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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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restliche Interieur des konkurrenzlosen, weil einzigen Lokals in Wulzendorf hervorragend ergänzte, hart in den Rücken knallte.
    «Und jetzt die Gegenprobe!», sagte der Spakowitsch Edi. Alle Hände fuhren wieder nach unten. «Danke. Der Antrag ist also einstimmig angenommen.»
    Suchanek nickte einen flüchtigen Gruß in die Hälfte des Cafés, in der sich die angesichts des Versagens der letzten Nacht viel zu sauberen Feuerwerker in direkter Demokratie übten, und ging zur Bar, hinter der Grasel gerade jeden zumindest annähernd freien Fleck mit Toastscheiben und Pressschinken dekorierte. Da hatte wohl jemand Hunger. Und außer Toast stand auf der Speisekarte des Route  66 b noch Toast.
    «Was ist denn da los?», fragte Suchanek.
    «Sie haben abgestimmt, ob das Volksfest abgebrochen werden soll.»
    «Und?»
    «Der Edi hat ihnen vorgerechnet, wie viel allein die Miete für das Bierzelt kostet. Und was sie den Schaustellern an Standgebühren zurückzahlen müssten. Und dass die wahrscheinlich auch noch auf Verdienstentgang oder was klagen würden. Und dass sie zwar eine Feuerversicherung haben, aber leider nicht daran gedacht haben, die Frau des Kommandanten als Schadensfall reinzuschreiben. Er sagt, wenn sie jetzt abbrechen, machen sie locker 50000  Miese. Also geht’s weiter.»
    «Ich bin vorhin beim Fußballplatz vorbeigefahren. Tote Hose ist ein Hilfsausdruck.»
    «Ach, das wird schon wieder. Nach dem ersten Schock werden sie alle weitersaufen. Guter Zweck, Bürgerpflicht und so.»
    «Gibt’s irgendwas Neues? Verdächtige? Ein Geständnis?»
    «Nicht wirklich. Aber die Nidetzky scheint überall zu verbreiten, dass du der Schlüssel zur Lösung dieses Falles bist», sagte Grasel vergnügt.
    «Das ist überhaupt nicht lustig. Ich hab bei der Susi den Einundzwanziger, den Heimeder und die Lengauerin getroffen. Und alle wollten von mir wissen, wer es gewesen ist.»
    «Na, dann sag’s ihnen halt endlich, damit eine Ruhe ist. Was du dich immer zierst!»
    Aus der Feuerwehrecke war jetzt wieder Edis Stimme zu hören. «Und mir ist schon klar, dass da wahrscheinlich manche finden werden, dass das irgendwie pietätlos ist oder was. Aber wie ich vorhin mit dem Kommandanten geredet habe, hat der auch gesagt, dass es seine Frau sicher so gewollt hätte!», dekretierte er hölzern.
    «Er hat mit dem Mantler telefoniert?», fragte Suchanek leise. «Weiß man eigentlich schon, wann die zwei zurückkommen?»
    Grasel schob sich eine überzählige Schmelzkäsescheibe in den Mund. «Nicht telefoniert. Die sind längst da. Ewig schade für den aufstrebenden österreichischen Pflügersport. Der Gregor hat nach den ersten zwei Durchgängen geführt.»
    «So schnell sind die zurück? Aus Polen?»
    Grasel zuckte mit den Schultern. «Na ja. Sie sind ganz zeitig in der Früh losgefahren. Und der Gregor ist bekanntlich nicht nur mit dem Traktor schnell.»
    «Und außerdem lässt er euch ausrichten», fuhr Spakowitsch fort, «dass wir uns keinen Kopf machen sollen. Er sagt, wir hätten die Johanna so und so nicht mehr retten können.»
    Dankbar zustimmendes Gemurmel breitete sich aus. Und der Vizekommandant war erst froh! Er durfte sich das ja nicht anmerken lassen, aber die ganze Geschichte war ihm mehr als eine Nummer zu groß. Der Edi war ein kreuzbraver Bursch, eine hervorragende, fast schon nervtötend pflichtbewusste Nummer zwei. Aber halt kein Einser. Und das wusste er. Auch im Raiffeisen-Lagerhaus in Bernhardsau hatte er sich entschieden, lieber stellvertretender Leiter der Baustoffabteilung zu bleiben.
    «Ich kann mir das nicht erklären mit der Pumpe», sagte jetzt aber der Neuner-Ranreiter ketzerisch in den gerade gestillten Schmerz hinein. «Ich habe sie erst bei der letzten technischen Überprüfung vor einem Monat zerlegt und gereinigt. Wie es sich gehört. Und sie hat nachher funktioniert wie ein Einser.»
    Man sah dem Edi an, dass er nicht unbedingt vorhatte, dieses Thema groß zu vertiefen. «Na ja. Materialermüdung halt. So was kommt vor», sagte er. «Alex? Bringst mir noch ein Krügerl?»
    Der Neuner blieb renitent. «Das kann doch eigentlich nicht sein. Ich hab das Ventil erst vor einem halben Jahr neu eingebaut. Und jetzt auf einmal bricht die Klappe? Einfach so? Das ist mir noch nie untergekommen.»
    Edis Zunge schoss aus dem rechten Mundwinkel und spielte nervös mit dem Ende seines Schnauzers. «Neuner, worauf willst du hinaus?», fragte er.
    «Na, worauf schon! Mit dem Schraubenzieher rein beim

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