Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Libussa Tod von den Männern gar unterdrückt sollten werden, gleichsam als wäre mit Libussa alle Mannheit und Tugend der Weiber zugleich untergegangen, so sie doch unter ihnen etliche Weiber sähe, welche die Libussa an Mannheit weit überträfen. Auch sie selber wolle der Libussa nicht gerne etwas zuvor geben. So nun die einige Libussa so viel können zuwege bringen, wie viel mehr sollte dies nicht können erhalten werden, wenn sie allzumal ein heimliches Fürnehmen wider die Männer machten. So dürften sie sich auch gar nicht vor dem bäurischen Fürsten fürchten; denn er käme vom Dorfe und wendete alle seine Gedanken allein auf den Ackerbau. Sie sollten ihr allein, mit gegebener Hand, Treue zusagen, daß sie die Sachen im Geheim wollten halten, so wollte sie ihnen wohl gut dafür sein, daß sie in kurzem das Regiment über die Männer wieder überkommen würden.
Sie gaben ihr alle die Hände darauf, tranken von einem Gemisch, welches ihnen Wlasta zugerichtet, davon sie den Männern sollten Feind werden und blieben alsbald ihrer viele da und übten sich in allerlei Kriegesrüstungen zu Roß und zu Fuß.
Unterdeß kam dem Primislaus im Schlafe eine Jungfrau vor, welche eine Trinkschale trug, und dem Primislaus daraus wollte zu trinken geben. Als er dieselbe nicht nehmen wollte, sah er, wie die Jungfrau aus derselben Schale Blut auf die Erde goß und den Männern groß Unglück zauberte. Vor solchem Traume erschrack Primislaus, berief die Fürnehmsten des Landes zu sich, erinnerte sie, daß sie ihrer selbst sollten wahrnehmen und dem weiblichen Geschlechte nicht so viel einräumen; denn es würde ihnen von den Jungfrauen ein großes Unglück zustehen, da dieselben sich in allen ritterlichen Wehren, mit Turnieren, Rennen, Stechen, Brechen, Schießen, Jagen und anderen Sachen mehr übeten.
Die Landherren aber verlachten den Fürsten, etliche schalten auf ihn, etliche billigten der Jungfrauen Fürnehmen, daß sie sich also mannlich hielten. Als Wlasta solches vernahm, unterstund sie sich von Tag zu Tag größerer und gräulicherer Händel. Bald that sie einen Einfall auf dem Felde unter das Vieh, bald beraubte sie die Wandersleute, bald die Felder und sendete den Raub auf das Schloß. Solches nahmen die Männer nicht in Acht, ließen es also hingehen, bis ihnen endlich großer Unfall daraus entstand.
Denn Wlasta hatte wiederum ein herrliches Mahl auf dem Schlosse zugerichtet, und nicht allein Jungfrauen, sondern auch Eheweiber, welche so gar wohl mit ihren Männern nicht standen, dazu eingeladen. Als sie nun satt gegessen und getrunken, fragete die Wlasta die Beweibten, ob sie lieber frei, oder der Gewalt ihrer Männer unterworfen sein wollten? Da sie aber die Freiheit der Dienstbarkeit vorzogen, hetzte sie dieselben wider ihre Männer an, und als sie nun vermerkte, daß dieselben auf ihre Männer erbittert, offenbarete sie ihren Anschlag und stellete ihnen allen eine Nacht an, in welcher sie ihre Männer, Väter, Brüder und Söhne alle im Schlosse umbringen und hernach alsbald in ihrer Rüstung und mit ihren Rossen auf einen Ort, den sie ihnen nicht weit von Prag ernennete, zusammen kommen sollten. Die Weiber verbrachten diese schändliche That an ihren Männern, wie ihnen befohlen war, kamen in ihrer Rüstung auf das Feld, und nachdem sie das Kriegsheer der Männer, so ihnen nachsetzte, erlegt, belagerten sie den Fürsten auf dem Schlosse Wischerad, mochten aber dasselbe nicht erobern.
Die Verwandten und Befreundeten der entleibten Männer waren mit ihrer Rüstung zu Primislaus geflohen und ermahneten denselben, er sollte solche grausame und schändliche Uebelthat rächen und strafen. Aber Primislaus gab zur Antwort: er würde von Gott erinnert, daß er wider die Weiber jetziger Zeit nichts vornehmen sollte, und würden auch alle diejenigen umkommen, so die Weiber würden bekriegen, derhalben sollte man auf anderer Zeit Gelegenheiten warten. Hieraus erfolgte nicht allein eine große Verachtung, sondern entstand auch ein großer Unwille wider den Fürsten. Die Männer aber sammelten ein Kriegesvolk, wider des Fürsten Willen, und wollten sich an den Jungfrauen rächen, doch war ihr Kriegesheer ohne einige Ordnung, hatte auch dazu kein Haupt noch Obristen. Wlasta ließ sich nicht schrecken, fassete ihr in dieser Noth ein Herz, vermahnete die Ihren, daß sie nicht wollten kleinmüthig werden; denn es wäre die Zeit und Gelegenheit vorhanden, daß sie ganz Böhmerland unter sich bringen könnten; denn die
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