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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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hast, gegeben, dessen Milch ich genossen habe.« Borziwog antwortete: »ich sehe, daß du ein Mann Gottes bist und heilig; ich bitte dich, sitze auf mein Roß, und reite mit mir in meine Behausung, lege deine Hand auf meines Weibes Haupt und sprich ihr den Segen.« Iwan antwortete: »ich kann nicht reiten, doch, wird es Gottes Wille sein, so will ich deine Behausung besuchen.« Also gesegneten sie einander mit Trauern. Und Borziwog wollte das Wild nicht mitnehmen. Iwan sprach: »nimm und zertheile es und opfre es den Armen, auf daß sie für unsere Seele Gott bitten.«
    Als nun Borziwog wieder auf Tetin angekommen, zeigte er seinem Gemal Ludomilla kläglich an, was ihm auf der Jagd zugestanden war. Und als sie dieses hörete, weinete sie und begehrete mit Verlangen, den Mann Gottes zu sehen; und sie beteten dieselbe Nacht mit großer Andacht. Auf den Morgen sandten sie ihren Kaplan und mit ihm sechs Diener, auf daß sie den Mann überreden und auf den Tetin bringen sollten. Als sie nun daher kamen, richteten sie es fleißig aus, setzten ihn auf eine Eselin und kamen mit ihm auf Tetin. Borziwog und Ludomilla gingen ihm weit entgegen und nahmen ihn ehrlich an. Als er auf's Schloß kam, legten sie ihm mancherlei Speise für, aber er wollte nichts genießen. Sie entfingen von ihm desselben Tages den Segen, ließen ihn, auf sein Begehren, von sich und sandten ihre Diener, ihn wieder in seine Wohnung zu beleiten.
    Er bat den Kaplan Paulus, daß er des dritten Tages zu ihm käme und ihm in seiner Wohnung eine Messe hielte. Solches that er auf sein Begehren. Als er nun zu ihm kommen, da beichtete Iwan unserem Herren Gott und dem Priester Paulus heimlich seine Sünde. Nachmals vermeldete er ihm öffentlich: daß er des Königs aus Krabaten, dessen Name Gestimulus, Sohn wäre. Und da er bei seinem Vater andächtig gewesen, habe er ihm ein einsames Leben erwählt, endlich auch seinen Eltern den Kuß gegeben und sei von ihnen durch mancherlei Wildnisse, Berge und Thal gegangen und habe ihm nirgends eine Wohnung finden können, bis ihn endlich der Engel des Herrn an diesen Ort, in diesen Felsen geführet und befohlen, daß er allda bleiben sollte. Ferner meldete er: »als ich nun an diesem Orte, zwei Jahre lang, viele und mancherlei Widerwärtigkeiten von den bösen Geistern gelitten und von ihnen wie überwunden war, bin ich hingegangen, mir eine andere Wohnung zu suchen.« Da begegnete mir St. Johannes der Täufer und sprach zu mir: »Iwan, wo gehest du hin?« Ich antwortete: »die bösen Geister wollen mich allhier nicht leiden, ich will gehen, mir eine andere Wohnung auszusehen.« Da sprach er zu mir: »kehre wieder um;« und gab mir dieses Kreuz, auf daß ich damit die bösen Geister vertreiben sollte. Da fassete ich den Glauben an Gott und an St. Johannis Wort und thät, wie er mir befohlen hatte. Sobald ich solches vornahm, da sahen sie mir aus dem Felsen entgegen heraus und schrien mit grausamen Stimmen, sprechend: »Iwan, gehe nicht herein; denn wir haben hier immer unser Bad und Wohnung.« Ich trug das Kreuz vor mir und sie flohen alle, nur ein einiger, welches der ärgste war, wollte nicht weichen, sondern drängte sich in den Felsen und blickte mich scheußlich an; er thät auch seinen Rachen auf und schrie grausamlich, als wenn er mich verschlingen wollte. So machte ich mich näher an ihn und warf ihm das Kreuz in seinen Rachen, da ließ er einen noch größeren Schrei, machte in der Mitte dieses Felsens ein Loch, floh Angesichts hinaus und zog mit den andern davon. Und von derselben Zeit an habe ich nicht solche Unruhe gehabt. Deswegen befehle ich dieses Kreuz dir, daß du es dem Herzoge überantwortest.
    Und als der Priester Paulus das Amt der Messe vollbracht, entfing und stärkte sich Iwan mit dem Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi, betete auch fleißig und des dritten Tages schied er von dem Weg des Lebens und ist in dem Felsen, wie er begehrte, begraben worden. Und der Herzog Borziwog ließ daselbst bald ein Kloster, St. Johannes dem Täufer zu Ehren, bauen, versah es mit Einkommen und bestellte dazumalen zween weltliche Priester daselbst. Nachmals sind Brüder St. Benedikti Ordens dahin gesetzt worden.
     
23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau.
     
    Zween leibliche Brüder, Boleslai Diener, mit Namen Stirsa und Hnievsa, welche St. Wenzeskaum ermorden helfen, traten im Jahr 938 für ihren Herrn und baten, daß er ihnen, für ihre getreuen Dienste, etwa ein Stück Landes oder Feldes eingeben

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