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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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Wischerad, indem der Fürst heraus sah, damit ihm solches desto mehr sollte zu Herzen gehen. Der Wald, in welchem Stiradius gefangen, wird noch heute von dieser Jungfrau Sarka genannt. Man sagt, da Stiradius gefangen genommen worden, daß man in dem ganzen Walde ein großes Gelächter gehört habe, sonder Zweifel, daß die bösen Geister dieses Spiels und dieser Mißhandlung sich gefreut haben.
    Als die Weiber solcher Weise das Regiment überkamen, nahmen sie ihnen Männer, und nachdem sie mit denselben Kinder erhalten, machten sie ein Gesetz, daß man allen Knaben an der rechten Hand sollte die Daumen abhauen und ihnen das rechte Auge ausgraben, auf daß, wenn sie zu ihrem männlichen Alter kämen, sie sich mit dem Schwerdte nicht wohl wehren, auch nicht aus dem Bogen schießen könnten. Solches trieben sie eine gute Zeit und ward das Böhmerland sieben Jahr mit diesem Unfall geplaget.
    Endlich ward, aus Anregung und Bedräuung des Volks, und daß es nun die rechte Zeit war, Primislaus bewogen, daß er auf Mittel trachtete, wie Wlasta mit gleicher Münze bezahlet und ihr solche Uebelthat möchte vergolten werden. Er vermahnete das Volk, es sollte noch wenige Tage Geduld haben. Mittlerweile fertigte er eine Botschaft an Wlasta ab und ließ auf ein sicher Geleite Milada, die um alle Anschläge der Wlasta wußte, zu sich fordern. Durch dieselbe zeigte er der Wlasta an, wie daß, ohne seinen Willen und Geheiß, die Vornehmsten des Landes sie gedächten zu bekriegen, wie er auch ein sonderlich Wohlgefallen an der vorigen Männer Untergang habe; er hätte sie auch so lieb, als seine eigene Tochter, und gönnete ihr vor allen andern das Fürstenthum, weil sie seiner Gemahlin Dienerin gewesen. So wäre er auch in diesem Alter zum Regiment fast ungeschickt und möchte seinem unmündigen Sohne dasselbe nicht vertraut werden, deswegen hätte er sich einen Ort auf seinem Gute, da er zuvor gewesen, ausgesehen, wo er in guter Ruhe und in Frieden sein Leben zubringen wollte. So hätte er nun bei sich beschlossen, daß er das Schloß Wischerad, welches der Hauptsitz in Böhmen wäre, aus freiem Willen der Wlasta übergeben wolle, Zweifels ohne, Wlasta würde solcher Wohlthat eingedenk sein, ihn, als einen alten Mann, mit seinem Sohne vor aller Gewalt und Unrecht schützen und dem Sohne ein Stück Landes einräumen, welches sie wollte.
    Milada lobte und billigte den Vorschlag des Fürsten, eilete zu ihrer Frauen, damit sie ihr diese fröhliche Zeitung zu wissen thäte und sie vermahnete, solche Gelegenheit nicht auszuschlagen. Wlasta ließ sich solches Vornehmen gefallen und befahl, daß sie dasselbe vollzöge, auch folgendes Tages alsbald zu Primislaus mit mehrern Frauen zöge und von ihm das Schloß Wischerad in ihre Verwahrung nähme, ihm auch zusagte, daß Wlasta den Primislaus für ihren Vater halten, und seinen Sohn als ihren eigenen Bruder in Acht nehmen wollte.
    Milada kam mit einem stattlichen Frauenzimmer wieder auf das Schloß Wischerad, richtete der Wlasta Befehl aus und bat, daß man ihr das Schloß übergeben wollte. Darauf bat Primislaus die Milada ganz freundlich, ehe daß er ihr das Schloß überreichte, daß sie zuvor, mit dem ganzen Frauenzimmer, mit ihm zu Mittag essen wollte. Als er solches erlangt, machte er sich fröhlich unter der Mahlzeit, bis so lange, daß er vermeinete, genugsame Gelegenheit vorhanden, sein Vornehmen ins Werk zu setzen.
    Darum stand er vom Tische auf, stellete sich, als blutete ihm die Nase und wollte das Blut hemmen, gab daneben den Gewappneten ein Zeichen, daß sie heimlich einen Einfall thun, die Jungfrauen umbringen und von der Höhe hinunter stürzen sollten. Also wurden alle Jungfrauen ums Leben gebracht, ausgenommen eine, so im Stalle bei den Rossen gelassen, und bald, in dem ersten Lärmen, davon kommen war. Sonst wurden die andern alle ihrer Kriegesrüstung beraubet und entweder zu den Fenstern hinausgestürzt, oder aber erstochen.
    Die Magd, so entflohen, brachte der Wlasta alsbald diese traurige Zeitung. Dieselbe forderte eilend ihre Rüstung und ein Roß, gab auch Befehl, daß sich die übrigen Jungfrauen rüsten und, wo es am füglichsten, über die Muldau setzen sollten. Indem sie aber bis zu dem Rade kamen, mit welchem Stiradius kurz zuvor gerädert, fiel alsbald ein Haufen Männer aus dem Schlosse, welche mit dergleichen Rüstung wie die Jungfrauen, so erschlagen, angethan waren, daß Wlasta auch im ersten Ansehen zweifelte, ob die Magd recht von der Jungfrauen Todschlag

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