Voll auf Ex-Kurs Roman
Herzen, dass er nicht rangehen, sondern mich zurückrufen würde, wenn er meine Nummer im Display sah. Er ging ran.
»Hallo, hier ist Sebastian.«
»Hier, äh, ist … Rosa Luxemburg.«
»Wer?« Okay, kein guter Witz.
»Na, Pretty in Pink, die Frau in der rosafarbenen Periode.«
»Ach, ja, richtig! Schön, dass du anrufst. Das ging aber schnell.« Schnell? Ich habe drei Tage lang mit mir gerungen und mir auf die Pfoten gehauen. War mein Anruf etwa trotzdem zu früh? Männer!
»Ja, hm, ich dachte, ich meld mich einfach mal.«
»Und in welcher Periode bist du jetzt?«
»Dunkelblau.«
»Sehr gut. Dann lass uns doch mal was trinken gehen. Da passt blau ganz gut.«
Und das haben wir dann auch gemacht. Sind etwas trinken gegangen. Noch am gleichen Abend trafen Basti und ich uns im Schulterblatt in einer angesagten Szene-Bar. Und: Ich trug Rosa. Jawohl! Denn beim Zurechtmachen – ich hatte mich bereits für eine dunkelblaue Bluse entschieden – kam mir die Idee, dass es ja überhaupt nicht in Frage kommt, dass ich es diesem Kerl von Anfang an recht mache. Einsamer Wolf hin, einsamer Wolf her, ich lasse mich doch nicht schon vor dem ersten Date unterdrücken!
Sebastians irritierten Blick quittierte ich mit einem grinsenden »Ich bin farbenblind«. Danach verstanden wir uns wunderbar. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ich die beliebte »Und was machst du so«-Frage stellte.
»Wie, was soll ich denn machen?«
»Na, beruflich.«
»Ach, beruflich.« Große Pause. »Ich lebe vom Wetten.«
»Wie, vom Wetten?«
»Na, vom Wetten halt.«
»Äh, bei ›Wetten dass?‹ oder wie?«
»Nö. Pferdewetten. Fußballwetten. Sowas halt.«
»Aber davon kann man doch nicht leben!« Wieder die zynische Augenbraue.
»Sicher kann man das. Sehr gut sogar, man muss nur das richtige Händchen dafür haben und die Risiken und Chancen gut gegeneinander abwägen.« Herr Ober, zahlen! An was für eine halbseidene Type war ich denn hier geraten? Dann auf einmal prustendes Gelächter von Blauauge.
»Das war ein Witz. Ich bin Musikproduzent. Echt, du solltest mal dein Gesicht sehen!« Haha, sehr lustig.Wie gesagt, Basti und ich verstanden uns auf Anhieb wunderbar …
Düdeldidu. Mitten in meinen Gedankengang zwischen den neuen Gartenhäusern aus schwedischem Naturholz und meinem ersten Date mit Basti klingelt das Telefon auf meinem Schreibtisch. Um 22.43 Uhr. Kann nur was Privates sein.
»Behrmann Communications, Pia Weiland.«
»Hallo, Süße. Ich bin’s, Philip. Immer noch in der Agentur, wie ich höre? Machst du mal wieder eine Nachtschicht?« Ach so, ja. Den hätte ich jetzt fast vergessen. Meinen Mann. Den gibt’s ja auch noch …
Später in der Nacht nach Ground Zero
Um kurz nach eins sitzen Philip und ich bei mir zu Hause auf dem Sofa und trinken den Vernaccia, den wir vergangenes Jahr bei unserem letzten gemeinsamen Urlaub in der Toskana gekauft haben. War ein schöner Urlaub. Auf der mehrstündigen Autoheimreise nach Hamburg haben wir uns dann getrennt. Das heißt, ich habe mich getrennt, Philip war damit nicht so wirklich einverstanden. Besser gesagt, überhaupt
nicht. Aber die 50er Jahre sind ja glücklicherweise vorbei, da reicht es schon, wenn einer nicht mehr will.
Und ich wollte eben nicht mehr, nach drei Jahren Ehe – die wir seinerzeit etwas überstürzt nach sechsmonatiger Beziehung geschlossen hatten -, war der Ofen für mich schlicht und ergreifend aus. Vielleicht hätte ich auch erst einmal fünf Anträge ablehnen sollen, bevor ich »Ja« sage. Andererseits war ich im Gegensatz zu Barbara sicher, bis auf den von Philip so schnell keinen mehr zu bekommen, also habe ich lieber sofort eingewilligt. Und außerdem, das muss man wirklich sagen, sieht Philip mit seinen dichten blonden Haaren und den großen braunen Augen wirklich sehr, sehr gut aus, ein »hübscher Kerl«, wie meine Mutter immer meinte.
Das erste Jahr nach der Hochzeit war super. Das zweite mäßig. Im dritten waren wir komplett auseinandergedriftet. Jeder machte sein eigenes Ding, und so lebten wir in schweigender, aber durchaus friedlicher Koexistenz nebeneinander her, führten nur noch Gespräche auf »Kannst du bitte den Wasserkasten hochtragen?«- und »Wir brauchen noch ein Geburtstagsgeschenk für deine Mutter«-Niveau. Während des Italienurlaubs sprachen wir dann gar nicht mehr miteinander, wir ließen sprechen und zogen uns während unserer zweiwöchigen Rundfahrt gut und gern zwanzig Hörbücher rein.
Sicher, auch so kann man
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