Vogelfrei
der Geschichte nicht ändern.«
Ein belustigter Tonfall schlich sich in ihre Stimme, als habe er gerade etwas unglaublich Dummes von sich gegeben. »Ich möchte behaupten, dass du in keinem Geschichtsbuch je gelesen hast, dass Dylan Robert Matheson, auch bekannt als Dilean Maca'Chlaidheimh, in dieser Schlacht oder kurz danach ums Leben gekommen ist.« Dylan zuckte mit den Achseln, denn in diesem Punkt musste er ihr Recht geben. Sie fuhr fort: »Also gib deine Absichten auf. Vorerst jedenfalls.« Seufzend ließ Dylan seinen Dolch los und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Torfwand, um mit seinem Schicksal zu hadern, doch die Fee war noch nicht fertig. »Du darfst ihn nicht nur nicht töten, sondern du musst auch verhindern, dass ein anderer es tut.«
Er warf ihr einen bösen Blick zu, sagte aber nichts darauf.
Die Unterhaltung währte bis tief in die Nacht. Als die Männer sich endlich auf dem schmutzigen Boden zum Schlafen niederlegten, band Dylan Ramsay die Hände wieder mit dem Taschentuch hinter den Knien zusammen -vielleicht ein bisschen fester als nötig, aber nicht so fest, dass es einen Blutstau zur Folge haben konnte. Dann wickelte er sich in sein Plaid und streckte sich ebenfalls auf dem Boden aus.
Irgendwann mitten in der Nacht wurde er von einem schabenden Geräusch geweckt und war sofort hellwach. Seamus stieß einen wütenden Schrei aus, und Alasdair stürzte zu dem Loch, das Ramsay in die Wand des Kuh- stalls gerissen hatte. Dylan entdeckte das Taschentuch auf dem Boden, hob es auf und steckte es ein. Statt durch das Loch zu kriechen, zog er sein Schwert, stürmte zur Tür hinaus und rannte zur Rückseite des Hauses, wo die Pferde angebunden waren.
Ramsay hatte eines losgemacht und schwang sich gerade in den Sattel. Alasdair richtete seine Pistole auf ihn, doch da ertönte Sinanns Stimme aus dem Nichts: »Er muss leben! Dylan, du musst ihn beschützen!«
Dylan jagte auf Alasdair zu und schlug ihm heftig gegen den Arm. Der Schuss ging fehl, und der Knall erschreckte Ramsays Pferd so, dass es Hals über Kopf in die Nacht hinausgaloppierte. Seamus band ein anderes Pferd los und nahm die Verfolgung auf. Alasdair drehte sich zu Dylan um.
»Was in Teufels Namen hast du dir dabei gedacht?« Er schob die Pistole in seinen Gürtel zurück und zog sein Schwert. Dylan nahm Verteidigungsstellung ein. Alasdair, dessen Augen vor Wut brannten, brüllte ihn an: »Du junger Esel! Was sollte das? Hast du den Verstand verloren? Hast du die Seiten gewechselt, oder bist du einfach nur dämlich?« Lauernd umkreiste er Dylan, der zu wünschen begann, er hätte Alasdair nicht daran gehindert, Ramsay zu erschießen. »Gibst du mir jetzt eine Antwort, oder willst du sterben, ohne etwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
»Ich weiß nicht, warum ich es getan habe.«
Alasdair griff an, Dylan parierte. Wieder umkreisten sich die beiden Männer.
»Das ist keine Antwort.« Der nächste Hieb hätte beinahe getroffen. Dylan parierte ihn und wich ein Stück zurück.
»Ich will nicht mit dir kämpfen.« Er wollte Alasdair nicht verletzen, der zwar ein ausgezeichneter Schütze, jedoch nur ein mittelmäßiger Schwertkämpfer war.
»Dann hättest du mich schießen lassen sollen.« Ein neuerlicher Angriff folgte. »Warum hast du mich daran gehindert? Haben wir am Ende einen Spion in unserer Mitte?«
O nein. Derartige Verdächtigungen konnte er überhaupt nicht brauchen. »Ich konnte nicht zulassen, dass du ihn erschießt. Wir haben ihn nicht hierher gebracht, um ihn zu töten.«
»Wir haben ihn auch nicht hierher gebracht, um ihn weglaufen zu lassen, ehe wir unser Geld haben. Warum wolltest du unbedingt, dass er am Leben bleibt?«
Eine lange Pause entstand, während Dylan mit sich rang. Sollte er mit der Wahrheit herausrücken oder nicht? Als Alasdair ihn erneut angriff und bis zur Hauswand zurücktrieb, beschloss er, sein Geheimnis zu lüften. Es lohnte sich nicht, dafür zu sterben. »Der Junge, von dem er letzte Nacht sprach ... das Kind seiner Frau ... das ist mein Sohn!«
Alasdair starrte ihn mit offenem Mund an und ließ sein Schwert sinken. »Du machst Witze, Mann!« Dylan schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen die bröckelige Wand. Er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Alasdair schnaubte angewidert. »Och! Er ist also der Kerl, mit dem deine Cait verheiratet ist?« Dylan nickte. Er sah förmlich, wie sich Alasdairs Gedanken überschlugen und er schließlich zu demselben Schluss kam wie Sinann. »Aye,
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