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Volk der Verbannten

Titel: Volk der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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neunhundert? Das ist besser als nichts. Aber … Gilas«, fügte er hinzu und blickte auf einmal ernst drein. »Ich will Euch nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen. Wenn Laosimba erfährt, dass Ihr bereit wart, Euch mit Morales zu verbünden, wird er Euch die Haut abziehen. Vielleicht sogar buchstäblich.«
    Gilas zuckte mit den Schultern. »Alles zu seiner Zeit.«
     
    Harrakin nahm sein Schwert, ging ins Freie und holte tief Atem, so dass sich seine Lunge mit eisiger Luft füllte. Der Nâla stand in einiger Entfernung neben seinem Pferd und wartete auf ihn. Er war an seinen schlichten Leinengewändern zu erkennen. Die Soldaten, die Manaîns Nachfolger treu ergeben waren, trugen auf dem rechten Arm die leuchtenden Farben des Emirats. Der Mann beobachtete ruhig, wie Harrakin näher kam. Harrakin wollte gerade das Wort an ihn richten, als ein seltsames Phänomen seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Er drehte sich um und sah zum Turm hinüber.
    »Die Kämpfe sind zum Erliegen gekommen«, sagte er erstaunt.

    Der ferne, aber durchgängige Lärm der Schreie und des klirrenden Metalls, der von der Straße ein paar hundert Schritt weiter östlich herübergeklungen war, hatte sich gelegt. Harrakin runzelte die Stirn; er war eher besorgt als erfreut. Auch Gilas hatte sich umgedreht.
    »Sie schichten Scheiterhaufen auf«, verkündete der Nâla. »Gewaltige Feuerstellen überall. Ich habe allein hier gut dreißig gesehen. Und sie erhalten noch weitere Verstärkung aus dem Norden. Wir sind auf dem Weg zu Euch zwei Angriffen knapp entgangen.«
    »Wunderbar!«, knurrte Harrakin. Er musterte den Mann. »Wie heißt Ihr noch gleich?«
    »Amîn Eh Maharoud. Ich befehlige die Reiter.«
    »Noch mehr gute Neuigkeiten, Amîn? Ich bitte Euch, seid nicht schüchtern. Ich bin bereit, alles zu hören.«
    Der Nâla lächelte und verneigte sich dann. »Im Augenblick nicht, Majestät. Aber glaubt mir bitte, dass es mich sehr freuen würde, sie Euch zu bringen. Bis dahin stehen wir zu Eurer Verfügung, wenn Ihr unsere Hilfe wünscht. Welche Antwort soll ich Aida Morales bringen?«
    Harrakin wies nach Norden, dann seufzte er. »Dass er willkommen ist. Wir haben keine Wahl.«
     
    Mittlerweile hatten selbst die Diener den Quellenpalast verlassen. In den umliegenden Straßen hatte Panik um sich gegriffen, seit die Nachricht von der Ankunft der Sakâs eingetroffen war. Die Einwohner hatten begonnen, ihren Besitz auf Karren zu laden, um in die westliche Innenstadt zu fliehen, aber die Wachen hatten alle Durchgänge versperrt und hinderten sie am Weiterkommen. Offensichtlich , hatte Vashni gedacht, als sie zwischen Bündeln, die wieder abgeladen wurden, zurückkehrenden Familien
und denen, die noch immer glaubten, fliehen zu können, durch die Straßen gegangen war, hat irgendjemand dort oben in der Ratsversammlung beschlossen, dass die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung eingeschränkt werden muss, damit nicht die ganze Stadt in Panik gerät.
    Sie hätte, genau wie Banh, immer noch Gelegenheit zur Flucht gehabt - ihr Name und ihr Stand hätten ihr als Passierschein gedient. Aber weder sie noch der Ratgeber hatten sich gerührt. In dem nun leeren Gebäude war niemand mehr in der Küche. Die Speisekammern waren aber nicht geplündert worden, so dass sie dort etwas gefunden hatten, um sich zu stärken. Vashni hatte sogar etwas Fleisch mit Äpfeln und Gewürzen gekocht, wie man es in Sleys tat. Sie hatte erst als Heranwachsende kochen gelernt, als es ihr manchmal Spaß gemacht hatte, sich zu den Sklaven in den Wirtschaftsgebäuden zu gesellen, um zu tun, was ihr verboten war, und Gerüchte zu hören, die niemand sonst kannte. So war es ihr heute nicht schwergefallen, und sie hatte dabei sogar eine gewisse nostalgische Freude empfunden.
    Nach dem Mittagessen war Vashni auf die Mauer zurückgekehrt und hatte die Armee zu ihren Füßen gemustert. Nun wusste sie, dass es die Armee von Harabec war. Bogenschützen aus der Leibwache der Ratsherren waren losgeschickt worden, um sich etwas weiter nördlich zu postieren und die Straße zu schützen, die die Sakâs anscheinend einzunehmen versuchten.
    Kurz fragte sie sich, wo Samia wohl sein mochte. Bevor er nach Westen abgebogen war, hatte Harrakin ohne weitere Umstände seine Konkubine, die übrigen Frauen und die Männer, die zu alt zum Kämpfen waren, nach Reynes geschickt. Samia gehörte nicht zur offiziellen
Delegation und hatte sicher mit den übrigen Hofdamen in einem Privatpalast in der Innenstadt

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