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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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dann werde ich es tun. Na, fällt Ihnen etwas ein?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Brummer gedehnt,
schaute aber zunehmend nervöser von einem zum anderen. Sein Blick blieb fragend
an Pauline Schredl hängen.
    »Also gut. Könnte es vielleicht sein, dass Sie an
diesem Morgen, es war Feiertag, mit einem Mountainbike in dem Wintershofer
Steinbruch der Schredl GmbH unterwegs waren?«
    Brummer schüttelte schweigend den Kopf.
    »Und könnte es vielleicht sein, dass Sie sich dort mit
Mustafa Önemir getroffen haben?«
    Wieder die gleiche Reaktion.
    »Und sind Sie nicht später, auf dem Rückweg, einem
Spaziergänger begegnet? Einem Spaziergänger mit einem großen schwarzen Hund?
Dieser Hund hat Sie verfolgt und Sie dabei ins Bein gebissen, nicht wahr?«
Morgenstern war beim letzten Satz so laut geworden, dass seine Stimme sogar den
Lärm der umstehenden Maschinen übertönte.
    Nur der Angesprochene tat, als habe er den Kommissar
nicht verstanden. »Hä?«
    »Wie bitte, heißt das«, sagte Morgenstern barsch.
»Aber ich kann Sie gerne noch einmal fragen. Wurden Sie von einem großen
schwarzen Hund gebissen, von mir aus auch gezwickt?«
    Brummer schwieg. Morgenstern musterte ihn abschätzig
von oben bis unten, und auch die anderen schauten nun auf die sonnengebräunten,
üppig behaarten Beine des Arbeiters, von denen nur die Oberschenkel durch eine
kurze Jeans bedeckt wurden. Knapp über dem einen knöchelhohen braunen
Arbeitschuh war deutlich ein schmutzig grauer schmaler Verband zu erkennen.
    »Und was ist da passiert?«, fragte Morgenstern und
deutete unbarmherzig auf die Mullbinde.
    »Da hat sich Herr Brummer neulich gestoßen«, schaltete
Pauline Schredl sich ein. »Stimmt doch, Josef? So haben Sie es mir erzählt.«
Ihre Stimme war fast flehentlich.
    Josef Brummer, der zunächst mit krummem Rücken
dagestanden hatte, richtete sich nun zur vollen Größe auf: »Ja, Frau Schredl,
das habe ich Ihnen erzählt. Aber es stimmt nicht. Ich habe Ihnen nicht die
Wahrheit gesagt. Ein einziges Mal in den ganzen vielen Jahren habe ich Sie
angelogen.« Dann beugte er sich nach unten, nestelte an der Binde herum, die
von einer kleinen Klammer zusammengehalten wurde, und rollte den Verband mit
unbeholfenen Bewegungen ab. Zum Vorschein kam eine von Jod blau gefärbte,
ziemlich hässliche, große Wunde.
    »Dieser verdammte Köter hat mich tatsächlich
erwischt«, sagte Brummer. »Ich weiß schon, warum ich Hunde nicht mag. Noch nie
mochte.« Er schwieg einen Augenblick, griff dann in die Tasche und zog ein
großes dunkelblaues Taschentuch heraus. Damit tupfte er sich erst die Stirn ab
und schnäuzte sich dann geräuschvoll.
    »Ich bin beinahe schon heraus gewesen aus den Brüchen,
als mir dieser Idiot mit seinem Kläffer in die Quere gekommen ist. Bis dahin
hatte mich keiner gesehen, niemand.« Er schüttelte den Kopf, als könne er sein
Pech noch immer nicht fassen.
    Weil alle schwiegen, sprach Brummer nach einer kurzen
Pause weiter. »Ich weiß schon lange, dass der Önemir unsere Fossilien verkauft
hat. Einmal habe ich ihn sogar offen darauf angesprochen, ihm zu verstehen
gegeben, dass ich mir das nicht länger mit anschauen werde. Die kleinen Stücke
könne er von mir aus behalten, habe ich ihm gesagt, aber die großen müsse er
abliefern. Das steht ja auch so in seinem Vertrag mit uns, den er
unterschrieben hat. Wo gibt es denn so etwas, dass eine Unterschrift nichts
gilt?«
    Brummer machte eine lange Pause, und Morgenstern
dachte schon, jetzt habe seine Auskunftsbereitschaft ein Ende, aber dann brach
es aus dem Angestellten förmlich heraus: »Diese Sau! Hat geglaubt, er könne uns
verarschen, hat geglaubt, dass wir nicht mehr die Herren in unserem eigenen
Bruch seien. Aber nicht mit uns. Nicht mit mir!« Dann fand Brummer seine
Selbstbeherrschung wieder und sprach leise weiter. »Vielleicht vor drei Wochen
habe ich läuten hören, dass in unserem Steinbruch etwas Großes gefunden wurde
und dass der Önemir, wieder einmal der Önemir, versuchen würde, es zu
verkaufen. Etwas Großes! Wenn man so etwas hört, muss man nur drei und drei
zusammenzählen, dann weiß man auch schon, was dahintersteckt. Mir war gleich
klar, dass die einen Archaeopteryx gefunden haben mussten, den sie bestimmt
nicht so einfach hergeben würden. Und wir, unsere Firma, wir krebsen hier herum
und müssen jeden Euro zwei Mal umdrehen. Wenn das der alte Herr Schredl sehen würde,
wie alles hier den Bach runtergeht!«
    Die Unternehmerin warf Brummer

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