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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Susi. «Das wär doch idiotisch.»
    «Wieso? Wenn sich der Suchanek jetzt das Genick gebrochen hätte, dann würde jeder sagen: Oh mein Gott, was für ein schrecklicher Unfall! Und der René wäre fein raus.»
    Suchanek pfiff dazwischen. «Heute in der Früh hast du noch gesagt, ich hätte nichts mehr zu befürchten, weil der Mörder ja weiß, dass ich eh schon mit der Polizei geredet habe.»
    «Ja. Eh. Stimmt schon. Ich könnte trotzdem schwören, dass das Absicht war.»
    «Aber warum hätte der René denn wiederum die Johanna umbringen sollen?», fragte Susi.
    Da wusste jetzt keiner einen Grund.
    Suchanek setzte sich mühsam auf und begleitete diese herkulische Leistung mit einem langgezogenen Schmerzensschrei. «Ich hab noch einen Verdächtigen zu bieten. Oder eigentlich gleich ein paar», keuchte er und erzählte den beiden die Geschichte mit der Therme.
    «Das trau ich denen von der ÜBL schon zu, dass sie das waren», sagte Grasel. «Die sitzen ja oft zusammen bei mir im Café. Und manchmal ist das echt nicht mehr feierlich, wenn du denen zuhörst. Da glaubst du, du bist im Führerbunker, und der Russe steht vor der Tür.»
    «Aber gleich die Johanna verbrennen, nur weil die Bernhardsauer jetzt ihre depperte Therme bekommen?», wandte Susi ein. «Die braucht doch eh kein Mensch. In Langegg ist eine, in Gantersburg und oben in Egelsee auch. Und alle sind ein Verlustgeschäft.»
    «Eh. Aber jeder, der eine neue baut, weiß genau, dass seine die erste ist, die keinen Verlust macht. Und schau dir diese Bremse von Bürgermeister einmal an.»
    «Wer ist denn da eigentlich aller dabei bei der Partie vom Siebzehner?», fragte Suchanek dazwischen.
    «Naja, der Heimeder, der Einser-Neuhold, der Bobek Willi, der Neuner-Ranreiter, dein Freund, der Keller Gerry …» Grasel stockte. «Jessas. Der Keller ja auch.»
    Susi schnaubte verächtlich. «Die berühmte schweigende Mehrheit. Sonst wäre der Siebzehner ja nicht Ortsvorsteher.»
    «Ich bin so was von froh, dass ich von hier weg bin», sagte Suchanek. Dass die Susi jetzt so komisch schaute, war sicher nur Zufall.
    «Ob die Polizei das alles schon weiß?», sagte sie dann.
    «Willst du es dem Kommissar nicht sagen, Suchanek?», fragte Grasel.
    «Du willst mich auf einmal zur Polizei schicken? Du? Und dort soll ich ausgerechnet den Ortsvorsteher verdächtigen? Super Idee eigentlich.» Suchanek stand auf und machte ein paar Schritte. Wenn er das Becken leicht vorschob und die Schultern zurück, wie ein sehr dicker Mensch, der versucht, ein Gegengewicht zu seinem Bauch zu finden, dann ging es.
    «Na? Funktioniert doch blendend», sagte er.
    «Hat was von Catwalk», sagte Susi lächelnd.
    «Grasel? Dieses Schmerzmittel … Ich glaube, ich brauche das jetzt gleich.»
    Grasel hatte, wie immer in Angelegenheiten der Palliativmedizin, vollstes Verständnis. «Fahren wir.»
    Es mochte ja, wenn man die Natur des Menschen ein wenig kannte, verständlich sein, dass die Wulzendorfer im Moment vielleicht das Gefühl hatten, ihre Feuerwehr sei nicht völlig auf der Höhe der Kunst. Und eigentlich sei diese Einrichtung überhaupt nur dazu da, ihren Mitgliedern mittels regelmäßiger Sitzungen oder Übungen oder technischer Pumpenüberprüfungen, also lauter für den Bestand der Feuerwehr unabdingbarer Veranstaltungen, die aber am Ende alle unweigerlich in ein Besäufnis mündeten, Gründe für das elegante Fortkommen von zu Hause zu liefern. Aber zumindest schon einmal der junge Einser-Neuhold bewies gerade eindrucksvoll das Gegenteil.
    Als sich Suchanek auf dem Heimweg von der erfolgreichen Akquisition beim Grasel dem Bahnübergang näherte, sah er auf der anderen Seite, auf Höhe der Lacke, den Feuerwehrwagen stehen. Hier würde also gleich der geheimnisumwitterte PR -Einsatz stattfinden, mit dem das Vertrauen der Menschen in die Leistungsfähigkeit der sie umsichtig Beschützenden wiederhergestellt werden sollte. Und offenbar hatte Kommunikationsoffizier Spakowitsch ganze Arbeit geleistet. Denn das Publikum des Hansi-Burli-Matches war, nachdem es die Wartezeit vielleicht mit zwei, drei Bier oder mit ein paar Prosecco für die Damen, für die ja auch nur einmal im Jahr Volksfest war, offensichtlich gleich nahtlos zur nächsten Attraktion weitergezogen und hatte in mehreren Gruppen rund um die Freilichtbühne Aufstellung genommen. Die Show konnte also beginnen – wenngleich es, das ahnte auch der Edi leicht verärgert, jetzt einigermaßen schwierig werden würde, die vorherige zu

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