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Volk der Verbannten

Titel: Volk der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Beweise dafür erhalten. Ihr könnt dem nicht entgangen sein.«
    »Die beiden Gefangenen entstammten nur dem mittleren Adel. In meinen Adern fließt das Blut des Arrethas. Glaubt Ihr, dass der Einfluss der Abgründe stärker ist als der der wahren Götter?«
    Wut blitzte kurz in Laosimbas Augen auf, und Harrakin fragte sich, ob er einen Fehler begangen hatte. Es war oft eine gute Strategie, bei einem Vorwurf den Spieß einfach umzudrehen, aber es würde ihm nichts nützen, den Hohepriester zu erzürnen.

    »Menschen sind fehlbar, auch wenn sie von hohem Rang sind«, stieß Laosimba hervor. »Lionor Mar-Arajec hat während unserer Verhöre erklärt, dass Ihr häufig mit Worten und mit Taten Leichtfertigkeit bekundet, ja Blasphemie den wahren Göttern gegenüber begangen habt. Zahlreiche weitere Zeugen haben ihre Aussagen freiwillig bestätigt.«
    »Lionor Mar-Arajec täuscht sich.«
    »Es ist leider nicht mehr möglich, sie ins Kreuzverhör zu nehmen. Habt Ihr in Harabec seit Beginn Eurer Herrschaft immer die göttlichen Häresiegesetze anwenden und die Rituale durchführen lassen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wir haben Beweise für das Gegenteil. Es sind unsittliche Reden gehalten worden, ohne dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden wären. Es ist bewiesen, dass Hunderte von Einwohnern Eurer Hauptstadt sich nicht an die Opfer- und Gebetsbräuche halten.«
    Plötzlich wurde Harrakin trotz aller Entschlossenheit von Zorn übermannt. Wie konnte Laosimba es wagen … Wie konnte er ihn hier aufhalten und von nicht abgehaltenen Ritualen reden, während sich auf ihrem Land Armeen gegenüberstanden, das Blut in Strömen floss und das Schicksal der Königreiche auf dem Spiel stand? War der Hohepriester blind oder töricht, dass er nicht sah, in was für einer Gefahr sie alle schwebten? Sie hatten am Vortag gekämpft und würden morgen vielleicht wieder kämpfen. Die Absurdität der Situation war ihm plötzlich unerträglich.
    »Wohingegen alle Einwohner von Reynes die Opfer-und Gebetsregeln bis ins Kleinste befolgen?«, zischte er, obwohl er wusste, dass er einen Fehler beging, dass er
hätte Ruhe bewahren sollen. Aber dazu fühlte er sich nicht in der Lage. »Glaubt Ihr etwa, dass die Bauern in allen Dörfern der Fürstentümer jede Woche ein Tier schlachten und es zum Tempel bringen? Dieses Gespräch hier ist lächerlich, und das wisst Ihr!«
    »Der Wunsch, Euren Glauben zu erproben, ist lächerlich? Der heilige Vorgang des Seelenlesens ist lächerlich?«
    »Nein, aber Eure Anklagen sind es! Wenn Ihr wiederholt, was ich sage, dann dreht mir nicht das Wort im Munde um!«
    »Warum habt Ihr das Arrethasfeuer nicht eingesetzt, als ich Euch darum gebeten habe? Hattet Ihr Angst um Eure Männer? Mögen die Soldaten, die Arrethas schützt, ihre Armbrustbolzen in der Schlacht abschießen, wenn Freund und Feind ins Handgemenge verstrickt sind! Sie werden nur ihre Gegner treffen, denn Arrethas wird ihre Geschosse lenken . So lautet das Wort des Gottes! Warum habt Ihr das Arrethasfeuer nicht einsetzen wollen? Hattet Ihr Angst um Eure Männer? Ist das menschliche Ungeschick stärker als die Macht der Götter?«
    »Ich habe Euren Vorschlag nicht gehört. Es war sehr laut.«
    »Und doch erinnert Ihr Euch, wann ich ihn gemacht habe.«
    »Ich errate es. Wir waren schließlich noch nicht so oft zusammen auf einem Schlachtfeld.«
    »Harrakin a Manilos a Arrethas, zweifelt Ihr an der Macht der wahren Götter?«
    »Nein!«
    »Wollt Ihr vor diesem Gerichtshof jetzt gestehen, dass Ihr unfähig seid, Arrethas auf dem Thron von Harabec zu vertreten, und Euch auf Gnade und Ungnade -«

    »Ihr träumt wohl!«, sagte Harrakin zornig, löste die Arme voneinander und trat einen Schritt auf den Hohepriester zu.
    Laosimba wich zurück - und plötzlich brach neben ihm ein Priester zusammen, einen Pfeil in der Kehle, während der Amanash »Achtung!« schrie.
    Eine braun gekleidete Gestalt sprang von einer niedrigen Mauer neben ihnen und landete neben Harrakin; sie trug einen großen Dolch in der Hand. Wieder sirrten Pfeile durch die Luft und fuhren nur zwei Schritt von Laosimba entfernt in den Boden. Der Priester mit der zerfetzten Kehle wurde von Krämpfen geschüttelt.
    »Banditen!«, schrie ein Soldat unter der Eiche, während die übrigen bereits auf sie zugerannt kamen.
    Harrakin zog sein Schwert.
    Mit einer einzigen Bewegung enthauptete er den Mann, der sich auf ihn stürzte; der Kopf rollte über die Steine. Weitere Gestalten

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