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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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der blutende Körper seines bösen Nachbars ausgestreckt auf seinen Säcken, und die Fässer und Kasten voll Gold und Silber und Diamanten und Perlen sanken vor seinen Augen immer tiefer und tiefer in die Erde!«
     
73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld.
     
    Für das Wahrzeichen des Schlosses Mansfeld hält man einen Mönchs- und einen Nonnenkopf, wovon der erste unweit des Thores, wenn man nach der sogenannten Mine zugeht, unter dem Erker der ehemaligen Kommendantenstube in der Mauer, der andere aber bei der Kirchthüre in der Höhe an einer Ecke befindlich war. Man erzählt davon, daß eine Nonne mit einem Mönche vornehmen Geschlechts ein Liebesbündniß gehabt und ihre Liebe entdeckt worden sei. Beide wurden auf dieses Schloß in Verwahrung gebracht. Der Mönch aber stürzte sich vom Schlosse herab, die Nonne endete ihr Leben, indem sie sich in der sogenannten dunkeln Kammer erhing, wo man den Ort und den Strick noch lange zeigte. Ihre Bildnisse wurden in Stein gehauen und an die benannten Orte gestellt.
     
74. Die Tidianshöle bei Schloß Falkenstein am Harz.
     
    Ihr Eingang, der sehr niedrig und beschwerlich ist, befindet sich am Fuße eines der Seltenberge, und die Entstehung ihres Namens, Tidian, verliert sich im grauen Alterthume.
    Eine unter dem gemeinen Manne sehr verbreitete Sage macht diese weitläuftige unterirdische Höle zu einer Goldgrube, in der mancher Schatzgräber, die sogar aus Venedig hierher gewandert sein sollen, große Schätze gefunden hat. Wenigstens sprechen die Spuren vom Durchwühlen und Umgraben der Erde, die man hier herum findet, für die Wahrheit der Sage in Rücksicht des Suchens wenn man auch an dem Finden zweifeln muß. Man erzählt von einer großen Statüe von gediegenem Golde, die mehrere Personen in einem Gange der Höle gesehen, und auch davon große Klumpen Gold abgeschlagen haben sollen. Bei näherer Untersuchung habe man gefunden, daß dieses Gold an Feinheit und Reinheit alles andere übertreffe; die wiederholten Versuche dieser glücklichen Schatzgräber wären aber nicht mit eben dem Erfolge belohnt worden, denn alles Suchens ungeachtet hätten sie den Eingang zur Höle des goldenen Mannes nicht wieder finden können.
    Unter allen diesen fabelhaften Sagen von der goldreichen Höle des Tidians ist folgende am meisten in der Gegend verbreitet, und trägt am unverkennbarsten den romantischen Charakter der grauen Vorzeit, in welchem wir fast immer die rächende Nemesis, dem Verbrechen auf dem Fuße folgend, erblicken.
    Vor mehrern Jahrhunderten lebte auf der alten Burg im Dienste eines Grafen von Falkenstein ein frommer gottesfürchtiger Schäfer. Eines Tages, es war der St. Johannistag, als er ruhig seine Heerde am Fuße der Berge weidete, erblickte er in der Mittagsstunde im Thalgrunde eine wunderschöne Blume, die sogleich seine ganze Aufmerksamkeit fesselte. Voll Verwunderung über den seltenen Schimmer ihrer herrlichen glänzenden Farben eilte er auf dieselbe zu, pflückte sie, und befestigte sie, nicht wissend, welches köstliche Kleinod er besitze, auf seinem Hute. Kaum hatte er sich wieder ruhig neben seiner Heerde im Schatten einer Eiche gelagert, als er nicht fern von sich den Eingang einer Höle erblickte, die er bis zu dieser Stunde, so oft er auch schon in dieser Gegend seine Schafe gehütet, nie wahrgenommen hatte. Voll Verwunderung über diesen neuen Anblick und voll Neugierde, das Innere dieser Höle näher zu untersuchen, betrat er dieselbe, und fand sie mit einem glänzenden Sande angefüllt. Außer sich vor Freude über den glänzenden Fund, und ahnend, daß dieser Sand mehr als gewöhnlicher Sand sei, füllte er seine Taschen mit dem schimmernden Funde, und trug denselben ohne Jemanden ein Wort von seinem Abentheuer zu erzählen, nach Magdeburg zu einem Goldschmidt. Dieser, dem beim ersten Anblicke sogleich der Schimmer des edelsten Metalls entgegenstrahlte, und der bei näherer Untersuchung die vorzügliche Reinheit und Güte desselben entdeckte, bezahlte den Schäfer ansehnlich, und bat ihn, in der Hoffnung eines künftigen größern Gewinns, ja recht bald und oft mit gefüllten Taschen zu ihm zurück zu kehren. Glücklich und überglücklich über seinen Fund, kehrte der ehrliche Schäfer zu seiner Heerde, und sein Glück nicht mißbrauchend, nur dann erst zu seiner Goldgrube zurück, als das für seine erste Ladung gelöste Geld aufgezehrt war.
    So setzte er geraume Zeit, seine Entdeckung in den sichernden Schleier des Geheimnisses gehüllt,

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