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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Robin törichterweise, es zu fassen zu bekommen, und verlor ebenfalls das Gleichgewicht.
    Ohne nachzudenken, packte Dylan Innis mit einer Hand am Kragen, kämpfte auf dem rutschigen Boden um Halt, griff dann mit beiden Händen zu und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Sog des Wassers. Verzweifelt krallte er die Finger in Robins Hemd, doch er spürte, wie sie rasch klamm wurden. Der Stoff drohte ihm zu entgleiten. Dylan holte tief Luft, dann tauchte er unter, grub die Zehen in den Boden und zerrte Robin mit einem Ruck zu sich hin. Dieser bekam das zottige Fell einer Kuh zu fassen und klammerte sich daran fest. Dylan tauchte wieder auf, vergewisserte sich, dass Robin in Sicherheit war, hielt aber den erschöpften Mann vorsichtshalber am Arm fest, während sie sich weiter durch die Fluten kämpften.
    Endlich erreichten sie das andere Ufer - tropfnass und am ganzen Leibe zitternd. Robin wandte sich an Dylan. »Danke«, sagte er schlicht.
    Dylan nickte und beobachtete, wie die letzte Kuh an Land kletterte. »Zum Glück haben wir nur zwei Tiere verloren«, stellte er fest. Auch Robin nickte, und mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    Sie machten nur noch einmal Rast, um ein paar Stunden zu schlafen, und legten den Rest des Weges nach Glen Ciorram ohne Pause zurück. Da es mit einer so großen Viehherde keinen anderen Weg in das Tal gab, mussten sie in einiger Entfernung an den Unterkünften der englischen Rotröcke vorbeimarschieren, und Dylan fragte sich laut, ob Captain Bedford ihnen wohl weiter Schwierigkeiten bereiten werde.
    »Höchstwahrscheinlich«, erwiderte Malcolm. Der Gedanke daran schien ihn nicht sonderlich zu beunruhigen.
    »Glaubst du, die MacDonells bitten ihn um Hilfe?«
    Malcolm musste lachen. »Nein. Einige Lowlandclans würden das vielleicht tun, aber längst nicht alle, und es sieht den MacDonells nicht ähnlich, sich so zu erniedrigen. Vermutlich werden sie versuchen, sich ihr Vieh zurückzuholen oder unseres zu stehlen. Deswegen müssen wir uns beeilen und die Herde so gut verstecken, dass sie nicht gefunden werden kann. Am Tag nach Beltane treiben ein paar der jungen Männer die Tiere dann auf die Hochweiden, und im Juni oder Juli wickeln wir das Geschäft mit den MacGregors ab.«
    Rasch durchquerten sie das Tal, vorbei an der Kirche, und als die Burg in Sicht kam, wandten sich Dylans Gedanken Cait zu. Augenblicklich schienen Erschöpfung, Hunger und Kälte von ihm abzufallen. Er kam sich vor, als würde er nach Hause kommen; ein Gefühl, das er schon lange Zeit nicht mehr verspürt hatte.
    Sie trieben die Herde über Haferfelder und dann einen schmalen Pfad entlang, der sich hinter steilen Hügeln am südlichen Teil des Seeufers entlangwand. Dieser Weg wurde selten benutzt; er war mit Farnkraut überwuchert und von Birken und Eichen gesäumt. Der Plan sah vor, die Tiere in einem kleinen, zwischen den Hügeln gelegenen Tal zu verstecken. Dort würden sie die Nacht verbringen, und am nächsten Morgen sollte die Herde geteilt und die Hälfte davon auf Matheson-Weiden gebracht werden. Die andere Hälfte wollten die MacLeods südwärts treiben.
    Der Pfad war so schmal, dass die Tiere hintereinander gehen mussten. Doch plötzlich brach eine Kuh aus und galoppierte einen Hohlweg hoch; Siggy schoss wie ein schwarzweißer Blitz hinterher. Malcolm drehte sich um und winkte Dylan zu, doch dieser hatte den Zwischenfall ebenfalls bemerkt und folgte den beiden Tieren den Hohl- weg entlang, der umso enger wurde, je stärker er anstieg. Geschmolzener Schnee rann von den Weißen Gipfeln herunter, und er musste Acht geben, um auf dem feuchten Untergrund nicht auszugleiten.
    Der Hund hatte die Kuh an einem Felsblock in die Enge getrieben und scheuchte sie jetzt denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Dylan musste ein Stück zur Seite weichen, um die Tiere vorbeizulassen. Dabei stieg ihm plötzlich ein entsetzlicher Gestank in die Nase.
    Seit es ihn in dieses Jahrhundert verschlagen hatte, war er schon etlichen üblen Gerüchen ausgesetzt gewesen: verdorbenes Essen, menschliche Exkremente, eitrige Geschwüre, Winde und die Ausdünstungen ungewaschener Leiber gehörten hier zum täglichen Leben. Aber dieser Gestank ließ in seinem Kopf eine Alarmglocke schrillen. Irgendetwas - etwas Großes - war hier ganz in der Nähe gestorben. Dylan kletterte über einen Felsbrocken und hustete, als ihm der ekelhaft süßliche Gestank verwesenden Fleisches entgegenschlug.
    Obwohl ihm sein Instinkt riet, möglichst rasch von

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