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Volk der Verbannten

Titel: Volk der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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würden sie einer anderen Frau zustoßen.
    Sie hatte ihren Dolch längst verloren. Sie packte einen Stuhl und schleuderte ihn auf einen Sakâs, der darüber
nur lächelte. Er hob sein Schwert und rammte es der jungen Frau mit einer gezielten Bewegung in die Brust.
    Sie war sofort tot.
     
    Er hatte gerade den König der Sakâs getötet. Mit einem Stein erschlagen.
    Arekh starrte den Stein in seiner Hand an, die Blut- und Gehirnflecken, die er noch aufwies. Ihm war schwindlig, und er hatte das Bedürfnis, sich zu übergeben.
    Das war alles? So einfach? So enttäuschend?
    Er wich langsam zurück und betrachtete den Leichnam, ohne seinen Augen zu trauen. Der König derjenigen, die die Hälfte der Königreiche zerstört und eine Spur des Feuers, des Todes und des Hasses hinterlassen hatten …
    Und ein Schlag mit einem Stein hatte ausgereicht.
    Wenn diese Geschichte eine Moral hatte, dann begriff er nicht, welche.
    Er wich noch weiter zurück, den Blick starr auf die Leiche gerichtet. Alles drehte sich in seinem Kopf, und ein blutiger Nebel trat vor seine Augen. Er wankte, stürzte. Als er aufstand, war er nicht mehr allein. Drei Sakâs standen vor ihm. Sie mussten den Hang hinabgestürmt sein, ihrem König nach, aber Arekh war von seinem Sturz zu betäubt gewesen, sie zu hören.
    Die Barbaren sahen erst den Leichnam, dann Arekh an.
    Sie knieten rings um den Toten nieder.
    Arekh wich erneut zurück, einen Schritt nach dem anderen, und war sich bewusst, dass er allein und nur mit einem Stein bewaffnet war, dass ihm der Kopf so wehtat, dass er kaum sehen konnte.
    Die Sakâs begannen zu singen, einen seltsamen, heiseren
Gesang. Dann ergriff einer von ihnen ein Horn und blies hinein.
    Ein langer Klageton erklang aus dem Musikinstrument und hallte zwischen den Steinwänden wider. Der Sakâs blies erneut, sieben weitere, kürzere Klagen.
    Arekh drehte sich um und rannte. Mit klopfendem Herzen kletterte er den Abhang hinauf. Als er die Felsplattform erreichte, war sie von Leichen übersät. Die Sakâs waren tot oder lagen im Sterben. Von Amîns vierzig Mann, die als Verstärkung herbeigeeilt waren, waren nur noch fünfzehn am Leben.
    Amîn lag mit durchschnittener Kehle am Boden.
    »Aida?«, fragte einer der Männer. Arekh kannte sein Gesicht, wenn auch nicht seinen Namen. Er war einer von Amîns Offizieren und würde nun wohl das Kommando der Truppe übernehmen. »Wir haben … nun … Ihr seht es ja«, sagte er und deutete auf den Berg von Leichen.
    Auch er wirkte schockiert. Ein gewaltiger Bluterguss bedeckte die linkte Hälfte seines Gesichts, und Blut quoll ihm aus der Lippe.
    »Tötet die Verwundeten«, sagte Arekh leise. »Natürlich nicht die unseren. Die Sakâs.« Der Kopf tat ihm noch immer so weh, dass er kaum sprechen konnte.
    Einer der Männer beugte sich über die Kante. Unten knieten die schwarzen Gestalten der Sakâs nach wie vor um den Leichnam ihres Königs. Der Klang des Horns hallte von den Bergflanken wider.
    »Und die da, Aida?«
    Arekh schüttelte den Kopf. »Nein. Lasst sie.«
     
    Non’iama rannte noch immer. Sie wusste nicht, ob sie verfolgt wurde. Das Blut pochte ihr in den Schläfen, und
die Furcht verdichtete sich in ihrem Mund zu einem bitteren Geschmack, aber sie blieb nicht stehen. Sie lief tiefer zwischen die Felsen hinein, suchte sich aufs Geratewohl einen Weg und versuchte, ihre Verfolger abzuhängen, wenn es denn welche gab.
    Dann blieb ihr Fuß an einem Stein hängen, und sie schlug der Länge nach hin.
    Als sie sich wieder aufrappelte, blutete sie an Hand und Mund. Die Schulter tat ihr entsetzlich weh.
    Sie drehte sich um.
    Niemand.
    Sie wartete noch einen Moment, aufrecht, keuchend, verängstigt.
    Niemand.
    Erleichterung durchströmte sie wie eine Welle, und sie begann zu lachen und konnte nicht mehr aufhören.
    Dann wurde ihr Lachen zu einem Schluchzen, und sie ließ sich zu Boden fallen. Sie musste minutenlang weinen, bevor Furcht und Anspannung nachließen, die ihr bis dahin den Magen zusammengeschnürt hatten.
    Am Ende stützte sie sich auf einen Felsen, stand auf und begann den langen Marsch, der sie zurück in Ayeshas Lager führen würde.
     
    Irgendetwas tat sich im Norden, das hatte Harrakin vage an den Bewegungen der Feinde erkannt.
    Die Sakâs waren vor ihm, hinter ihm, ringsum. Blut floss ihm über die Brauen, lief ihm in die Augen und nahm ihm die Sicht. Er wusste nicht mehr, wo er war, ob er vorgerückt oder zurückgewichen war. Ungefähr zweihundert Verteidiger hatten sich

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