Voll auf Ex-Kurs Roman
lächelt nett und freundlich, ist komplett entspannt. »Willst du jetzt einfach hier sitzen und schweigen?«, hakt er nach.
Ich nehme all meinen Mut zusammen und sage dann vollkommen schnörkellos und frei heraus: »Philip, ich will mich nicht scheiden lassen.« Einen kurzen Moment bleibt sein Gesichtsausdruck unverändert, er verzieht nicht eine Miene. Doch dann legt er die Stirn in Falten und schüttelt verständnislos den Kopf.
»Du willst die Scheidung nicht?«
»Nein. Ich will sie nicht. Ich will mit dir zusammenbleiben.« Schon wieder klopft mir das Herz bis zum Hals, und ich hoffe, nicht gleich ohnmächtig vom Sofa zu kippen.
»Pia«, Philip steht auf und wandert durchs Zimmer, »das verstehe ich nicht. Du hast die Scheidung doch eingereicht.«
»Ich weiß. Aber jetzt ist es anders, ich möchte sie nicht mehr.«
»Und warum nicht?« Er bleibt stehen und mustert mich intensiv.
»Weil ich«, stottere ich unsicher, »weil ich … weil ich dich liebe.« So. Jetzt ist es raus!
»Du liebst mich?«, wiederholt Philip und bleibt dabei immer noch seltsam ruhig. Etwas mehr Überraschung oder von mir aus auch Emotionen hätte ich schon erwartet.
»Ja«, bestätige ich.
»Und seit wann?«
»Eigentlich schon immer, nur habe ich es erst gemerkt, als ich dich bei Barbaras Geburtstag gesehen habe.« Er nimmt wieder auf seinem Stuhl direkt vor mir Platz.
»Als du mich gesehen hast? Oder als du mich mit Franziska gesehen hast?« Mir schießt das Blut in die Wangen, denn damit hat mein Mann den Nagel natürlich auf den Kopf getroffen.
»Beides«, murmele ich und richte meinen Blick auf den Boden. Ich höre Philip seufzen, im nächsten Moment nimmt er meine Hände, und ich sehe wieder zu ihm auf.
»Pia«, fängt er an, »du weißt, wie sehr ich dich immer geliebt habe, das habe ich wirklich. Aber jedes Mal, wenn ich dir zu nahe kam, hast du dich von mir erdrückt gefühlt. Du bist oft wie ein bockiges kleines Kind, das unbedingt das haben will, was es nicht kriegen kann, und das ein neues Spielzeug stehen lässt, sobald es ihm langweilig wird.«
»Das weiß ich doch mittlerweile auch«, werfe ich ein und fühle ein ziemlich starkes Unwohlsein in mir aufsteigen. Ich hätte damit gerechnet, dass Philip mich vielleicht anschreit
und rauswirft, weil ich nach allem, was ich ihm angetan habe, die Frechheit besitze, hier bei ihm aufzutauchen und ihm eine Liebeserklärung zu machen. Aber dass er mit mir spricht wie ein Kinderpsychologe – das nun wirklich nicht.
»Das könnte ich dir sogar beinahe glauben«, antwortet er. »Nur spielt das für uns beide gar keine Rolle mehr, wir haben das Ende unseres gemeinsamen Weges erreicht und müssen nun schauen, wie es für jeden von uns weitergeht.«
»Dann bleibt es also bei morgen?« Ich fixiere seine braunen Augen, immer noch in der Hoffnung, dort etwas zu entdecken, was seine Worte als Lüge enttarnt. Doch da ist nichts, nur Philips schöne warme Augen, die mich ein bisschen traurig ansehen.
»Ja«, er nickt, »dabei bleibt es.«
»Ist es wegen Franziska?«, kann ich nicht umhin, ihn trotzdem noch zu fragen.
»Nein.«
»Du bist nicht mehr mit ihr zusammen?« Schon wieder meldet sich die Hoffnung zurück.
»Doch«, wird sie von ihm zerschlagen. »Aber das, was zwischen dir und mir ist, hat nichts mit ihr zu tun.«
»Verstehe. Dann fahr ich mal wieder.« Ich erhebe mich und gehe zur Tür. Philip folgt mir, und bevor ich seine Wohnung verlasse, nimmt er mich noch einmal ganz lange und fest in den Arm. Als ich spüre, dass ich schon wieder weinen muss, mache ich mich von ihm los. Das will ich ihm nicht auch noch antun, es war genug in den vergangenen Jahren.
End of the Road
Ich bin vollkommen gerädert, als ich am nächsten Morgen aufwache. Mein Schlaf-T-Shirt ist verschwitzt, die Bettdecke komplett zerwühlt, ich kann nicht behaupten, dass ich eine sonderlich ruhige Nacht hinter mir habe. Immer wieder bin ich aus meinen Träumen hochgeschreckt, in denen abwechselnd mal Lars, mal Basti und mal Philip die Hauptrolle gespielt hat.
Philip. Bei dem Gedanken an meinen Mann krampft sich mein Herz zusammen. Um 14.00 Uhr werde ich ihn bei Gericht sehen, kurze Zeit später werden wir geschiedene Leute sein. Ich erinnere mich an unser gestriges Gespräch. Daran, wie nett und doch auch sachlich er war, wie er mir erklärt hat, dass wir das Ende unseres Weges erreicht haben. Schon wieder kullern mir ein paar Tränen über die Wangen. Was bin ich auch für ein riesiger Hornochse
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