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Volk der Verbannten

Titel: Volk der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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krümmen sich!« Non’iama starrte ihn wortlos mit eisigem Blick an. Nach einigen Augenblicken wandte Nôs sich verlegen ab und deutete dann auf ein Fass. »Warte dort.«
    Non’iama setzte sich schweigend hin. In einiger Entfernung befand sich ein Kreis aus grauen und beigefarbenen Zelten; dort unterhielten sich Krieger angeregt miteinander und lachten, als beglückwünschten sie sich zu einem nicht lange zurückliegenden Sieg. Ein Trupp von fünfzig Reitern traf ein; sie wurden von den Hâman und den Männern wie Helden empfangen. Endlose Gespräche und unaufhörliche Lobreden folgten.

    Stunden vergingen.
    Nôs war verschwunden, und niemand bot Non’iama etwas zu essen oder zu trinken an.
    Die Reiter brachen wieder auf.
    Das Licht des Nachmittags wurde immer goldener und schöner, während neben Non’iama die Hâman einen Leichnam nach dem anderen auf die Feuerstelle warfen. Der Gestank des verbrannten Fleisches reizte Non’iamas Hals, aber sie durfte nicht die Fassung verlieren; ihr Leben hing davon ab. So blieb Non’iama sehr aufrecht sitzen, während Wind und Rauch mit ihren blonden Haaren spielten.
    In den Kesseln wurde das Abendessen aufgesetzt. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu.
    Ein Krieger kam vorbei; er biss in ein gebratenes Kaninchen. Bratensaft und Fett tropften ihm aus dem Mund.
    »Folge mir«, sagte Nôs, der aus dem Rauch hinter ihr auftauchte.
    Wortlos folgte Non’iama ihm erneut, und gemeinsam traten sie in den grauen Zeltkreis.
    Durchquerten ihn.
    Erreichten die andere Seite.
    Ein Einschnitt öffnete sich in dem Hügel. Nôs und Non’iama stiegen den Abhang hinab. Am Grunde des winzigen Talkessels stand ein purpurnes Zelt, dessen leuchtende Farbe vom Braun der Felsen und den verwaschenen Kleidern der Krieger abstach.
    Vor dem Zelt befanden sich ein Baldachin und Teppiche. Non’iama schritt darüber hinweg, ohne etwas zu sagen, und fragte sich, ob sie in den hübschen bunten Mustern wohl Blutflecken erspähen könnte, die von den Vorbesitzern herrührten.

    Nôs hob den Teppich, der den Zelteingang verschloss, und bedeutete Non’iama einzutreten. Dann ließ er den Teppich hinter ihr fallen und zog sich zurück.
    Das kleine Mädchen drehte sich um und sah den König der Sakâs vor sich.
    Er stand mit einem Pergament in der Hand am Ende des Zelts und blickte sie an. Er war ein junger Mann von kaum dreißig Jahren, schlank, muskulös und glattrasiert. Er hatte kurz geschnittenes Haar und funkelnde schwarze Augen. Er trug eine braune Leinenhose, ein weißes Hemd und einen scharlachroten Gürtel.
    Der Zeltboden war von Teppichen bedeckt; darauf standen ein Holztisch, Stühle und ein kleiner, intarsienverzierter Schreibtisch. Und Bücher. Viele Bücher, die sich auf dem Boden stapelten.
    Non’iama verneigte sich nicht, grüßte nicht. Sie beschränkte sich darauf, den König anzusehen, der ihren Blick erwiderte. Ein unendlich langer Moment verging, während sie sich gegenseitig musterten.
    Dann legte der König sein Pergament auf den Schreibtisch. »Bist du eine kleine Wilde? Wenn ja, dann wirst du mir nicht im Geringsten von Nutzen sein.«
    Die Stimme war hart, aber kultiviert. So kultiviert, wie Non’iama schon lange keine mehr gehört hatte. Die Aussprache und der Satzbau hätten auch von Arekh oder vom Sohn ihrer Herren in Sarsan stammen können. Nur zwei Sätze - aber es waren die eines Mannes, der bei einem Hauslehrer Rhetorikstunden erhalten und sich auszudrücken gelernt hatte.
    »Ich bin keine Wilde«, sagte Non’iama ruhig. Sie deutete auf die Bücher. »Allerdings kann ich weder lesen noch schreiben.«

    »Das ist nicht schlimm, wenn du zu verstehen verstehst.«
    »Ich habe genug verstanden, um bis heute zu überleben.«
    Sie lächelte, und zu ihrem Erstaunen erwiderte der König ihr Lächeln.
    Sein Lächeln war offen und amüsiert, beinahe verschwörerisch. »Gut. Ich warne dich, keine Spielchen mit mir! Keine Gesänge und Flüche, kein ›Ayesha schützt mich‹. Beim ersten Unfug schlage ich dir den Kopf ab.«
    Non’iama sah sich um und bemerkte das schlichte, stählerne Schwert, das auf einem Stuhl lag.
    »Einverstanden.«
    »Kennst du Ayesha? Persönlich? Oder hast du gelogen, um meinen Männern Angst einzujagen? Sprich ohne Furcht. Wenn du gelogen hast, werde ich es dir nicht zum Vorwurf machen. Aber ich muss es wissen.«
    »Ich habe nicht gelogen. Ich bin mit Ayesha und ihrem Gefährten Arekh es Morales durch die Wüste gewandert, von Salmyra bis Nôm. Ich war am Tag

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