Voll auf Ex-Kurs Roman
fragen konnte, was genau er damit meinte, drückte er seine Kippe aus und fing an, genau da weiterzumachen, wo er aufgehört hatte.
»Guten Morgen, Frau Kerstens, guten Morgen, Frau Weiland!« Wie üblich steckt Roland Behrmann nach seiner Ankunft den Kopf durch unsere Tür, um zu überprüfen, ob wir auch fleißig am Arbeiten sind. Heute hat er sich für ein zitronengelbes Oberteil entschieden, und natürlich ziert auch dieses Shirt ein kleiner gestickter Polospieler.
»Morgen«, erwidern Barbara und ich gleichzeitig.
»Gut sehen Sie beide wieder aus«, sagt er, richtet seinen Blick aber einzig auf meine Kollegin. Schon peinlich, wie er Barbara immer anbaggert. Peinlich bis würdelos, möchte ich sogar sagen. Dabei war er als Gast auf ihrer Hochzeit, da müsste ihm doch klar sein, dass er auf vollkommen verlorenem
Posten kämpft! Nun ja, die Trennung von Philip und mir hat er allerdings auch mitgekriegt, vielleicht lebt er getreu dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
»Vielen Dank, Sie auch!«, erwidert Barbara kokett das Kompliment, sie weiß eben, wie man die Kerle um den Finger wickelt. Ich weiß das nicht und sage deshalb nichts dazu, für so was Plattes werde ich mich bestimmt nicht bedanken.
»Wie läuft’s denn gerade?«
»Alles bestens«, meint Barbara, »ich habe Ihnen eben das Layout für den Schuhkunden auf den Server gestellt, Frau Weiland hat auch schon den Text reingeschrieben.«
»Ach, Sie meinen die Geschichte ›Auf atmungsaktiven Sohlen durch den Winter‹? Prima, das schaue ich mir gleich mal an.« Barbara nickt.
Ich unterdrücke ein Seufzen. Wenn das mal nicht Meldungen sind, auf die die Welt gewartet hat! Atmungsaktiv durch den Winter – und das im Spätsommer. Aber tatsächlich sind wir mental schon im Dezember, oder, wie Roland Behrmann es nennt: »Gedanklich immer einen Schritt voraus.« Tja, auf mich trifft das leider nicht zu, denn während mein Chef und meine Kollegin sich weiter in banalen Plänkeleien ergehen, habe ich gedanklich wieder den Rückwärtsgang eingelegt und quäle mich mit weiteren Erinnerungen an meine zerbrochene Beziehung.
Kleine und Basti, Teil 4:
Nach diesem Statement war mein Kampfgeist natürlich geweckt. Was soll das heißen, mit festen Bindungen hab ich’s nicht so? Das, so dachte ich damals, wollen wir ja mal sehen!
Und tatsächlich brachte ich Basti dazu, im Verlauf eines Monats erst von »unser Ding«, dann von »unserer Liaison« und
schließlich davon zu sprechen, dass wir miteinander »unterwegs« sind.
Es passierte bei der Albumpräsentation der Band »The Cosmic Monkeys«, die er kürzlich unter Vertrag genommen hatte. In einem schrammeligen Kiezclub spielte die Kombo quälende 90 Minuten lang auf, was ich tapfer durchhielt, denn schließlich stand ich mit stolzgeschwellter Brust neben Basti, der mich die ganze Zeit lang fest im Arm hielt.
»Und?«, wollte einer der kosmischen Affen wissen, als wir bei der Aftershowparty an der Bar standen und er sich mit Basti über die unglaubliche Intensität der Vibes aus dem Publikum unterhielt, die ihn während des Auftritts so richtig »geflasht« hätten (Musiker, ein seltsames Völkchen), »was ist mit euch beiden so?« Ich erstarrte zur Salzsäule.Was würde Basti dazu sagen? Sicher, er hatte mich mit zu dem Showcase genommen und für jeden gut sichtbar gezeigt, dass ich scheinbar mehr als die weit entfernte Cousine bin. Aber direkt darauf angesprochen …
»Wir«, antwortete Basti mit einem breiten Grinsen, legte wieder seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich heran, »sind miteinander unterwegs.«
Miteinander unterwegs? Den restlichen Abend grübelte ich darüber nach, was das wohl bedeuten sollte, dieses »Miteinander-unterwegs-Sein«. Als wir spät in der Nacht nebeneinander in Bastis Bett lagen, konnte ich nicht mehr anders. Ich musste ihn fragen.
»Du?«
»Ja?«
»Was meinst du eigentlich damit, dass wir miteinander unterwegs sind?« Basti drehte sich auf die Seite und warf mir einen amüsierten Blick zu.
»Na, eben das, was es heißt:Wir sind unterwegs.«
»Ja, aber was bedeutet das?«, bohrte ich nach, obwohl ich mich dabei schon ein kleines bisschen schlecht fühlte, weil mir irgendwie
klar war, dass Basti es nicht sonderlich mochte, festgenagelt zu werden.
»Was immer du denkst«, erwiderte der schöne Mann neben mir. Herrje, das klang genauso kryptisch wie die Texte der Cosmic Monkeys.
»Das verstehe ich immer noch nicht ganz. Unterwegs sein … das klingt so …
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