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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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jetzt verstehe ich, warum du ihn nicht töten konntest. Du hast mein volles Mitgefühl. Und Cait auch, sie muss ja mit diesem rückgratlosen Schwein leben.« Er deutete in die Richtung, in die Ramsay geflohen war. »Hoffentlich holt Seamus ihn ein. Wenn nicht, sollten wir besser sehen, dass wir hier wegkommen.«
    Seamus kehrte ohne Ramsay zurück, und die Männer packten ihre Sachen und machten sich auf den Rückweg nach Glen Dochart.
    Es stellte sich heraus, dass das Scheitern des Lösegeldplanes keine große Katastrophe war, denn sie waren noch nicht lange zu Hause, als ihnen befohlen wurde, sich erneut zum Aufbruch zu rüsten. Alle Gefolgsleute, die zum Kampf bereit waren, konnten sich Rob anschließen und sich als Rekruten für die Truppen von König James VIII. anwerben lassen. Sie marschierten nach Glen Gylem, wo der Hof von Robs Vorfahren lag. Dort würde das Ober-haupt des Clans MacGregor die Clansmänner zusammenziehen, die für die Sache kämpfen wollten. Die Hälfte von Robs Outlaws folgte dieser Aufforderung; mit Waffen und Proviant versehen zogen sie gen Westen, und Dylan befand sich mitten unter ihnen.
    Sinann tauchte plötzlich auf und hüpfte aufgeregt neben ihm her. »Du gehst! Du gehst wirklich!«
    Dylan bedachte sie mit einem schiefen Lächeln und sagte nicht ohne Ironie: »Gut beobachtet, Tink. Sieht aus, als wären wir bei der Armee gelandet.«

22.
    Das Soldatendasein hatte, wie Dylan bald erfahren sollte, so manche Schattenseite. Sein Lohn wurde auf drei Pence pro Tag halbiert, und seine Tagesverpflegung betrug drei Laibe Brot; wenn er Fleisch haben wollte, musste er welches kaufen oder selber auf die Jagd gehen. Er trug eine der Pistolen bei sich, die sie im vorigen Monat den Sas-sunaich abgenommen hatten, aber es war ihm zu umständlich, sie nach jedem Schuss neu zu laden, außerdem war er ohnehin kein guter Schütze. Er behielt die Pistole nur, um gut bewaffnet zu erscheinen. Wilderei wurde in diesen Zeiten zwar nicht gern gesehen, aber auch nicht unter Strafe gestellt, daher kaufte er jedem, der ein größeres Wild erlegte, ein Stück davon ab. Nach wie vor aß er auch Gemüse und wilde Kräuter, obwohl die anderen Männer ihn deshalb fürchterlich aufzogen. Doch Dylan ließ der Spott kalt, ihm lag daran, seine Zähne zu behalten. Und da es ihm nichts ausmachte, Lebensmittel zu verzehren, die als Armeleuteessen galten, aß er auch weiterhin so viel Gemüse, wie er bekommen konnte.
    Wie die meisten seiner Kameraden, so hatte auch Dylan sich eine blaue Kappe anfertigen lassen, eigentlich eher eine Mütze, die wie ein fast leerer Ballon auf seinem Kopf lag; die weiße Rose, die er daran befestigt hatte, wies ihn als Angehörigen der jakobitischen Armee aus. Zwar war sein Hemd arg zerschlissen, und sein Kilt hatte auch schon bessere Tage gesehen, aber zumindest trug er einen schmucken neuen Hut.
    »Steht dir gut«, bemerkte Sinann bewundernd.
    Dylan rückte die Kappe zurecht. »Man gewöhnt sich dran. Ich will schließlich nicht, dass man mich mit einem Engländer verwechselt.« Eigentlich machte er sich nichts aus Kopfbedeckungen, aber wenigstens hielt die weiche Wolle ihm die Ohren warm.
    Sinann lachte. »Hast du in der letzten Zeit mal dein Spiegelbild gesehen? Du bist ein Highlander durch und durch. Niemand würde dich für einen verweichlichten Sas-sunach halten.«
    Dylan musste unwillkürlich grinsen.
    In Glen Gyle konnten die von Rob Roy und dessen Neffen Gregor Ghlun Dhubh angeworbenen Männer anfangs nichts anderes tun als warten; dann wurde Rob nach Perth gerufen und damit betraut, Gelder für den Ankauf von Waffen nach Breadalbane zu schaffen. Er nahm seine besten Männer mit; Alasdair Roy, Seamus Glas, Alasdair Og und Dilean Mac a'Chlaidheimh. Damit hatte er eine gute Wahl getroffen, denn da die Männer alle selbst schon Überfälle durchgeführt hatten, wussten sie, worauf sie zu achten hatten. Sie hatten die besten Aussichten, das Geld sicher an seinen Bestimmungsort zu bringen.
    Mit fünf der besten Pferde aus Gregor Ghlun Dhubhs Ställen ausgestattet, verließ die Gruppe Glen Gyle und erreichte Perth ohne jeglichen Zwischenfall.
    Nachdem sie ihren ersten Auftrag erfolgreich ausgeführt hatten, wurden Rob und seine Truppe dafür auserkoren, Botschaften zwischen dem neuen Jakobitenführer, dem Earl of Mar, und seinem General Alexander Gordon of Auchintoul hin- und herzubefördern. König James sollte an der Westküste in der Nähe von Dumbarton landen, doch Dylan beeindruckte

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