Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
Vom Netzwerk:
fröhlich.«
    Auf den Morgen wollte er seinen Dienern eine Kurzweil machen, ritt deswegen mit ihnen auf die Jagd, in einen Wald, die Schaoka genannt. Allda stellten sie ihre Netze, ließen ihre Hunde los, daß sie jagen sollten und der Herzog blieb mit einem Diener auf einem Berge ganz allein. Dem erzeigte sich ein großer Bär, welcher gegen ihn herging. Der Diener sprach zu ihm: »ach, lieber Fürst, fliehe bald hinweg, damit dich dieses Thier nicht umbringt.« Und der Herzog zeichnete sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und blieb unbeweglich stehen, der Hofnung, das Thier würde ihm, durch dieses Zeichen, kein Leid thun können. Der Bär ging gar nahe an den Herzog und die Furcht, so in des Fürsten Herzen war, verwandelte ihm sein Angesicht.
    Bald erschien ihm ein Mann, welcher ein Ansehen eines Heiligen hatte. Derselbe trug einen langen Stab in seiner Hand und schlug damit auf das Thier, welches alsbald umwendete und davon ging. Und der Herzog sprach: »habe Dank, du frommer Mann, daß du mich von diesem Ungethüm erledigt hast.« Der Mann sprach: »dieses höllische Ungethüm, welches sich dir in dieses wilden Bären Gestalt gezeiget, hat dich von dannen treiben wollen; denn es bei diesen Gräbern, darauf du stehest, eine besondere Lust, über den todten Leiben, so nicht im Namen der heiligen Dreifaltigkeit gestorben sind, zu haben pflegt.« Der Herzog fragte: weß diese Gräber wären? Der Mann antwortete: »sie sind deren, welche den verzauberten Trank getrunken.« Der Herzog sprach: »Lieber, wer sind die gewesen?« Der Mann antwortete: »es sind Stiradii, des Proschi Sohnes, Diener gewesen, welche der Mägde Hände ermordet haben und heute sind's zweihundert und dreißig Jahr, daß solches geschehen ist, als nehmlich, da man geschrieben hat 741 Jahr.«
    Der Herzog sprach: »wie weißt du es? Weiset es doch die Gestalt deines Alters, daß du zur selben Zeit auf der Welt nicht gelebet hast.« Der Mann antwortete: »alle die Dinge, so dazumalen und zuvor, auch jetzo auf der Welt geschehen, sind mir wissend.« Der Herzog fragete: wer er wäre und wie er hieße? Der Mann sprach: »ich bin ein Diener und Apostel Jesu Christi, mit Namen Mathias;« und hiemit verschwand er und verwandelte sich in Licht. Der Herzog wandte sich zu dem Diener und sprach: »hast du auch diesen Mann gesehen?« Der Diener sprach: »ja, ich habe ihn gesehen, aber ich habe mich etwas hintan begeben müssen; denn ich ihn, von wegen des großen Glanzes seines Antlitzes, nicht anschauen konnte.« Als nun der Herzog heimkam, vermeldete er dies Gesicht seinem Bischofe. Derselbe sprach zu ihm: »mein Sohn, sage Gott Dank und laß an selbem Orte ein Bethaus, Gott zu Ehren und im Namen St. Mathiä bauen.« Also berufte der Herzog Arbeiter und ließ eine Kirche daselbst bauen, und Bischof Adalbertus errichtete sie allda auf der Schaoka.
     
25. Das verborgene Schloß im Walde.
     
    Herzog Ulrich machte sich 1009 zu Sommerszeiten auf und ritt in weite Wälder auf die Jagd; denn er dieser Kurzweile mit Fleiß nachhing. Und einer aus seinen Wladyken führte ihn auf sein Schloß, genannt Drschtka, von dannen sie gar oft mit einander auf die Jagd zu reiten pflegten. Nun begab es sich eines Tages, daß der Herzog einem Wilde nachjagete, und kam auf einen Morgen zu ferne von seinen Dienern, bis er sich in dem Walde verirrte. Er ritt deswegen auf einen Berg, und sah sich mit allem Fleiß um, ob er etwa ein Dorf ersehen möchte. Und dieweil er, von Höhe der Wälder, nichts ersehen konnte, band er sein Roß an und stieg auf eine sehr hohe Fichte. Darauf sah er alles Fleißes um, bis er endlich eines Schlosses, auf einem hohen Berge, gewahr wurde. Deshalb merkte er ihm diese Gelegenheit mit allem Fleiß, saß auf sein Roß und eilete hinzu.
    Aber dieweil umher allenthalben ein dickes Gesträuch war, mußte er absitzen, das Roß anbinden und ihm mit seinem Schwerdte einen Weg räumen. Da er nun nahend an das Schloß kam, fing er mit hoher Stimme an zu rufen, aber niemand wollte ihn hören. So nahm er einen langen Baum, setzte denselben an ein Gewölbfenster und kroch also darauf hinan, bis er in das Schloß hineinkam. Er ging erstlich zum Thore und fand allda die Fallbrücke aufgehoben. Darnach ging er in die Gewölbe, darinnen er viel Fässer mit Wein gefunden, desgleichen auch viele Harnische und vermoderte Kleider. Er besah dies alles also, kroch zum selben Fenster wieder hinaus und kehrte wiederum nach dem Orte, daselbst er dieses Schloß ersehen,

Weitere Kostenlose Bücher