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Volk der Verbannten

Titel: Volk der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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waren aufgetaucht; sie stürmten aus dem Garten des Anwesens hervor. Harrakin wirbelte herum und schlug auf sie ein. Banditen, es waren wirklich nur Banditen, ein Dutzend ausgehungerter Bauern, die das kleine Grüppchen sicher angegriffen hatten, ohne die Soldaten der Eskorte zu sehen.
    Sie wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben , dachte Harrakin und parierte den unbeholfenen Angriff, den ein Bauer mit einer rostigen Axt gegen ihn führte. Die Soldaten waren keine zehn Schritte mehr entfernt, und drei der Räuber hatten bereits die Flucht ergriffen. Der Bogenschütze, der den Priester getötet hatte, stürzte von der Mauer, auf der er gehockt war; ein Armbrustbolzen in den Farben Harabecs ragte aus seiner Brust.
    Zwei weitere tote Banditen lagen am Boden, und Harrakin
drehte sich zu den Priestern um. Der Amanash hatte einen kurzen Dolch gezogen, um Laosimba zu beschützen, aber die Soldaten waren ebenfalls schon da, und die Bauern flohen nun allesamt. Nur einer blieb zurück, ein Riese mit kurzen, schwarzen Haaren, der mit einer Sense bewaffnet war. Der Amanash versuchte ihn anzugreifen, aber ein Fausthieb des Hünen streckte ihn zu Boden …
    Und bevor irgendjemand reagieren konnte, holte er mit der Sense aus und zielte auf Laosimbas Kopf.
    Harrakin sah die Bewegung, und seine kriegerischen Instinkte reagierten vor seinem Verstand. Er stach zu. Seine Klinge durchdrang den Oberkörper des Banditen, der mit verstörter Miene erstarrte; die Sense schwebte nur ein paar Fingerbreit vom Schädel des Hohepriesters entfernt.
    Laosimba wich zurück, während der Riese auf die Knie fiel und Harrakin, das blutige Schwert in der Hand, darüber nachsann, was für eine gewaltige Dummheit er begangen hatte.
    Er hatte gerade gedankenlos Laosimba das Leben gerettet - seinem ärgsten Feind, dem Feind Harabecs und seiner Dynastie, obwohl der Hohepriester hier, vor Zeugen, hätte sterben können, ohne dass Harrakin in seinen Tod verwickelt gewesen wäre. Man hätte ihm nichts vorwerfen können. Ja, wenn er nicht so schnell reagiert hätte, wäre Laosimba gestorben, und mit ihm ein Großteil von Harrakins Problemen. Die Priester hätten sogar den Heldenmut des Königs von Harabec rühmen können, der tapfer gekämpft hatte, um den Hohepriester zu retten, ihn aber leider nicht vor dem tödlichen Schlag hatte bewahren können …
    Die Soldaten töteten noch zwei weitere Banditen, bevor
auch der letzte in den Straßen des Dorfes verschwand. Während die Priester rings um den Verwundeten niederknieten, hob Laosimba den Blick zu Harrakin … und sah ihm seine Gedanken an. Harrakins Gefühle waren so klar von seinem wütenden Gesicht abzulesen, als stünden sie in einem offenen Buch.
    Harrakin wandte sich ab, aber es war zu spät. Der Hohepriester war alles andere als ein Schwachkopf. Harrakins Bedauern war zu offensichtlich gewesen, seine Enttäuschung, sein Zorn darüber, dass er Laosimba nicht hatte sterben lassen. Ja, das alles war gesehen und gedeutet worden.
    Am Boden tat der Priester seinen letzten Atemzug und spie dabei einen Strom von Blut aus.
    Entsetzen, Überraschung und Dankbarkeit, die einen Moment lang auf Laosimbas Gesicht zu sehen gewesen waren, verschwanden und machten einer eisigen Wut Platz.
    »Ein einziger Fehler, König von Harabec«, flüsterte er, während die Soldaten näher kamen. »Ein einziger Fehler, und ich hole mir Euren Kopf!«

KAPITEL 8
    Non’iama kletterte gerade einen Hügel hinauf, als die Sakâs ihr auflauerten. Das Gelände stieg zum Norden des Emirats hin leicht an. Wie das Meer unter Windeinfluss verwandelten sich die Ebenen in Hügel, Hochebenen und schroffe Klippen, die an der Grenze zu den Fürstentümern von Reynes entlang verliefen, um sich im Norden der Königreiche zu verlieren. Auf dieser Linie zog sich fünfzig Meilen weiter südlich die Armee von Reynes zu den Stufen von Avell zurück, aber das wusste Non’iama nicht, wie sie ohnehin nichts über die Kräfte wusste, die die Gegend zermalmten. Seit Wochen wanderte sie allein, ohne mit irgendjemandem zu sprechen, sah man von gelegentlichen Begegnungen mit Bauern und Flüchtlingen ab, von denen sie sich etwas zu essen beschaffte.
    Sie schlief auf dem Boden, wurde wieder wach und wanderte. Auf der Suche nach Ayesha, immer den Gerüchten und Erzählungen nach - und auf der Spur der Plünderungen. Die letzten Neuigkeiten hatte sie von einer Gruppe ehemaliger Sklaven gehört, die sich in den Ruinen eines Handelshofs in der Nähe einer Stadt

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