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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Abenteuer mit schierer Muskelkraft meisterten.
    Sie wurden von allen gefürchtet – so sehr, dass die Dorfbewohner nur vor sich hinbrummelten, wenn die beiden einen Mann verprügelten oder eine Frau beleidigten, aber nie etwas dagegen unternahmen. Selbst als John Kulrek Moll Farrells Nichte schändete, wagte niemand, auszusprechen, was alle dachten. Moll hatte nie geheiratet, sie lebte mit dem Mädchen allein in einer kleinen Hütte in der Nähe des Strandes, so nahe, dass die Brandung bei Flut beinahe an ihrer Tür pochte.
    Die Menschen im Dorf hielten Moll für so etwas wie eine Hexe, und tatsächlich war sie ein finsteres, hageres altes Weib, das mit niemandem wirklich Kontakt pflegte. Sie kümmerte sich jedoch nur um ihre eigenen Angelegenheiten und schlug sich mit Mühe und Not durch, indem sie Muscheln fing und Treibholz sammelte.
    Das Mädchen war ein hübsches, törichtes kleines Ding, eingebildet und leicht zu täuschen, sonst wäre es nie auf die hinterhältigen Schmeicheleien von John Kulrek hereingefallen.
    Ich erinnere mich noch genau an den Tag – es war ein kalter Wintertag, an dem eine steife Brise aus dem Osten wehte – als das alte Weib ins Dorf kam und förmlich kreischte, das Mädchen sei verschwunden. Der ganze Ort suchte den Strand und die angrenzenden kargen Hügel nach ihm ab – alle außer John Kulrek und seinen Kumpanen, die in der Taverne saßen, würfelten und sich betranken. Die ganze Zeit war von jenseits der felsigen Untiefen das immerwährende Dröhnen des wogenden, unruhigen grauen Ungeheuers zu vernehmen, und im düsteren Licht der geisterhaften Morgendämmerung kehrte das Mädchen zu Moll Farrell nach Hause zurück.
    Die Brandungswellen trugen sie sanft über den nassen Sand und legten sie beinahe direkt vor Molls Tür. Weiß wie die Unschuld, waren ihre Arme vor ihrer reglosen Brust verschränkt. Ihr Gesicht sah friedlich aus, und die grauen Fluten umspielten ihre schlanken Glieder. Moll Farrells Augen wirkten hart wie Stein – sie stand über ihr totes Mädchen gebeugt und sagte kein Wort, bis John Kulrek und seine Saufkumpane aus der Taverne schwankten, ihre Bierkrüge noch immer in der Hand. John Kulrek war betrunken, und die Menschen machten ihm, mit finsteren Gedanken in ihren Herzen, Platz.
    So trat er zu Moll Farrell und lachte sie über die Leiche ihres Mädchens hinweg aus.
    »Sapperlot!«, fluchte John Kulrek. »Die Hure hat sich umgebracht, Lügenmaul!«
    Lügenmaul lachte und verzog dabei seine dünnen Lippen. Er hatte Moll Farrell immer gehasst, denn sie hatte ihm den Namen Lügenmaul gegeben.
    Dann erhob John Kulrek seinen Bierkrug und geriet auf seinen unsicheren Beinen ins Wanken. »Ein Prosit auf den Geist der Hure!«, bellte er, und alle starrten ihn fassungslos an.
    Endlich sprach Moll Farrell, und die Worte brachen mit einem Schrei aus ihr heraus, der allen Anwesenden einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
    »Der Fluch des abscheulichen Teufels möge dich ereilen, John Kulrek!«, brüllte sie. »Der Fluch Gottes liege bis in alle Ewigkeit auf deiner niederträchtigen Seele! Mögest du Dinge sehen, die dir die Augen verbrennen und die Seele versengen! Mögest du einen blutigen Tod sterben und dich in den Flammen der Hölle winden, für Millionen und Abermillionen von Jahren! Ich verfluche dich bei Wasser und Land, bei Erde und Luft, bei den Dämonen der Meere und den Dämonen der Sümpfe, bei den Teufeln in den Wäldern und den Kobolden in den Hügeln. Und du …«, und dabei stach sie Lügenmaul Canool ihren dürren Finger gegen den Brustkasten, sodass er leichenblass wurde und zurücktaumelte, »du sollst John Kulrek den Tod bringen, und er dir den deinen! Du sollst ihn an die Pforten der Hölle führen und er dich an den Galgen! Ich lege das Siegel des Todes auf deine Stirn, John Kulrek! Du wirst in Furcht leben und durch einen Schrecken sterben, weit draußen auf kalter grauer See! Doch die See, die diese unschuldige Seele in ihren Schoß geholt hat, wird dich nicht behalten wollen, sie wird deinen abscheulichen Körper wieder in den Sand werfen. Ja, John Kulrek …« Sie sprach diese Worte mit solch entsetzlicher Eindringlichkeit, dass der Ausdruck trunkenen Hohns im Gesicht des Mannes sich in gewöhnliche Dummheit verwandelte.
    »Die tosende See brüllt schon nach diesem Opfer, das sie nicht bei sich behält! Auf den Hügeln liegt Schnee, John Kulrek, und noch ehe er schmilzt, wird deine Leiche zu meinen Füßen liegen. Schon bald werde ich

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