Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Vornehmsten des ganzen Landes unter ihre Gewalt kommen wären. Dazu hatte Wlasta eine feine Schlachtordnung gemacht; den ersten Haufen führete Milada, den andern Hodeka, den dritten Suatana, den vierten Radeka. Wlasta aber beschloß mit den Ihrigen den ganzen Haufen.
Im ersten Angriff standen die Männer eine gute Weile, da aber der Haufen durch die Rosse an der Spitze und den Seiten getrennt ward, wurden die in der Mitten umgeben und erbärmlich erschlagen. Man sagt, daß Wlasta, mit ihrer eigenen Hand, sieben starke Männer umgebracht und durch ihren Sieg eine solche Furcht den Männern eingejagt habe, daß die andern, so noch übrig blieben, mehr dahin gedacht, wie sie einen Anstand erlangen möchten, denn daß sie den Feind aufs Neue anzugreifen gedächten. Gaben auch unterdeß der Wlasta einen Tribut.
Es werden vornehmlich sieben Weiber genannt, so in dieser Schlacht sich männlich erzeigt haben, als: Malada, Nodea, Suatika, Vovasta, Radga, Zastana, Tristana. So wurde auch eine stattliche Beute hinweg gebracht und diejenigen, so sich wohl verdienet, mit Geschenken geehret. Den sieben Weibern aber, welche so ritterlich gekämpfet, wurden güldene Ketten und Armbänder gegeben und Wlasta ward als eine Göttin geehret, so hatten auch die Böhmen wider die Weiber hernach ganz und gar keinen Muth und Herz.
Als aber ein Anstand gemacht wurde, nahm Wlasta die Höhe bei der Muldau, gegen das Schloß Wischerad, ein, befestigte denselben Ort mit einem Graben, Wall und Schanzen, baueten auch bald hernach, als sich mehr Weiber sammelten, daselbst ein Schloß und Festung, auf daß sie daselbst mit den Jungfrauen ihren Aufenthalt hätte. Solches nannte sie Dievin, etliche nennen es Dievizum, welches so viel heißt, als Jungfrauen-Schloß. Solches that sie darum, damit sie ihr nicht etwa einen Neid auf den Hals lüden, wenn sie es nach ihrem und nicht nach der Jungfrauen Namen nannte.
Dazumal war alles öde und wüst um dasselbe Schloß, und da etwa Aecker zu besäen, nahmen solche die Ackerleute, so den Jungfrauen nicht gut waren, ein, besäeten dieselben und erhielten das Getreide, damit es die Jungfrauen nicht kaufen könnten. Als aber Wlasta sah, daß sie ohne Lebensmittel das Schloß in die Länge nicht würde erhalten können, rieth sie, man sollte vor der Zeit den Anstand brechen, damit sie nicht Hungers sterben dürften.
Derowegen wurde von allen Jungfrauen einhellig beschlossen: man sollte über die Muldau setzen und in die nächsten Scheunen des Fürsten und in sein Vieh einen Einfall thun. Das Getreide ward fast vor des Fürsten Augen mit Gewalt aus den Scheunen genommen, das Vieh wurde von dem Felde weggetrieben und durfte sich der Fürst dawider nicht legen, oder aber auch er wollte, aus besonderem Vorsatz, der Gewalt der Jungfrauen keinen Widerstand thun, weil ihm das Glück noch zur Zeit nicht beistand.
Deshalb unterstand sich Wlasta desto mehr des Fürsten Freunden zuzusetzen, verwüstete ihre Aecker, trieb das Vieh hinweg, brachte die Bauersleute unter ihre Dienstbarkeit und verwunderte gleich sich selbst darüber, daß ihr niemand einigen Widerstand thät.
Nun waren allein etliche beherzte Jünglinge übrig, welche bisweilen den letzten Haufen der Jungfrauen angriffen und denselben trennten. Diesen stellten Wlasta auf solche Weise heimlich nach: sie befahl, daß man ein Schreiben im Namen der allerschönsten Jungfrauen, so bei ihr waren, an die jungen Gesellen sollte machen, in welchem der Wlasta großer Stolz und Uebermuth vermeldet und angezogen würde, deswegen die Jungfrauen das Vorhaben hätten, sich von ihr heimlich zu wenden und sich hernach zu verehelichen. Sie gaben auch vor, als stünde ihnen allein die einige Wlasta im Wege, dieselbe aber könnte leichtlich gefangen genommen oder umgebracht werden, so etliche der jungen Gesellen sich rüsteten und zu bestimmter Zeit des Nachts vor das Schloß rückten, da ihnen dann dasselbe, sammt den Frauen, sollte übergeben werden.
Als die Jünglinge solch Schreiben verlesen und durch die Liebe gegen die Jungfrauen bethört waren, kamen ihrer viele auf die bestimmte Nacht zusammen und wurden unverletzt bis in den Vorhof des Schlosses eingelassen. Als sie aber weiter hinein drangen, wurden ihrer etliche die Brücken hinunter geworfen, ihrer etliche hinter dem Vorhofe umgebracht und alle also getödtet, und konnte sich doch keiner, wegen der finstern Nacht, rächen. Als es Tag wurde, ward diese Zeitung zuerst vor den Stiradius, einen aus den Vornehmsten
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