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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Gruppe rot berockter Dragoner gegenüberstand. Er selbst war zwar nur Fußsoldat, hatte aber Erfahrung darin, berittene Gegner zu überwältigen. Die Dragoner hatten den Vorteil, von höher gelegenem Gelände aus angreifen zu können, dafür wusste Dylan, wie man ein Pferd gegen seinen Reiter einsetzen konnte.
    In diesem Moment donnerte die jakobitische Kavallerie zu seiner Linken los und galoppierte auf die Mitte des Schlachtfeldes zu. Das war ein unkluger Schachzug, nun stand nur noch die schottische Infanterie der übermächtigen englischen Kavallerie gegenüber. Dylan atmete tief durch und zwang sich, jeden Gedanken an seinen möglichen Tod abzuschütteln, als die Armeen langsam gegeneinander vorrückten. Auf beiden Seiten wurden Musketen, Pistolen, Schwerter und Dolche geschwungen. Dylan, der seine Pistole mit der rechten Hand umklammerte, zog beim Gehen das Knie an und riss mit der linken Brigid aus seiner Gamasche. Dann machten die vorrückenden Reihen Halt, einen atemlosen Moment lang sahen sich die Gegner in die Augen, die Zeit schien stehen zu bleiben. Plötzlich ging eine ganze Salve von Schüssen los, und Dylan zwinkerte verwirrt. Er hatte keine Ahnung, von welcher Seite das Feuer ausgegangen war, bis er sah, dass über den vorderen Reihen der Rebellen dünne Rauchschwaden in der Luft lagen.
    Dudelsackklänge ertönten, und die jakobitische Armee stürmte geschlossen vorwärts. Dylan stimmte in das allgemeine Jubelgeschrei mit ein und rannte los, um die Kluft zwischen sich und der herandrängenden englischen Kavallerie so schnell wie möglich zu überwinden.
    Von strategischer Vorgehensweise konnte jetzt keine Rede mehr sein; die Männer wurden nur noch von dem Wunsch beseelt, den Gegner zu töten. Dylan feuerte auf einen heranreitenden Dragoner, der feindliche Soldat stürzte vom Pferd, und Dylan ließ seine unbrauchbar gewordene Pistole fallen und zog sein Schwert. Nackte Wut trieb ihn voran. Der unebene Boden erschwerte den Fußsoldaten das Laufen und verschaffte den Kavalleristen einen leichten Vorteil. Das Geklirr tausender aufeinander prallender Schwerter war ohrenbetäubend. Ein Dragoner ritt auf ihn zu, Dylan wich aus und drängte sich an die linke Seite des Pferdes, um die Reichweite des mit rechts geführten Schwertes des Kavalleristen zu verkürzen. Ohne Mühe parierte er den gegen ihn geführten Hieb. Doch der Reiter wendete sofort sein Pferd, um ihn in die Enge zu treiben. Inmitten des Gewirrs von eng aneinander gedrängten Lei-bern gab es keine Möglichkeit zum Zurückweichen, also griff Dylan stattdessen mit hoch erhobenem Schwert an und stieß dem Gegner gleichzeitig mit der anderen Hand seinen Dolch in den Oberschenkel, riss ihn wieder heraus und stach erneut zu.
    Obwohl sofort Blut aus der Wunde sprudelte, zeigte der Rotrock keine Reaktion. Er schwankte nur ein wenig im Sattel, als er mit seinem Säbel einen Hieb gegen Dylans Kopf führte. Dylan parierte ihn mit dem Dolch und griff zugleich mit dem Schwert an. Die Klinge drang dem Engländer tief in den Rücken. Er erstarrte vor Schmerz, und sein verzerrtes Gesicht verriet, dass er um sein nahendes Ende wusste. Als Dylan sein Schwert zurückriss, glitt der Dragoner langsam aus dem Sattel, und Dylan wandte sich ab, um sich auf den nächsten Gegner zu stürzen.
    Um ihn herum herrschte Chaos. Dylan war sich nicht mehr sicher, aus welcher Richtung er eigentlich gekommen war. Er konzentrierte sich einzig und allein darauf, am Leben zu bleiben, feindliche Schwerter abzuwehren und alles niederzumetzeln, was einen roten Rock trug. Doch die Zeit verstrich, und allmählich drohten die Männer in den roten Röcken die Männer in Kilts und Hemden förmlich zu überschwemmen. In der Ferne riefen die Dudelsäcke die Schotten dazu auf, sich bei ihren Bataillonsfahnen zu sammeln. Dylan bahnte sich einen Weg durch das Gewühl, dabei trat er unwillkürlich auf die Leichen von Balhaldies MacGregors oder musste über sie hinwegspringen. Seine Einheit trat angesichts der erdrückenden Überzahl feindlicher Truppen den Rückzug an. Die Männer flohen den Hügel hinunter und befanden sich nun dem von oben nachdrängenden Gegner gegenüber in einer ausgesprochen ungünstigen Position. Dylans Haar klebte im schweißüberströmten Gesicht, und er stellte fest, dass er irgendwann während des Kampfes seine Kappe verloren hatte.
    Verwundete und sterbende Pferde wieherten; erneut drang ein Dragoner mit gezücktem Säbel auf Dylan ein, aber einer der MacPhersons

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