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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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ich mein Tempo.
    Die Stimmung des Moors war beinahe greifbar; sie wirkte erdrückend, meine Glieder wurden schwer – und die innere Ahnung drohenden Unheils wuchs mit jedem Schritt.
    Dann sah ich, wie meine Schwester, noch immer in einiger Entfernung, plötzlich stehen blieb und sich verwirrt umschaute. Das Mondlicht warf einen trügerischen Schleier auf die Szene: Ich konnte Joan zwar sehen, aber nicht erkennen, was sie so erschreckte. Ich hastete los, das Blut schoss wie wild durch meine Adern – und gefror in dem Moment, als ich einen durchdringenden, verzweifelten Schrei hörte, dessen Echo die Nacht erfüllte.
    Meine Schwester lief orientierungslos erst in die eine Richtung, dann in die andere, und ich brüllte laut zu ihr hinüber, damit sie zu mir fand. Endlich hatte sie mich gehört – sie rannte auf mich zu wie eine ängstliche Antilope – und dann sah ich es. Undeutliche Schatten rasten über sie hinweg, kleine, zwergenhafte Gestalten. Direkt vor mir erhoben sie sich zu einer regelrechten Mauer, die es meiner Schwester unmöglich machte, zu mir zu gelangen. Plötzlich drehte sie sich instinktiv, so schien mir, um, und rannte zu den Steinsäulen hinüber. Die schwarze Horde folgte ihr sofort, doch einige blieben zurück, um mir den Weg abzuschneiden.
    Ich besaß keine Waffe, mit der ich aber wohl ohnehin nichts hätte ausrichten können. Ich war in jungen Jahren stark und athletisch gewesen, ein guter Amateurboxer mit beträchtlicher Schlagkraft in beiden Armen. Nun wurde ich von meinen Urinstinkten getrieben – ein Höhlenmensch, der Rache nehmen wollte, Rache an einem Stamm, der eine Frau aus seiner Sippe stehlen wollte. Ich verspürte keine Furcht, ich wollte all dem nur ein Ende machen. Selbst wenn sämtliche Ausgeburten der Hölle aus den unterirdischen Höhlengängen dieses Moores aufstiegen! Oh ja, ich kannte sie – ich kannte sie von alters her, und all die uralten Kriege erwachten erneut und erschütterten die von Nebeln verdunkelten Abgründe meiner Seele. Hass erfüllte mich, Hass so alt wie die Zeit, in der meine Vorfahren aus dem Norden gekommen waren.
    Beinahe hatte ich die Kreaturen, die mir den Weg versperrten, erreicht. Ich konnte ihre verkümmerten Körper erkennen, ihre knorrigen Glieder, die glänzenden, reptilienartigen Augen, die mich starr fixierten, ihre grotesken, kantigen Gesichter, die nichts Menschliches an sich hatten, und die glänzenden Dolche aus Feuerstein, die sie in ihren verkrümmten Händen hielten.
    Wie ein Tiger stürzte ich mich auf sie – ich war ein Leopard unter Schakalen – und im feuerroten Wirbel dieses Kampfes ließen sich keine Einzelheiten mehr ausmachen. Was für Wesen sie auch waren, sie waren lebendig; meine fliegenden Fäuste zerquetschten ihre Fratzen und zerschmetterten ihre Knochen. Blut schwärzte die Steine, die silbern im Mondlicht leuchteten. Ein Feuersteindolch bohrte sich bis zum Griff in meinen Oberschenkel, und plötzlich löste sich das gespenstische Gedränge zu beiden Seiten hin auf – sie flohen vor mir, wie ihre Vorfahren einst vor meinen geflohen waren. Einzig vier stumme, zwergenhafte Gestalten, die ausgestreckt auf dem Boden des Moors lagen, blieben zurück.
    Ungeachtet meiner Wunde nahm ich erbittert die Verfolgung auf. Joan hatte mittlerweile die Druiden-Ruine erreicht, sie lehnte völlig erschöpft an einer Säule. Blind nach Schutz suchend, hatte sie uralten Instinkten gehorcht, wie ihre weiblichen Urahnen es von jeher getan hatten.
    Die fürchterlichen Kreaturen, die sie verfolgten, hatten sie fast eingeholt – sie würden sie vor mir erreichen. Das Geschehen war, weiß Gott, entsetzlich und grauenhaft, doch in den hintersten Ecken meines Geistes regte sich das leise Flüstern weit düsterer Schrecken: Erinnerungen an Träume, in denen verkrüppelte Wesen blasse Frauen über Moorlandschaften wie diese hetzten. An diesen Plätzen schlummerten uralte Erinnerungen an jene Zeiten, als die Menschheit erwachte und gegen unmenschliche Mächte kämpfte.
    Meine Schwester verlor das Bewusstsein, fiel vornüber und blieb, ein bleicher, mitleiderregender Haufen Mensch, am Fuß der höchsten Säule liegen. Sie kamen immer näher, und näher, und näher … Ich wusste nicht, was sie vorhatten, doch die Geister der Vergangenheit flüsterten mir zu, dass es etwas Grauenhaftes, Böses sein würde, unvorstellbar grausam und unmenschlich.
    Ein Schrei brach aus mir hervor, wild und unverständlich, geboren aus reinem Entsetzen und purer

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