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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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das Zeug könnte seinem ohnehin schon vom Atom schwer angeschlagenen Fischbestand den Rest geben.
    «Aber, ich mein, das geht doch nicht. Was ist denn mit der Umwelt?», maulte er.
    Nun hätte normalerweise auf eine Frage vom Schneckerl keiner reagiert, weil es ja eine Frage vom Schneckerl war. Aber in so einer wichtigen, das Gemeinwohl tangierenden Angelegenheit, in der es galt, die Dorfbewohner vor den Auswirkungen exzessiver Ökologie zu schützen, da war der Siebzehner-Stratzner dann doch bereit, einmal eine Ausnahme zu machen.
    «Umwelt, Umwelt. Was soll schon sein mit der Umwelt? Heute darf man nicht einmal mehr einen Schas lassen mit der Umwelt. Aber ich werde euch einmal was sagen: Das ist alles ein Schmäh. Der ganze Klimawandel und alles. Alles nur erfunden. Vom Amerikaner. Wie die Mondlandung. Ich hab einmal einen Vortrag gehört von einem, der war genau dort in der Wüste in Dings, wo sie das alles gedreht haben. Die wollen uns doch alle nur für blöd verkaufen. Also, was soll das bissl Dreck in der Krötenlacke da schon groß machen? Früher haben wir die Spritzmittel, die uns übrig geblieben sind, in die Feldbrunnen geleert. Und? Hat’s wem geschadet?»
    Jetzt war natürlich der Stratzner nicht nur intelligent, sondern auch noch ein Mann des Wortes. Und er wusste genau, wie man einer an sich eh schon völlig stringenten Argumentation am Schluss noch das Schlagobershäubchen aufsetzte: Mit einer rhetorischen Frage, die endgültig allen Zuhörern vor Augen führte: Na ja, klar. Recht hat er.
    Das Pech vom Siebzehner in dieser Angelegenheit, die er hiermit eigentlich als erledigt betrachtete, war nur, dass der Schneckerl nicht den geringsten Tau davon hatte, was denn eine rhetorische Frage war.
    «Na ja. Dem Mantler, oder?»
    «Was?»
    Stratzner schaute den Säufer, dem er an jedem anderen Tag nicht einmal seinen gerade geleerten Teller vom Mittagessen zum Ablecken unter den Tisch gestellt hätte, fassungslos an.
    «Dem Mantler hat’s geschadet», wiederholte der Schneckerl mit der Unschuld des Weichgesoffenen.
    Die Feuerwehrmänner hatten in der Zwischenzeit einen zweiten Schlauch ausgerollt. Spakowitsch griff wieder zum Megaphon. «Das Rohr ist völlig verstopft. Da ist so viel Klumpert drin, da brauchen wir mehr Druck. Wir fahren jetzt mit zwei Schläuchen und reißen es durch!»
    «Also, Schneckerl!», sagte der Siebzehner entrüstet. «Hast du überhaupt keinen Genierer? Hat der Fünfer nicht schon genug mitgemacht?»
    «Eh hat er genug mitgemacht!», hielt der Schneckerl unschuldig dagegen. «Und das gehört ja dazu, oder? Dass er von den vielen Spritzmitteln …»
    «Gib jetzt eine Ruhe mit der alten Geschichte!», unterbrach ihn der Ortsvorsteher verärgert. «Oder ich ruf an bei der Bezirkshauptmannschaft, dass sie dir die Notstandshilfe auch noch streichen. Dann kannst du schauen, womit du deinen Fusel bezahlst. Früher hätte man Leute wie dich sowieso …»
    «Wasser marsch!», schrie jetzt der Edi und verhinderte auf diese Weise, dass Stratzner fertig erklären konnte, was man früher mit Leuten wie dem Schneckerl so … Aber wenn einer in Österreich einen Satz so anfängt, weiß man eigentlich eh, wie er weitergeht.
    Vier Burschen standen jetzt zu allem bereit vor dem Rohr. Der Neuner legte wieder den Schalter um.
    «Na servas», freute sich der Kurtl für alle hörbar. «So einen Druck hab ja nicht einmal ich gestern in der Nacht nach dem sechsten Krügel gehabt!»
    Wieder spritzte das Wasser auf die Feuerwehrmänner zurück. Aber diesmal gaben sie nicht auf. Verbissen trotzten sie der dreckigen Suppe.
    «Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst, Siebzehner!» Die Gerstmeierin, die seit der Attacke des Ortsvorstehers geschwiegen hatte, pflanzte sich neben ihnen auf. «Die Wahrheit wird man ja wohl noch sagen dürfen. Und immerhin hat ja der Mantler mit dem Prozess, den er gegen die Spritzmittelfirma gewonnen hat, viel Geld verdient.» Und dann fügte sie kühl hinzu: «Aber das ist natürlich kein wirklicher Ersatz dafür, dass man keine Kinder bekommen kann.»
    Suchanek hätte durchaus gefunden, dass man dieses Thema noch ein wenig tiefgreifender hätte diskutieren können, aber dazu kam es nicht mehr.
    Denn jetzt passierte es.
    Und es war natürlich recht praktisch, dass in der Zwischenzeit auch der Kommissar Wimmer seine zugegebenermaßen ausgedehnte Mittagspause bei der Lindenwirtin in Langegg beendet hatte. Dort hatte es nämlich heute ein gebackenes Kalbsbries als Zweiermenü

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