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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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er, dass zwei oder drei Stunden vergangen sein mussten, als sie in der Ferne Hufschlag hörten, der sich der Kate näherte. Die Männer ließen die Pferde ruhig passieren, und sowie diese außer Sicht waren, kamen sie aus ihrem Versteck heraus. Rob rief Alasdair oben im Baum mit gedämpfter Stimme etwas zu.
    »Wie viele sind es?«
    »Zwei. Nur mit Schwertern bewaffnet. Vielleicht haben sie noch Dolche bei sich.«
    Wahrscheinlich haben sie noch Dolche bei sich, dachte Dylan. Aber wenigstens keine Gewehre, das beruhigte ihn ein wenig.
    Rob befahl leise: »Seamus Glas, Murchadh, hinter diesen Baum. Mac a'Chlaidheimh, komm mit mir.« Dylan stutzte einen Moment, als er seinen neuen Namen hörte, dann gehorchte er; nach ungefähr fünfzehn Metern zog Rob ihn gleichfalls hinter einen Baum. Wieder warteten sie ab, aber diesmal längst nicht so lange.
    Die Pferde kehrten in demselben gemächlichen Trab zurück, in dem sie sich der Kate genähert hatten. Ihre Reiter waren in eine aufgeregte, auf Englisch geführte Diskussion verstrickt. Offenbar konnten sie es sich nicht erklären, wo-her die Frau just an dem Tag, an dem die Zwangsräumung vollstreckt werden sollte, das Geld für die Pacht herhatte. Sie wirkten empört und enttäuscht und schenkten daher ihrer Umgebung wenig Beachtung.
    Sie wirkten sogar noch entrüsteter, als Rob mit seiner Pistole im Anschlag hinter dem Baum hervortrat, gefolgt von Dylan, der sein Schwert gezogen hatte. Beide Männer zügelten ihre Pferde. Sogleich schwang sich Alasdair von seinem Ast in der Eiche hinter ihnen herab und rief ihnen eine Warnung zu. Die Männer fuhren im Sattel herum, blickten in die Läufe von Alasdairs Pistolen und fluchten unterdrückt. Dylan wertete das Verhalten der anderen beiden Schwertkämpfer als Signal für seinen eigenen Einsatz. Gemeinsam umzingelten sie die beiden Reiter, die jetzt nicht mehr von ihren Pferden steigen konnten, ohne sich einer Schwertspitze gegenüberzusehen. »MacGregor ...«, begann der eine vorsichtig.
    »Gebt schon her«, unterbrach Rob ihn barsch.
    Der Mann, den er angesprochen hatte, war stark gebaut, fast schon beleibt, und trug ein auffälliges Gewand aus pflaumenfarbenem Damast und Samt, dazu einen mit Federn geschmückten Hut. Da er sich seit seiner Ankunft in diesem Land in den Highlands aufgehalten hatte, kannte Dylan sich mit der englischen Mode dieser Zeit nicht aus. Zwar hatte er derartige Kostüme schon im Film gesehen, hätte sich aber nie träumen lassen, dass erwachsene Männer allen Ernstes so in der Öffentlichkeit herumliefen. Kopfschüttelnd stellte er bei sich fest, dass ihm so manches in diesem Jahrhundert schlicht und ergreifend lächerlich vorkam.
    »Wovon sprecht Ihr?«, fragte der Fremde.
    »Lasst doch das Theater. Ich weiß, dass Ihr es habt, also gebt es mir, und zwar schnell, dann lasse ich Euch am Leben. Obwohl Ihr es nicht verdient habt.«
    Der korpulente Mann seufzte, dann suchte er in seiner Rocktasche nach seiner Geldbörse.
    »Erst einmal das Pachtgeld, wenn ich bitten darf. Und Eure Börse.«
    Der zweite Mann war klein, dünn und still, wirkte jedoch äußerst wachsam. Dylan behielt ihn scharf im Auge und achtete vor allem auf seine Hände. Die Pferde, gut genährte, gepflegte Vollblüter, denen man ansah, dass sie aus einer erstklassigen Zucht stammten, kauten geräuschvoll auf ihren Trensen herum und scharrten unruhig mit den Hufen.
    Wieder stieß der Beleibte einen Fluch aus und wühlte in seiner Satteltasche nach dem Silber. Er warf Rob beide Beutel zu. Dieser fing sie geschickt auf, dann richtete er seine Pistole auf den kleineren Mann.
    »Und wie sieht es mit Eurem Beitrag aus?«
    Der Mann hob beide Hände, um anzudeuten, dass er kein Geld bei sich hatte, doch Dylan glaubte ihm nicht. Er trat näher und setzte dem Kleinen sein Schwert auf die Brust. Dieser warf ihm daraufhin einen giftigen Blick zu und murmelte ein einziges Wort, aber in einem so bösartigen Tonfall, dass Dylan fast froh war, die Bedeutung nicht zu kennen. Schließlich zog der Mann widerwillig seine Geldbörse hervor und reichte sie Rob.
    Rob Roy wog sie in seiner Hand und grinste. »Ich danke Euch. Wir werden uns jetzt verabschieden. Kommt nicht auf die Idee, uns zu folgen, sonst wird Euch mein Meisterschütze hier«, er deutete auf Alasdair, »eine Kugel in den Kopf jagen, Euch diesen dann abschlagen und in einem Sack an Montrose schicken. Schönen Tag noch, Gentlemen.« Mit diesen Worten bedeutete er seinen Männern, ihm zu folgen.

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