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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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rausgerutscht.»
    Gregor legte dem Alten die Hand auf den Arm. «Reg dich nicht auf. Das hat er nicht so gemeint. Du weißt doch, dass sie so zu ihr gesagt haben.»
    Der alte Mantler schaute Suchanek mit schmalen Augen an und sagte nichts mehr.
    «Was machst du überhaupt hier?», fragte Gregor. «Ich meine, du bist … Wie lang bist du schon weg von Wulzendorf?»
    «Fünfzehn Jahre. Meine Eltern sind auf Urlaub, und ich hab das Haus und den Hund.»
    «Und dann siehst ausgerechnet du mitten in der Nacht den Feuerteufel.»
    Suchanek versuchte rasch, das Thema zu wechseln. «Wisst ihr eigentlich irgendwas Neues? Hat die Polizei schon etwas rausgefunden?»
    «Nicht wirklich. Im Stadl gibt es offenbar keine Spuren», sagte Gregor. «Und im Haus haben sie auch nichts gefunden.»
    «Der Kerl war im Haus?»
    «Ja. Ein Fenster war aufgebrochen. Sag, was meint denn eigentlich die Polizei zu dem, was du gesehen hast?»
    Jetzt wurde es richtig peinlich.
    «Ich war nicht bei der Polizei», nuschelte Suchanek schuldbewusst. «Also … noch nicht.»
    Hinter Gregors Auto blieb jetzt ein weißer Kastenwagen stehen. Ein Mann sprang mit einer Vehemenz heraus, die auf große Eile schließen ließ.
    «Was? Warum nicht?»
    «Weil … weil ich mir gedacht habe, dass das eh nichts bringt.»
    Jetzt wurde der alte Mantler aber richtig wütend. «Hast du einen Vogel? Das können doch wohl die Krimineser besser beurteilen, oder? Was ist zum Beispiel, wenn der Mörder dort, wo du ihn gesehen hast, irgendwelche Spuren hinterlassen hat? Einen Fußabdruck, einen Tschick, was weiß ich?»
    Jetzt hatte der andere Mann sie erreicht. Wie viele Leute, die sich dem gesunden Leben verschrieben haben, sah er irgendwie ausgezehrt und krank aus. Und ohne irgendeinen der Anwesenden zu grüßen, sagte der Palenak zum alten Mantler: «Ich hab gehört, dass ihr hier seid. Kann ich mit dir reden?»
    Der Fünfer richtete sich kerzengerade auf. Zu behaupten, dass zwischen den beiden keine große Herzlichkeit zu spüren war, hätte dem Begriff Euphemismus eine völlig neue Dimension verliehen.
    «Red.»
    «Unter vier Augen.»
    «So geheim wird’s ja auch wieder nicht sein, oder?», sagte Mantler kühl.
    Palenak schaute Suchanek an und überlegte kurz. Dann entschied er, dass Suchanek unwichtig genug war.
    «Ich wollte dir nur persönlich sagen, dass ich mit dieser Sache nichts zu tun habe.»
    «Aha.» Das verhärtete Gesicht vom Fünfer nahm einen leicht spöttischen Zug an. «Komisch. Du bist der Einzige im ganzen Ort, der das Gefühl hat, er muss mir das extra sagen.»
    Der Palenak wurde lauter. «Ich bin ja nicht deppert. Ich weiß, was die Leute damals geredet haben, und ich kann mir schon denken, was sie jetzt reden werden. Aber ich sag dir eins: Nur weil einer kein Großbauer ist und sich nicht alle drei Jahre einen neuen Mercedes kaufen kann und dann mit dem alten aufs Feld fährt und schaut, ob die Frucht eh gut steht, deswegen zündet er noch lange keine Stadeln an, um die Versicherung zu betrügen.»
    Unter anderen Umständen hätte der Mantler die Sache mit dem Mercedes jetzt schon ausdiskutiert. Seiner war schließlich schon vier Jahre alt war, und den neuen würde er wegen der langen Lieferzeit, die eh ein Witz war, das hatte er dem Händler auch klipp und klar gesagt, erst in einem halben Jahr bekommen. Aber jetzt wäre das selbst ihm komisch vorgekommen. Jetzt sagte er nur: «Wird schon so sein.»
    «Du hast den Kerl doch gesehen.» Palenak tippte dem Suchanek mit dem Zeigefinger auf die Brust. «Sag dem Fünfer, dass es nicht ich war.»
    «Der sagt der Polizei nicht einmal, dass er überhaupt wen gesehen hat», knurrte Mantler.
    «Was? Wieso nicht?»
    Palenak schien ehrlich fassungslos. Entweder war er ein brillanter Schauspieler, oder er war wirklich unschuldig.
    Suchanek senkte den Kopf. «Gleich morgen in der Früh rede ich mit denen. Versprochen.»
    «Ich habe 10000  Euro Belohnung ausgesetzt», antwortete der alte Mantler. «Vielleicht hilft das ja was.»
    «Noch einmal, Fünfer: Ich hab deinen Stadl nicht angezündet. Gestern nicht und vor zwanzig Jahren auch nicht. Und jeder, der was anderes behauptet, kann sich warm anziehen», sagte Palenak mit Nachdruck. Dann drehte er sich um und ging.
    «Ich behaupte gar nichts», sagte der Fünfer leise. «Noch nicht.»

[zur Inhaltsübersicht]
7
    Da war ein Geräusch.
    Das war doch … War das nicht?
    Nein, das konnte nicht sein. Unmöglich.
    Suchanek kannte sich nicht recht aus. Aber er verspürte

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