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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Entlüftungsloch, einmal kurz draufhauen – und die Klappe ist hin. Das dauert zehn Sekunden. Und keinem fällt was auf», lautete die Expertise vom Pfarrhofer René, die er mit einer naiven Unschuld vorbrachte, welche weder zu seinem Körper passte, der sich durch die seit 25  Jahren mit Verve ausgeführte Tätigkeit des Landmaschinenreparierens mit besonderem Schwerpunkt auf dem Traktorreifenwechsel doch ziemlich in die Richtung des Zuges entwickelt hatte, der den Suchanek als Kind fast niedergeführt hätte, noch zu der Schwere des hier ausgesprochenen Verdachts.
    Wobei: Jetzt sagte es halt einer laut. Gedacht hatten sie es sich sowieso schon alle.
    Betretenes Schweigen. Dann, nach einer Weile, sagte ORF   2 : «Aber die Klappe kann doch auch genauso gut von selber gebrochen sein. Es muss überhaupt nicht sein, dass da einer …» Er stockte kurz und fügte dann heiser hinzu: «Von uns …»
    Suchanek hielt den Atem an. Grasel riss hinter seiner Bar die Augen weit auf, zog die Mundwinkel tief nach unten und grimassierte sich so ein betroffenes Stummfilmgesicht zusammen.
    «He, Suchanek!», rief da auf einmal der Pfarrhofer René, der jetzt, wo er kapiert hatte, dass er eine kollektive Depression ausgelöst hatte, wieder einen Ausweg suchte. «Du hast doch den Feuerteufel gesehen. Wie hat er ausgeschaut?»
    Schon wieder.
    «Also ich … ich hab nicht wirklich …», stammelte Suchanek. «Eigentlich hab ich gar nichts gesehen. Es war ja finster und alles.»
    Der Pfarrhofer, heilfroh, nicht mehr selbst im Zentrum des Interesses zu stehen, insistierte: «Hat da das Feuer schon gebrannt?»
    «Ja, es hat gerade …»
    «Dann war es doch gar nicht mehr finster!»
    «Aber er war ja gleich wieder verschwunden.»
    «Warum erzählt dann die Nidetzky, dass du ihm praktisch in die Augen geschaut hast?»
    «Das weiß ich auch nicht», erwiderte Suchanek genervt. «Wen interessiert denn, was das alte Tratschweib daherredet, wenn der Tag lang ist? Als Nächstes behauptet sie wahrscheinlich eh, dass es einer von euch war.»
    So. Jetzt waren sie wieder deprimiert.
    «Leute, wir müssen echt aufhören, uns fertigzumachen», sagte der Edi beschwörend. «Da war nichts mehr zu löschen! Die Bernhardsäue haben sich doch auch nur mehr wichtiggemacht. Selbst wenn unsere Pumpe funktioniert hätte – es hätte nichts mehr geändert.»
    Grasel stellte den letzten Toast seiner Lieferung vor dem Urban Ernstl ab und sagte dann unvermittelt: «Außer natürlich für die Bernhardsäue.»
    Na ja.
    Ja.
    Dass die Bernhardsäue, und zwar ein jeder von denen, prinzipiell dazu fähig waren, die heilige Johanna zu verbrennen, stand ja wohl völlig außer Zweifel. Und dass sie darüber hinaus sogar so ruchlos sein könnten, sich mittels Sabotage auch noch auf der Asche von der armen Mantlerin einen triumphalen Auftritt herauszuschlagen, war ihnen genauso zuzutrauen. Aber natürlich, so fair musste man jetzt auch sein: Die Idee, irgendein Fremder habe die Pumpe ruiniert, besaß so oder so ihren Charme. Da konnte man sogar mit einer kleinen Restunsicherheit leben. Es musste also nicht einmal unbedingt eine Bernhardsau gewesen sein – wiewohl die Wahrscheinlichkeit natürlich überwältigend hoch war.
    «Aber wie soll denn wer in unser Feuerwehrhaus hineingekommen sein? Das hätten wir doch bemerkt, wenn da einer eingebrochen hätte», sagte der Spakowitsch dann.
    Das war jetzt natürlich schade. Gerade, wo die Ermittlungen begonnen hatten, sich wirklich vielversprechend zu entwickeln. Also weg von allen Anwesenden.
    «Vielleicht sollte sich die Polizei unsere Schlösser einmal anschauen, wenn wir sie schon im Ort haben», schlug der Neuner vor. «Die können doch mit den modernen Methoden, die sie heute haben, sicher feststellen, ob da einer irgendwie herumgetan hat.»
    Uh. Da hatte beim Grasel wieder einmal einer auf den richtigen Knopf gedrückt. «Die Bullen?», höhnte er. «Na freilich! Die haben doch ihre Schädeln nur, damit es oben nicht reinregnet. Wollen wir wetten, dass sie bei der Johanna auch nichts zusammenbringen? Die Pfeifen haben doch nicht einmal das Auto vom Hiefler Andi gefunden.»
    Da hatte sich der Grasel jetzt nicht völlig korrekt ausgedrückt. Aber es verstand auch so ein jeder: Das Auto vom jungen Achter-Hiefler, das hatte die Polizei damals natürlich schon gefunden. Das war selbst für Polizisten nicht allzu schwer gewesen, weil schließlich war der Bolide ja bei der Ortstafel von Langegg stehen geblieben, nachdem es

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