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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Verzweiflung. Ich konnte meine Schwester nicht erreichen, bevor diese Teufel ihr fürchterliches Vorhaben in die Tat umsetzten. Jahrhunderte, ganze Zeitalter, zogen vorbei. Ihre Rituale hatten sich von Beginn an nicht verändert.
    Wie ich das Folgende erklären soll, weiß ich selbst nicht genau, aber ich glaube, dass mein gellender Schrei bis in die tiefsten Abgründe der Zeit zu hören war, bis zu jenen Wesen, die meine Vorfahren einst verehrten, und dass letztlich Blut dem Blute antwortete. Ich glaube, dass das Echo dieses Schreis noch in den staubigsten Korridoren verlorener Zeitalter widerhallte und den einzigen Geist, der ein Mädchen von keltischem Blute retten konnte, aus den raunenden Abgründen der Ewigkeit herausführte.
    Die vordersten Kreaturen hatten das am Boden liegende Mädchen fast erreicht. Sie wollten es ergreifen, als neben ihm plötzlich eine Gestalt erschien. Sie nahm aber nicht allmählich Form an, nein, sie tauchte urplötzlich auf und zeichnete sich nun, sehr erhaben und ganz deutlich, gegen das Mondlicht ab: Neben Joan stand ein großer, weißbärtiger Mann in langen Gewändern – der Mann, den ich in meinem Traum gesehen hatte! Ein Druide, der einmal mehr dem verzweifelten Ruf eines Mannes seines Volkes gefolgt war. Er hatte eine hohe, edle Stirn und geheimnisvolle, weit blickende Augen – so viel konnte ich erkennen, während ich weiterlief.
    Der Druide erhob einen Arm in einer gebieterischen Geste, und die Kreaturen schreckten immer weiter und weiter zurück. Schließlich barst die Menge fliehend auseinander und verschwand. Ich sank neben meiner Schwester auf die Knie und nahm sie in meine Arme.
    Einen Moment lang sah ich zu dem Mann hinauf – Schwert und Schild gegen die Mächte der Dunkelheit, Beschützer der hilflosen Stämme seit frühester Zeit. Er hielt seine Hand über uns, als wolle er uns segnen; dann verschwand auch er ganz plötzlich, und das Moor lag wieder kahl und still in der Nacht.

Der Fluch des Meeres
    Manche kehren heim im schwindenden Lichte,
    Und manche in wachendem Traum,
    Denn die Schritte der triefenden Geister sie hört
    Wenn sie vom schroffen Dachbalken schau’n.
    KIPLING
    Sie waren Streithähne und die größten Aufschneider, die lautesten Maulhelden und trinkfestesten Zecher der kleinen Stadt Faring – John Kulrek und sein Kumpan Lügenmaul Canool. Unzählige Male habe ich mich, als ich noch ein Junge mit zerzausten Haaren war, an die Tür der Taverne geschlichen, um ihren Flüchen zu lauschen, ihren gottlosen Streitereien und stürmischen Seemannsliedern. Ich bewunderte diese wilden Vagabunden, aber sie machten mir auch Angst. Nun, jeder in Faring empfand Bewunderung für sie, obwohl er sie gleichzeitig fürchtete, denn sie waren nicht wie die anderen Männer des Ortes – sie begnügten sich nicht damit, ihren Geschäften entlang der Küsten und zwischen den Felsen im Meer nachzugehen, die so scharf waren wie Haifischzähne. Nein, sie hatten keine Jolle und auch kein Ruderboot! Sie fuhren weit hinaus, weiter als irgendwer sonst aus dem Dorf, denn sie heuerten auf den großen Segelschiffen an, die mit der weißen Flut aufs Meer fuhren, um sich dem unbarmherzigen grauen Ozean zu stellen und in den Häfen fremder Länder vor Anker zu gehen.
    Ach, ich erinnere mich noch gut an die aufgeregte Stimmung, die jedes Mal im kleinen Küstenörtchen Faring herrschte, wenn John Kulrek von einer seiner Reisen nach Hause zurückkehrte. Den verstohlenen Lügenmaul stets dicht an seiner Seite, schlenderte er die Landungsbrücke in seiner teerverschmierten Seemannskleidung hinunter, und sein allzeit bereiter Dolch steckte stets in seinem breiten Ledergürtel. Mit gönnerhaften Rufen begrüßte er einige seiner engsten Bekannten und küsste jedes Mädchen, das nahe genug an ihn herankam. Dann marschierte er die Straße entlang und schmetterte dabei ein ziemlich unanständiges Seemannslied. Die Stiefellecker und Faulpelze umschwärmten die beiden erschöpften Helden wie Höflinge, schmeichelten ihnen und grinsten oder lachten schallend über jeden ihrer anstößigen Scherze. Für alle Nichtsnutze, die ihre Zeit in der Taverne vergeudeten, und für einige der charakterschwächeren unter den ansonsten anständigen Dorfbewohnern, waren die beiden Männer mit ihren wilden Erzählungen, ihren brutalen Taten und ihren Geschichten von den sieben Weltmeeren und weit entfernten Ländern wahrhaft tapfere Ritter – Edelmänner von Natur aus, echte Kerle, die auch die blutigsten

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