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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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erledigt. Du hast ja großes Geschick in solchen Dingen.«
    Dylan blieb stehen und sah Sinann an, als sehe er sie zum ersten Mal. »Ich denke ja gar nicht daran! Was immer ich auch sein mag - oder zu was ich geworden bin, seit du mich hierher verschleppt hast -, ein Mörder bin ich nicht! Nimm das sofort zurück!« Drohend baute er sich vor ihr auf.
    »Ich ...«
    »Nimm das zurück, Tink, oder ich stelle diese Kiste ab, mache mich auf den Weg nach Glasgow und nehme dort das erste Schiff in die Kolonien. Dann kannst du mitsamt deinem kostbaren Aufstand zur Hölle fahren.«
    »Ich wollte doch nur ...«
    »Nimm das zurück. Ich will nichts mehr von hinterhältigen Mordanschlägen hören. Nie mehr. Nimm es zurück.«
    »Also gut, es tut mir Leid.«
    Doch so schnell verrauchte Dylans Zorn nicht. Schweigend stapfte er weiter, und sie hüpfte neben ihm her. »Aber vor kurzem warst du noch durchaus bereit, Ramsay zu töten.«
    »Das wäre ein großer Fehler gewesen. Du hattest vollkommen Recht, mich daran zu hindern.«
    Sinann rümpfte die Nase. »Auf einmal hört er auf mich.«
    Eine lange Pause entstand, während der sie versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Endlich fragte sie verzagt: »Aber was kannst du tun?«
    Dylan seufzte tief. »Ich weiß es nicht. Ich muss eben alles auf mich zukommen lassen.«
    Mehrere Wochen lang begleiteten Dylan und seine Kameraden Rob auf seinen Botengängen nach Perth und zurück, nach Drummond Castle, wieder nach Perth, nach Auchterader und zurück nach Perth. Obwohl Dylan so viele Fragen stellte, wie er es wagte, ohne Verdacht zu erregen, und sich so oft wie möglich in Robs Nähe aufhielt, erfuhr er nichts vom Inhalt der Botschaften, die sie beförderten. Der Gedanke, dass er nichts über mögliche Fehler herausfinden konnte, ehe sie begangen wurden, trieb ihn fast zum Wahnsinn. Auch die Informationen, mit denen Sinann ihn versorgte, waren oft zu ungenau und trafen zu spät bei ihm ein, um von Nutzen zu sein. So, wie es aussah, war Mar nicht im Stande, auch nur die kleinste Entscheidung ohne langwierige Bedenkzeit zu treffen. Dylan bekam nur mit, dass all diese Verzögerungen ihnen schadeten, und das wusste inzwischen jeder Jakobit in Schottland.
    Die jakobitische Armee brannte darauf, sich im Kampf zu bewähren. Mars Hinhaltetaktik löste großen Verdruss unter den Männern aus, und die Nachricht, dass Argyll Edinburgh eingenommen hatte, demoralisierte sie noch mehr. Dylan erfüllte diese Neuigkeit mit eisigem Entsetzen; er stand Todesangst um Cait und den Jungen aus.
    Inzwischen war es November geworden, der erste Schnee lag in der Luft, doch noch immer wollte Mar die Ankunft des Königs abwarten. Erst am neunten November wurde bekannt, dass der Abmarsch unmittelbar bevorstand. Dylan wusste, wann es losging, und er wusste auch, wohin. In vier Tagen würde die Schlacht von Sheriffmuir stattfinden. Er hatte nicht mehr viel Zeit.
    Ein atemloser Bote stieß zu ihnen und überbrachte Rob eine Nachricht von Mar. Rob sollte mit ein paar Männern die Gegend um den River Förth auskundschaften und danach wieder zu Mars Truppen stoßen. Eine Zentnerlast fiel Dylan von der Seele, als er begriff, dass sie in diesem Fall der Schlacht entgehen würden. Doch seine Erleichterung verflog augenblicklich, denn ihm wurde klar, dass er die letzte Hoffnung für die Jakobiten war. Wenn er den Ausgang des Aufstandes ändern sollte, dann musste er irgendwie Einfluss auf den Ausgang der Schlacht nehmen. Und das konnte er nicht tun, wenn er sich mit Rob auf einem Erkundungsgang befand.
    Also trat er mit einer Bitte an MacGregor heran.
    »Ich möchte in Balhaldies Abteilung kämpfen.«
    Rob besprach sich gerade mit einem der MacPhersons, entschuldigte sich aber und wandte sich stirnrunzelnd an Dylan. »Warum denn?« Ganz offensichtlich missfiel es ihm, dass einer seiner Männer ihn verlassen wollte, auch wenn er sich einem anderen MacGregor anschloss. Obwohl sich die sozialen Strukturen und Ansichten allmählich wandelten, würden sich die Highlander erst in zwei oder drei Generationen daran gewöhnen, nicht mehr ausschließlich für oder an der Seite der eigenen Familie zu kämpfen. Dylan war von Rob Roys MacGregor-Clan als einer der ihren aufgenommen worden, und nun wollte er sie im Stich lassen. Kaum jemand würde Verständnis dafür aufbringen.
    Dylan war all dies durchaus bewusst. Er räusperte sich verlegen. Wie sollte er Rob erklären, woher er wusste, dass er, wenn er bei ihm blieb, erst auf dem

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