte sich, an etwas Erfreuliches zu denken. Cait. Er fragte sich, was sie in diesem Augenblick wohl gerade tat. Wahrscheinlich war sie inzwischen in Edinburgh, verheiratet mit diesem ...
    Er schüttelte unwillig den Kopf, um seinen aufkeimenden Ärger zu ersticken. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich solch trüben Gedanken hinzugeben. Zwar wusste er noch nicht, was in Kürze geschehen würde, aber ihm war klar, dass Rob seine beiden besten Schwertkämpfer und seinen erfahrensten Schützen nicht ohne Grund für dieses Viehzählungsunternehmen ausgewählt hatte.
    Anhand des Sonnenstandes schätzte

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