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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Haut, sondern auch in seinem Inneren zu fühlen. Der Dolch schimmerte im hellen Licht.
    »Und jetzt«, wies ihn die Fee an, »hältst du ihn mit beiden Händen von dir weg, zwischen deinen Körper und die Sonne. Wenn du, ohne hinzuschauen, den Umriss des Dolches im Licht der Sonne vor Augen hast, dann spürst du, wie die Kraft der Sonne durch ihn zu dir und wieder zurück zur Sonne fließt.« Dylans Atem ging schwer. Seine Haut prickelte, er vibrierte geradezu vor Energie. Ihm war nach Lachen zu Mute, aber er bezwang sich und schnappte stattdessen nach Luft.
    »Jetzt richte die Spitze des Dolches auf die Erde und blase kräftig auf den Griff. Drei Mal musst du dies tun, dann hältst du ihn in die Höhe und sagst laut: >A null e; a nall e; slainte.« Dylan sprach die Worte nach. »Dies ist mein Dolch, meine Seele und meine Kraft. Möge er mir dienlich sein, und möge ihm die Kraft der Sonne verliehen werden. Ich taufe diesen Dolch ...«
    »Ich taufe diesen Dolch ...« Verwirrt sah er zu der Fee auf. »Bitte? Ich soll ihm einen Namen geben?«
    »Aye.«
    Dylans Gedanken überschlugen sich. Noch nie zuvor hatte er einen leblosen Gegenstand mit einem Namen bedacht. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund fiel ihm nur der Name einer christlichen Heiligen ein, der aus dem keltischen Heidentum entlehnt war. »Brigid. Ich taufe diesen Dolch auf den Namen Brigid.«
    Sinann lächelte. »Eine gute Wahl, mein Freund.« Sie deutete auf den Dolch. »Nun musst du ihn sieben Nächte lang unter dein Kopfkissen legen.«
    »Das tue ich schon, seit ich ihn besitze.«
    »Ausgezeichnet. Trage ihn immer bei dir. Lass ihn nie in andere Hände gelangen.«
    Dylan hob Brigid, den Dolch, hoch und sah zu, wie sich das Sonnenlicht in ihm ... ihr fing.

10.
    Der April brachte wechselhaftes Wetter mit sich, und aufgrund eines plötzlichen Kälteeinbruchs hatte es gerade leicht zu schneien begonnen, als Dylan, der an der Tür zu den Viehpferchen stand, um frische Luft zu schnappen, eine Gruppe fremder Männer durch das Tor kommen und den Burghof überqueren sah. Robin Innis wies ihnen den Weg. Die Fremden waren ganz offensichtlich keine Mathesons, zumindest keine engen Verwandten des hiesigen Clans. Es waren hagere, schmutzige Männer, die aussahen, als hätten sie einen langen Weg hinter sich, und die so gelassen über den Hof schritten, als wären sie hier zu Hause.
    Dylan lehnte sich gegen einen der Pfosten, die das Strohdach der Ställe trugen, und verschränkte die Arme vor der Brust. Seiner Meinung nach hätten die Männer Cowboyhüte, ausgeblichene Jeans, Lederstiefel und riesige Gürtelschnallen tragen müssen. Einer kaute auf einem Weidenzweig herum, an dessen Ende noch die Blätter hingen. Robin führte sie durch das Haupttor in die große Halle. Dylan wollte gerade zur Küche zurückgehen, wo Cait die Vorbereitungen für das Abendessen überwachte, als er vom Burghof her einen Pfiff hörte. Er drehte sich um und sah, dass Malcolm ihm zuwinkte.
    Dylan zögerte und blickte sich nach der Küche um. Obwohl ihre Mutter inzwischen aus Killilan zurückgekehrt war und die Führung des Haushaltes wieder übernommen hatte, blieb für Cait noch genug zu tun. Im Moment war sie damit beschäftigt, Teig zu kneten; der scharfe Geruch nach heißem Fett und gekochtem Gemüse erfüllte die Luft. Dylan sah zu Malcolm hinüber, der ihm erneut zuwinkte. Diesmal kam Dylan der Aufforderung nach. Er schloss die Küchentür hinter sich, sprang über die niedrigen Gatter der Pferche, schlenderte über den Burghof und folgte Malcolm in die große Halle, wo die Besucher Platz genommen hatten und mit Ale bewirtet worden waren. Ehe er sich zu ihnen gesellte, schüttelte er sich Schnee aus dem Haar.
    Iain kam durch die Turmtür herein und begrüßte die Männer mit Kopfnicken und herzlichem Händedrücken. Alle schienen einander zu kennen. Malcolm stellte Dylan vor und sagte auf Iains Stirnrunzeln hin: »Er wird uns begleiten.«
    »Und was ist mit meiner Tochter?«
    »Sie ist in der Burg sicher, und unser verlorener Sohn hier wird uns am Ende gar dick und träge, wenn wir ihn noch lange müßig auf seinem Hintern sitzen lassen.« Unterdrücktes Gekicher wurde laut, und selbst Dylan musste grinsen. Sein neuer Job brachte ihm einiges ein, und er genoss jede Minute mit Cait, aber er fand es unerträglich langweilig, den ganzen Tag untätig herumzustehen, wenn sie beschäftigt war.
    Iain grunzte nur und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Besuchern zu, die, wie sich

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