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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Außer, er ist ein Serienkiller am Anfang seiner Karriere, dem es nur um den Spaß an der Freud geht.»
    «Dann kann er sich aber irgendwen holen. Da muss er nicht wieder den nehmen, mit dem es schon einmal Probleme gegeben hat und der jetzt wahrscheinlich bewacht wird auch noch.»
    «Ich werde aber nicht bewacht!»
    «Und woher soll er das wissen?»
    «Von … der Nidetzky?»
    «Ach, komm! Wenn es was Persönliches wäre, warum dich der verfolgt, na gut. Aber es ist ja nichts Persönliches. Ich sage dir: Du hast es überstanden. Dir kann nichts mehr passieren.»
    «Beruhigt mich, dass du das auch so siehst.»
    «Und sag, du hast wieder keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?»
    «Nein. Ich hab sein Gesicht nicht gesehen.»
    Suchanek hatte in der Zwischenzeit seine schmucke Hose ausgezogen und befühlte jetzt vorsichtig den langen Kratzer an seinem Oberschenkel. Dann fiel ihm wieder ein, was er eigentlich vom Grasel gewollt hatte.
    «Der Typ hat mein Küchenfenster ruiniert. Und ich würde mich deutlich wohler fühlen, wenn ich es wieder zumachen könnte. Weißt du wen, der das schnell repariert?»
    «Hmm … Schwierig am Samstag. Aber ich überleg mir was. Jetzt, wo du ein Star bist, wird sich sicher jemand finden.»
    «Ich geb aber keine Autogramme.»
    «Nicht einmal auf nackte Brüste? Du weißt, wozu Groupies fähig sind.»
    «Wenn sie in dem Aufzug das Fenster auch noch hinkriegen, dann können wir drüber reden.»
    «Apropos Aufzug: Die Susi hat mir erzählt, dass ihr beide bei eurem nächtlichen Rendezvous sehr … nun ja, sehr leger angezogen wart. Aber was ich nicht weiß: Was ist danach passiert?»
    «Sitzt du eh gut? Also: Sie hat für uns beide Jogginghosen geholt.»
    «Das übersteigt meine dreckigsten Phantasien.»
    «Und das will bei dir was heißen», gähnte Suchanek. «So. Ich glaub, ich leg mich jetzt hin. Ich hab letzte Nacht nicht so viel Schlaf bekommen.»
    «Gut so. Ruh dich aus. Damit du dann fit bist.»
    «Fit? Wofür?»
    «Na, für das Match. Wir spielen um zwei. Und eine Stunde vorher treffen wir uns bei mir im Route zum Umziehen. Am Fußballplatz gibt’s ja keine Garderobe.»
    «Nach allem, was mir passiert ist, soll ich heute bei deinem blöden Match mitspielen? Hast du sie noch alle?»
    «Herr Suchanek! Wo, glauben Sie, sind Sie jetzt am sichersten? Alleine zu Hause – oder unter hundert anderen Leuten?»
    Selten in der Menschheitsgeschichte war ein Argument auf fruchtbareren Boden gefallen.
    Als er knapp vor dem Einnicken war, schreckte Suchanek noch einmal hoch. Dann ging er in die Küche, sammelte ein paar Töpfe und leere Flaschen zusammen und stellte alles auf das Brett des kaputten Fensters. Wer da jetzt vorbeiwollte, würde das nie ohne Lärm schaffen. Suchanek goss sich wieder neben den Hund auf das Sofa, legte ihm die Hand auf den Rücken und schloss die Augen.
    Was hatte der Grasel noch einmal gesagt? «Es ist nichts Persönliches.»
    Nun ja. Jetzt schon.

[zur Inhaltsübersicht]
9
    Da war ein Geräusch.
    Das war doch … War das nicht?
    Ja. Eindeutig.
    Suchanek fuhr hoch. Sein Herz spielte Drum ’n’ Bass. Und den konnte er schon nicht leiden, wenn er sich außerhalb seines Körpers zutrug. Auch der Hund schreckte aus dem Schlaf, war aber immer noch zu beeinträchtigt, um weitere Veranlassungen zu unternehmen. Der Lärm, der sie beide geweckt hatte, ließ keinen Raum für Interpretationen.
    Auf den Küchenfliesen war eben eine Flasche klirrend zerschellt. Die Fensterfalle! Der Mörder kam tatsächlich zurück! Panisch riss Suchanek sein Handy vom Couchtisch und – wusste die Notrufnummer immer noch nicht, weil ja hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau steht und also letzte Nacht Susi angerufen hatte.
    Eine Waffe! Er brauchte eine Waffe. Ein Messer! Die waren alle in der Küche, und die war ja jetzt besetzt. Irgendeinen Holzprügel zum … Prügeln! Oder schwere Bleikristallgläser zum Werfen! Oder wenigstens das Gemälde mit dem röhrenden Hirsch. Zum Totlachen.
    «Geh bitte, Alter!», sagte eine dünne, aber doch Männerstimme in der Küche. «So ein Schas!»
    Es war nur eine Flasche runtergefallen. Das hieß, der Eindringling hatte das Fenster nicht ganz geöffnet und stand noch draußen auf der Leiter. Und das bedeutete ganz klar: Vorteil Suchanek.
    Eine Woge wütender Entschlossenheit durchflutete ihn. Es reichte. Noch einmal würde er nicht davonlaufen. Diese Geschichte endete hier und jetzt! Er packte ein riesiges Kissen, auf dessen Überzug er damals, als der

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