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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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sein, wenn Blut geflossen war. Dylan fasste einen Entschluss. Den nächsten Angriff wehrte er mit dem linken Unterarm statt mit dem Dolch ab, sodass Iains Klinge tief in sein Fleisch schnitt.
    Um Iains Sieg vollkommen zu machen, stieß Dylan einen lauten Schrei aus. Es überraschte ihn selbst, wie stark die Wunde schmerzte. Brigid fiel klirrend zu Boden, als er mit der anderen Hand den verletzten Arm umklammerte. Er hoffte nur, dass die Klinge nicht den Knochen getroffen hatte. Wütend brüllte er Iain an: »Ja! Ich bin der einzige Mann, der sie glücklich machen kann!« Sein Arm brannte wie Feuer, und er fragte sich, ob er nicht gerade einen Fehler gemacht hatte, der ihn vielleicht das Leben kosten würde. Wenn er verblutete, war die Frage, wen Cait heiraten sollte, schon geklärt - in Iains Sinne.
    Er presste den Handballen so fest wie möglich auf die Wunde, dennoch rann Blut an seinem Arm herab und tropfte auf seinen Kilt. Er blickte Iain fest ihn die Augen und wiederholte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich bin der Einzige, mit dem Cait glücklich werden kann. Wenn ich mir dessen nicht absolut sicher wäre, würde ich mir sogar wünschen, dass sie einen anderen heiratet. Jeden anderen, solange sie nur glücklich mit ihm ist. Wir beide wollen doch nur ihr Bestes. Um ihretwillen solltest du unserer Heirat nicht im Wege stehen. Du bist ihr Vater, Iain. Du musst doch wollen, dass sie glücklich wird.«
    Iains Zorn schien schlagartig zu verfliegen, er starrte auf Dylans Arm, dann wischte er seinen blutigen Dolch an seinem Kilt ab und schob ihn in die Scheide zurück. Wortlos wandte er sich ab, steuerte auf den Eingang der Halle zu und ließ Dylan allein mitten auf dem Burghof stehen.
    Artair und Coll standen mit anderen Burgbewohnern, die von dem Kampf angelockt worden waren, neben den Toren der Halle, von wo aus sie das Geschehen schweigend verfolgt hatten. Dylan blickte Iain hinterher und sah, wie dessen Halbbrüder ihm in die große Halle folgten. Dann hob er Brigid auf, wischte den Dolch an seinem Kilt ab, schob ihn in seine Gamasche zurück und konzentrierte sich wieder darauf, die Blutung zu stillen.
    Die Hand fest auf die Wunde gepresst, ging er auf demselben Weg, den er gekommen war, zum Westturm zurück. Dort kam ihm Cait schon mit gerafften Röcken entgegengeeilt. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst in deiner Kammer bleiben«, tadelte er sie. Auf einmal fühlte er sich entsetzlich müde.
    Sie blieb auf der Treppe stehen. Ein gefährlicher Unterton schwang in ihrer Stimme mit, als sie widersprach: »Das hast du nicht getan. Du sagtest nur, ich solle in mein Zimmer gehen. Dass ich die ganze Zeit dort bleiben sollte, davon war nie die Rede. Ich habe von der Brustwehr aus alles mit angesehen. Komm mit. Du bist verletzt.« Sie hatte ein Leinentuch mitgebracht, das sie fest um seinen Arm wickelte. Gemeinsam gingen sie zu ihrer Kammer zurück. Als er unschlüssig vor der Tür stehen blieb, zog sie das Tuch ein Stück zurück und stellte fest, dass die Wunde immer noch blutete. »Das muss genäht werden«, sagte sie leise.
    »Ich weiß.« Dylan erschauerte. Wenn es hier doch nur irgendwelche schmerzstillenden Medikamente gäbe! Morphium, Demerol, Novocain, irgendetwas! Und wenn es nur Aspirin oder Ibuprofen wäre!
    »Komm hier herein. Ich habe alles Notwendige hier.« Sie führte ihn in ihre Schlafkammer, die er noch nie zuvor betreten hatte. Dort standen ein aus schwerem Eichenholz gefertigtes Bett, ein Schrank und ein paar übereinander gestapelte Truhen. Der Raum war genauso geschnitten wie der von Malcolm, hatte aber statt richtiger Fenster nur mit hölzernen Läden versehene Schießscharten. Sie wohnte ziemlich weit unten im Turm, wo Glasfenster im Falle einer Belagerung eine Schwachstelle der Burg gewesen wären. Der Kamin befand sich neben der Tür, und er sah, dass der Abzug so konstruiert war, dass sowohl der Rauch aus seinem als auch aus ihrem Kamin dadurch entweichen konnte. Sie bedeutete ihm, auf einem hölzernen Schemel neben dem Feuer Platz zu nehmen, und wühlte in einer Truhe am Fuß ihres Bettes herum, bis sie auf ein kleines Kästchen stieß. Diesem entnahm sie eine Nadel und einen langen Leinenfaden, den sie im Mund anfeuchtete, zwirbelte und geschickt einfädelte.
    Dylan hüstelte verlegen. »Hmm ... würdest du mir einen Gefallen tun? Könntest du die Nadel wohl auskochen, ehe du mich damit zusammenflickst?«
    Sie kicherte leise, während sie den Faden am Ende verknotete. »Warum denn

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