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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Poldi.
    «Das müsstest du doch wissen», sagte Suchanek. «Er hat dem Gregor eine runtergehaut, weil der Grenzsteine einackert. Angeblich regen sich eh alle Bauern auf.»
    «Ich hab keinen Acker neben den Fünfern. Und gehört hab ich auch nichts.»
    Jetzt, wo der Suchanek so nachdachte: Die Fünfer verkauften einen Acker um teures Geld an die Gemeinde und holten sich den Grund dann von ihren Nachbarn mit dem Pflug zurück. Manche Leute waren halt einfach geschäftstüchtiger als andere.
    «Poldi, kannst du dir vorstellen, dass der Hartl deswegen … Oh, verdammt!»
    Das Match war in der Zwischenzeit wieder in Gang gekommen, und dem Pregesbauer Rudl, diesem Fuchs, war aufgefallen, dass der gegnerische Tormann irgendwie ziemlich dezentral in seinem Tor stand. Offenbar war er von der gewaltigen Schwerkraft des jungen Dreizehners nach links gezogen worden. Also probierte der Rudl einen Schuss aus großer Entfernung, der aufgrund mangelnder Schärfe zum Aufsitzer wurde und sich schließlich gemächlich hoppelnd auf die von Suchanek sträflich vernachlässigte und somit ungefähr sechs Meter von ihm entfernte Ecke zubewegte. Suchanek beendete also die Unterhaltung mit ORF   1 ziemlich abrupt und setzte zu etwas an, das im Altersheim bei der Schlacht um den eben auf die Anrichte des Buffets gestellten, zahnersatzfreundlichen Wackelpudding durchaus als Sprint durchgegangen wäre.
    «Okay», sagte der Grasel, der jetzt auch schon sichtlich damit zu kämpfen hatte, die Fassung zu bewahren, ungefähr 30  Sekunden später. «Okay. Das kann ja jedem einmal passieren.»
    Die Verheirateten feierten in der Zwischenzeit ihr drittes Tor bei der Eckfahne mit diesem nervtötenden Babyschaukel-Jubel, den ein paar entgrenzte Brasilianer bei irgendeiner Weltmeisterschaft erfunden hatten. Aber gut, der Rudl war ja tatsächlich erst kürzlich Vater geworden. Grasel sah den armen ORF   1 wütend an: «Dass du da jetzt auch noch den Suchanek ablenkst, brauchen wir wie einen Kropf. Verschwinde!»
    Der junge Dreizehner trollte sich beleidigt. Suchaneks Mitspieler gingen indessen geschlossen in die innere Emigration.
    Über den Rest der ersten Spielhälfte hätte man sagen können, dass die beiden Mannschaften einander im Mittelfeld neutralisierten und Torszenen deshalb Mangelware blieben. Wenn man allerdings nicht mit einem Übermaß an gutem Willen gesegnet war, hätte man zweifelsfrei erkannt, dass die meisten Spieler schon nach kurzer Zeit auf dem Zahnfleisch daherkamen und sie die Zurücklegung des weiten Weges von der Mittellinie bis zum Tor vermieden, so gut es eben ging. Als der Ranreiter nach 30  Minuten – vorausschauenderweise hatte man sich ohnehin schon auf eine kürzere Spieldauer geeinigt – wegen des Karussell-Vorfalles auch noch zwei Minuten nachspielen lassen wollte, protestierten beide Kapitäne ebenso energisch wie schlussendlich erfolgreich.
    In der Pause scharten sich alle Spieler um Susi, die einige große Kühlboxen mit Getränken mitgebracht hatte.
    «Ich hab ja bis jetzt kein einziges Hansi-Burli-Match versäumt», dröhnte der Heimeder-Kurtl. «Eines muss ich aber sagen: Ihr Ledigen heute geht in die Geschichte ein. So schlecht wart ihr noch nie.»
    «Zieh dich doch um, Kurtl», sagte der Gärtner Bertl. «Wenn du bei den anderen spielst, haben wir noch eine Chance.»
    «Geh, du! Hör mir auf!», schlug Heimeder zurück. «Wenn du genauso gut tauchst, wie du kickst, dann wirst du leider bald tot sein!»
    Suchanek sah sich nach Bertls Bruder um, weil er noch ganz gerne mit ihm weitergeredet hätte, aber der war von Grasel offenbar sehr nachhaltig verscheucht worden.
    «Schöne Hose», sagte Susi lächelnd zu Suchanek.
    «Äh … Was? Ah. Ja», sagte Suchanek abwesend.
    «Na? Ist alles in Ordnung mit dir?»
    «Na ja. Bis auf den Spielstand. Und sonst auch fast alles.»
    «Dass du dir das antust. Vielleicht wärst du doch besser Minigolf spielen gegangen.»
    «Du kennst mich doch. Wenn es eine Gelegenheit gibt, sich lächerlich zu machen, bin ich immer als Erster gestellt.»
    Kaum hatte er das gesagt, schoss von links ein irgendwie angekokelt wirkendes Raubtier auf Suchanek zu. «Meine goldenen Buben!», schrie die Burli-Urli begeistert. «Alle miteinander, wie ihr da seid’s!»
    Sie hängte sich bei Suchaneks Arm ein. «Was macht’s ihr denn nachher alle? Gehen wir was trinken? Ein bisschen vorglühen für den Abend? Da bin ich dann übrigens hinter der Bar. Kriegt’s alle was gratis!»
    Susis Blick ruhte

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