Voll auf Ex-Kurs Roman
Nicht mal auf eine der fünfzehn SMS hin, die ich im Verlauf der Woche getipselt habe, hat er sich gemeldet. Na gut, in der letzten hatte ich ihm auch geschrieben, dass er sich von mir aus dann gehackt legen soll, wenn er mich einfach ignoriert. Aber selbstverständlich habe ich das nicht wirklich so gemeint, also, die Sache mit dem sich gehackt legen.
»Ich glaube, Basti hat das mit dem Schlussmachen wirklich ernst gemeint«, teile ich Barbara am Montagvormittag meine neueste – und ich möchte sagen, erschütternde – Erkenntnis mit. »Er reagiert nicht einmal, wenn ich ihm was maile, ihn anrufe oder eine SMS schicke.«
»There’s many fish in the sea«, erwidert sie nur trocken, ohne von ihrem Computerbildschirm aufzublicken.
»Für dich vielleicht«, knurre ich düster, »in meinem kleinen Tümpel herrscht gerade akutes Fischsterben.« Jetzt sieht sie mich doch an.
»Und was ist mit Philip?«
»Philip?«
»Der Mann, mit dem du noch verheiratet bist. Du erinnerst dich?«
»Aber ich bin doch in Basti verliebt, was soll ich da mit Philip?« Manchmal kann ich die Gedankengänge meiner Freundin und Kollegin nur schwer nachvollziehen, um es mal vorsichtig zu formulieren.
»Ich dachte ja nur, du könntest ihn als eine Art Zwischenlösung nehmen. Bis wieder ein neuer Kerl auftaucht.« Ich werfe ihr einen einigermaßen entsetzten Blick zu.
»Zwischenlösung? Philip hängt noch total an mir, da kann ich mich doch nicht mit ihm trösten, während ich in Wahrheit nur Basti zurückhaben will!«
»Warum nicht?«
»Weil das total unfair wäre.«
Barbara zuckt mit den Schultern und streicht sich mit einer Hand durch ihre blonde Mähne. »Männer muss man nicht fair behandeln.«
»Philip schon.«
»Das genau war ja das Problem.«
»Was meinst du denn damit schon wieder?« So langsam frage ich mich, ob Barbara sich mit irgendwas zugedröhnt hat. Normal klingt das jedenfalls nicht, was sie mir hier erzählt.
»Na, dass Philip immer viel zu nett zu dir war. Jeden Wunsch hat er dir von den Augen abgelesen, hat alles für dich getan und war immer für dich da. Kein Wunder, dass dir das langweilig wurde.«
»Jens tut doch auch alles für dich«, werfe ich ein.
»Das ist etwas anderes.«
»Wieso?«
»Weil ich anders bin als du. Ich genieße es, die volle Aufmerksamkeit eines Mannes zu haben.«
»Ach? Und ich etwa nicht?«
»Nein«, stellt Barbara fest, »du magst es, wenn man dich scheiße behandelt.«
»Basti hat mich nicht scheiße behandelt!« So langsam aber sicher nimmt dieses Gespräch hier Züge an, die mir ganz und gar nicht gefallen.
»Hat er nicht?«
»Nein!«
»Na gut. Dann habe ich mir diese achthundert Gespräche, die wir zum Thema ›Warum hat Basti jetzt wieder das und das gemacht?‹ geführt haben, wohl eingebildet.« Sie wendet sich wieder ihrem Bildschirm zu und fängt unbeeindruckt an zu tippen. Ich selbst hingegen bin gerade etwas … grummelig. Sicher habe ich mich mal über Basti beschwert, sowas ist ja wohl auch ganz normal. Aber achthundert Mal war es bestimmt nicht. Basti war toll. Meistens jedenfalls. Zum Großteil. Gar nicht mal so selten.
Kleine und Basti, Teil 3:
Nach unserem ersten Date in der Schanze ging dann auf einmal alles ziemlich schnell: Wir zogen bis drei Uhr morgens um die Häuser und landeten schließlich bei Basti zu Hause. Genauer gesagt in seinem Bett. Und schon beim ersten Mal musste ich feststellen, dass Sebastian als Liebhaber gewisse Qualitäten hatte, die mich sogar darüber hätten hinwegsehen lassen, wenn er wirklich als Zocker sein Geld verdient hätte. Aber das musste ich ja zum Glück nicht einmal.
Irgendwann zwischen meinem dritten und vierten Orgasmus hielt ich es dann für angebracht, ihn über ein kleines, wenn auch nicht vollkommen unwichtiges Detail aus meinem Leben aufzuklären.
»Du«, sagte ich, während er gerade dabei war, mich durch bloßes Knabbern an meinem linken Ohrläppchen zum nächsten Höhepunkt zu kitzeln, »ich bin übrigens verheiratet.« Das Knabbern hörte schlagartig auf. »Also, noch, meine ich«, schob ich schnell hinterher. »Mein Mann und ich leben in Trennung.«
Basti rollte sich auf den Rücken, zündete sich eine Zigarette an, blies kleine Rauchkringel in die Luft und fixierte relativ lange die Zimmerdecke, bis er schließlich sagte: »Das macht nichts. Ich bin eh nicht so der Beziehungsmensch.«
»Äh, wie?«
»Na ja«, erklärte er, »mit festen Bindungen hab ich’s nicht so.«
»Ach so.« Und bevor ich ihn
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