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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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kommen durch den Forst, und verbarg sich hinter dem Baum. Der Mönch ging vorbei, und in die Klippen hinein. Der Holzhauer schlich ihm nach, und sah, daß der Mönch an einer kleinen Pforte stehen blieb, die noch keiner der Dorfbewohner entdeckt hatte. Der Mönch klopfte leise an, und rief: »Thürlein, öffne dich!« und die Pforte sprang auf. »Thürlein, schließe dich!« hört er rufen, und es schloß sich die Pforte. Am ganzen Leibe zitternd bezeichnete der Holzhauer den gekrümmten Gang mit Zweigen und über einander gelegten Steinen. – Seit der Zeit konnte er nicht schlafen und nicht essen, so ängstete ihn die Neugierde, zu wissen, was in dem Keller sei, zu dem die wunderbare Pforte führte.
    Den nächsten Sonnabend fastete er, und mit Sonnenaufgang ging er am Sonntage, mit dem Rosenkranz in der Hand, hin zu den bezeichneten Klippen. Jetzt stand er vor der Pforte, und klappte mit den Zähnen; denn immer dacht er einen Geist kommen zu sehen in Mönchsgestalt. Aber, es erschien ihm kein Geist. Zitternd schlich er heran zur Pforte, lauschte lange, und – hörte nichts. Endlich betete er in der Angst seines Herzens zu allen Heiligen und der Jungfrau, und klopfte dann schnell, halb ohne Besinnung, an die Pforte. »Thürlein, öffne dich!« sprach er mit schwacher, bebender Stimme. Die Pforte sprang auf, und er sahe vor sich einen schmalen dämmernden Gang. Er wankte hinein; und der Gang verlor sich bald in ein geräumiges, ziemlich helles Gewölbe. »Thürlein, schließe dich!« sagte er, ohne es zu wollen. Da schloß sich hinter ihm die Pforte.
    Nun ging er zitternd vorwärts, und fand große offne Fässer und Säcke angefüllt mit alten Thalern und feinen Gulden, und schweren Goldstücken. Auch standen da mehrere Schmuckkastchen, voll Juwelen und Perlen; kostbare Monstranzen und geschmückte Heiligenbilder lagen und standen auf silbernen Tischen in den Ecken der Höle. Der Holzhauer bekreuzte und segnete sich, wünschte tausend Meilen sich von dem bezauberten Ort, und konnte doch der Begierde nicht widerstehen, etwas zu nehmen von den ungebrauchten Schätzen, um seine Frau und acht Kinder zu kleiden, die lange schon in Lumpen gingen.
    Zitternd, und mit zugedrückten Augen, streckte er seine Hand aus nach einem Sack, der zunächst neben ihm stand, und nahm einige Gulden heraus. Er faßte schnell nach seinem Kopfe, und fand ihn noch fest sitzen an seiner Stelle. Schon weniger zitternd, und durch die Augenwimpern blinzend, nahm er einige Thaler, auch ein paar Hände voll von den kleinen glänzenden Blechmünzen, und wankte sich bekreuzend der Thür wieder zu.
    »Komm wieder!« rief ihm eine dumpfe Stimme aus der Tiefe der Höle. Kaum vermocht er, da rings um ihn alles im Kreise sich drehte, das: »Thürlein, öffne dich!« zu stammeln. Da sprang die Pforte auf. Fröhlich und lauter rief er: »Thürlein, schließe dich!« und es schloß sich die Thüre.
    Er eilte nach Hause, so schnell ihn seine Füße tragen wollten; sagte aber nichts von den gefundenen Schätzen, ging dann in die Klosterkirche, und opferte zwei Zehntheile von allem, was er genommen hatte, in der Höle, für die Kirche und die Armen. Den folgenden Tag ging er zur Stadt, und kaufte seiner Frau und seinen Kindern einige Kleidungsstücke, die sie sehr bedurften. Er habe, sagte er, einen verwitterten alten Thaler und ein paar Gulden unter den Wurzeln der Buche gefunden, die er fällte.
    Den folgenden Sonntag ging er mit festerem Schritt hin zu der Pforte in den Klippen, machte es wie das erstemal, und füllte mehr, doch mäßig und bescheiden, seine Taschen. – »Komm wieder!« rief ihm die dumpfe Stimme. Und er kam den dritten Sonntag wieder, und füllte seine Taschen wie vorher.
    Jetzt war er in seinen Augen ein reicher Mann. Aber, was sollte er machen mit seinem Reichthum? Er gab der Kirche und den Armen zwei Zehntheile von allem, was er hatte; und das andere wollte er in seinem Keller vergraben, um, von Zeit zu Zeit, nach dem Bedürfniß seines Hauses, etwas zu holen. Doch konnte er der Begierde nicht widerstehen, sein Geld vorher zu messen; denn, Geld zu zählen, hatte er nimmer gelernt.
    Er ging zu seinem Nachbar, einem reichen, reichen Mann, der aber hungerte bei seinem Reichthum, der mit Korn wucherte, den Arbeitern den Lohn entzog, Wittwen und Waisen das Ihrige abdrang, auf Pfänder lieh, und keine Kinder hatte. Von diesem borgte er eine Metze, maß sein Geld, vergrub es, und trug die Metze zurück.
    Aber die Metze hatte große Spalten,

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