Vogelfrei
heiraten, und dann hatte das Warten ohnehin ein Ende. Er streichelte mit einem Finger über ihren Arm und hoffte, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie.
Cait nahm seinen Kopf in beide Hände und küsste ihn. »Wir werden heiraten. Du wirst mein erster und einziger Mann sein. Wenn wir noch warten, schieben wir nur vor uns her, was unweigerlich geschehen muss.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Und heute ist Beltane. Könnte es einen besseren Zeitpunkt geben?« Wieder tastete ihre Hand nach seinem Gürtel, und diesmal ließ er sie gewähren. Er wusste nicht, wie er ihre Argumente widerlegen sollte, auch verspürte er wenig Lust, darüber nachzudenken. Stattdessen streifte er sein Plaid von der Schulter und ließ Kilt und Gürtel zu Boden gleiten, während sie sich ihrer eigenen Kleider entledigte.
Ihr Körper schmiegte sich warm und weich an den seinen, und sie erschauerte unter seinen Berührungen. Er wollte sich Zeit lassen, wollte sie behutsam mit der Liebe vertraut machen, aber sein Verlangen war so groß, dass er sich kaum noch beherrschen konnte. Hastig streifte er Schuhe und Gamaschen ab, dann zog er sich das Hemd über den Kopf. Die Nachtluft umhüllte ihn wie ein weiter, kühler Umhang.
Cait streckte sich auf dem Gras aus und zog ihn über sich. Er war ihr erster Mann, und er schwor sich, dass es nach ihr keine weitere Frau mehr geben würde. Als er in sie eindrang, stöhnte sie leise auf, dann entspannte sie sich, während er sich langsam und vorsichtig in ihr bewegte. Eine nie gekannte Wonne durchströmte ihn, die Zeit verlor jegliche Bedeutung, nur der Augenblick zählte.
Hinterher hielt er sie lange in den Armen, sog den süßen Duft des Grases und ihrer Haut ein und lauschte ihren regelmäßigen Atemzügen. Dann zog er das Plaid über sie, und sie schliefen eng umschlungen ein.
Es dämmerte schon, als Dylan erwachte. Er zwinkerte ein paarmal, wie um sich zu vergewissern, dass die vergangene Nacht nicht nur ein Traum gewesen war, rieb über seine vor Kälte blau angelaufene Nasenspitze und stützte sich auf einen Ellbogen, um Cait zu betrachten. Sie schlief noch, unter dem Plaid eng an ihn gekuschelt. Er drückte seine Lippen auf ihr Haar, sie stöhnte leise, bewegte sich leicht und griff dann nach ihm. Ihre Hand glitt forschend über seinen Körper, und er reagierte sofort auf ihre Berührung. Wieder liebten sie sich, während sich der Himmel im Osten rötlich verfärbte und einen neuen Tag ankündigte.
Ehe die Sonne aufging, kleideten sie sich an und kehrten zur Burg zurück. Hand in Hand liefen sie zum Fluss hinunter, huschten lautlos an den niedrigen Steinmauern entlang, die die Grenzen zwischen den einzelnen Ländereien bildeten, und überquerten in der Hoffnung, unbemerkt in die Burg zu gelangen, die Zugbrücke. Dylan, der seinen sporran nicht bei sich trug, flüsterte dem Wachposten zu: »Ich gebe dir nachher einen Shilling, Robin.«
Innis, der von Holzspänen umgeben auf einem Stuhl saß und mit einer Schnitzarbeit beschäftigt war, erwiderte, ohne aufzublicken: »Du brauchst mich nicht zu bestechen. Bring sie hinein, aber beeil dich, ehe Seine Gnaden erwacht.« Er winkte Dylan mit seinem Messer zu und streifte Cait mit einem neugierigen Blick.
Dylan grinste. »Danke, mein Freund.« Er drängte Cait zum Weitergehen. Sie machten einen Bogen um die Halle, wo die Frühstücksvorbereitungen in vollem Gange waren, und stiegen stattdessen die Treppe des leeren Gefangenenturmes empor, von wo aus eine Tür hinaus auf die Brustwehr führte, der Burghof lag zu dieser frühen Stunde noch verlassen da. So schnell wie möglich hasteten sie zum Westturm hinüber und schlichen leise die Stufen hinab, vorbei an den Kammern von Caits Eltern und ihrer jungen Onkel bis hin zu Caits Schlafraum und Dylans Nische.
Dort saß Iain Mór auf Dylans Pritsche, hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und säuberte sich mit einem langen, scharfen Dolch die Fingernägel, ohne von den beiden Notiz zu nehmen. Dylan und Cait blieben wie angewurzelt stehen.
»Vater!«, flüsterte Cait entsetzt.
13.
Iain blickte nicht auf, sondern fuhr fort, Schmutz unter seinen Nägeln hervorzukratzen; seine weißen Augenbrauen zogen sich jedoch Unheil verkündend zusammen. Dylan schob kampfeslustig das Kinn vor, er wusste, was kommen würde, und war sicher, dass Caits Vater seine Tochter dabei aus dem Weg haben wollte. In diesem Punkt stimmte er mit ihm überein.
»Cait«, flüsterte er, »geh in deine Kammer.« Als sie den Kopf
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