Volk der Verbannten
zusammen.
Auf der Ebene vor dem Großen Tor loderten Feuer auf.
Mit einem Schlag strebten hundert gewaltige, orangefarbene Flammen zum Himmel, flackerten zornig aus
den Feuerstellen empor, die an den Vortagen errichtet worden waren.
Mit wütendem Gebrüll stürmten die Sakâs in den Kampf.
Die Fackel zischte nur einen Fingerbreit an Arekhs Gesicht vorbei. Er holte sofort zum Gegenschlag aus und rammte sein Schwert in die Schulter des Sakâs-Reiters, der versucht hatte, ihn zu blenden. Der Barbar stieß einen Schmerzensschrei aus und führte dann einen Schlag mit der Keule, die er in der rechten Hand hielt, aber der Schmerz brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und es bereitete Arekh keine Schwierigkeiten auszuweichen. Ein weiterer Hieb, diesmal in die Brust, warf den Mann vom Pferd. Er wurde sofort niedergetrampelt, und Arekh drängte sein Pferd vorwärts und suchte das Schlachtfeld ab.
Endlich erspähte er ihn: etwas weiter südlich, umgeben von den Reitern aus Harabec, wild um sich schlagend. Gerade spaltete er einem feindlichen Reiter, der den Fehler begangen hatte, ihm zu nahe zu kommen, den Schädel. Harrakins Gesicht war blutbefleckt. So weit draußen mitten im Kampfgetümmel? Das war riskant: Wenn der König von Harabec jetzt fiel, würde die Moral seiner Männer zusammenbrechen. Aber sicher hatte sich Harrakin gerade deshalb ins Handgemenge gestürzt: um den Kampfgeist seiner Soldaten zu stärken und ihnen zu zeigen, dass er an sie glaubte.
Arekh und Harrakin waren sich noch nicht begegnet: Nach seiner Verhandlung mit Gilas war Amîn mit Befehlen zurückgekehrt. Sie sollten die Sakâs von Osten angreifen, um eine zweite Front zu errichten und zu
versuchen, den Druck zu verringern, der auf der Mauerstraße lastete.
Sie kämpften jetzt schon seit vier Stunden, und Arekh wusste nicht, ob ihr Eingreifen irgendeine Wirkung gehabt hatte. Die Sakâs schienen immer noch gleichermaßen zahlreich zu sein, und ohne Rückzugsmöglichkeit und gute Sicht hatte Arekh keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, ob ihre Attacke wirkungsvoll war.
Er spornte sein Pferd an und bedeutete den Nâlas, ihm zu folgen - aber eine weitere Welle von Gegnern, hundert Mann zu Fuß, die Fackeln schwenkten, um die Pferde zu erschrecken, schnitt ihn von den Reitern aus Harabec ab.
»Lasst euch davon nicht beeindrucken!«, brüllte Arekh und versuchte, den Schlachtenlärm zu übertönen. Amîn bedeutete ihm, dass er ihn hörte, und Arekh fuhr fort: »Die Fackeln sollen uns nur ängstigen! Sie spielen mit unserer Furcht!«
Arekh hörte, wie Amîn hinter ihm den Nâlas seine Worte wiederholte, und stürmte mit einem Kriegsschrei vorwärts. Sie drangen noch zwanzig Schritte weiter vor und näherten sich einer kleinen Mauer; in dem Chaos waren Harrakin und die Reiter aus Harabec völlig verschwunden. Aber sie waren da, irgendwo. Die Sakâs saßen in der Falle …
Theoretisch. Wie kann man einen Ozean in die Zange nehmen? , dachte Arekh, als er das Meer von Barbaren vor sich sah, das im Norden zusammenströmte. Er trieb sein Pferd noch einmal an und ritt durch die kämpfenden Männer hindurch wie durch tiefen Schlamm.
Und plötzlich war Harrakin an seiner Seite, tauchte wie durch Magie aus dem Chaos auf.
»Morales!«, rief er, und Arekh drehte sich um, erstaunt,
auf Harrakins Gesicht einen beinahe euphorischen Ausdruck zu sehen, ein aus Blut und Tod geborenes Glücksgefühl. »Ein nettes kleines Scharmützel, nicht wahr?«
»In der Tat. Ich warte ungeduldig auf die echte Schlacht«, erwiderte Arekh und ließ sein Schwert noch einmal niedersausen.
Die Nâlas verteilten sich rings um sie und schirmten sie für einen Moment von den Kampfbewegungen ab. Arekh wandte sich Harrakin zu. »Was wollen sie?«
»Durch die Nebentore eindringen - die in der Westmauer«, sagte Harrakin mit ernster Miene. »Das glaube ich zumindest. Ich denke, der Angriff auf das Große Tor ist nur ein Ablenkungsmanöver.«
»Und was für eines, wenn es denn eines ist! Anscheinend findet da drüben ein richtiges Massaker statt.«
Harrakin zuckte die Achseln. »Vielleicht sind beide Angriffe ernst gemeint. Vielleicht warten sie ab, welche Front als Erste nachgeben wird. Ich hoffe, dass wir es nicht sein werden, aber … Wo sind Eure Fußsoldaten?«
»Weiter oben«, sagte Arekh und deutete nach Norden, aber es war fast unmöglich, seine Soldaten im Kampfgetümmel auszumachen. »Wir werden uns nach Süden zurückziehen. Der Ansturm ist zu stark.«
Harrakin
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