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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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bevor dein Vater reingeplatzt ist?«
    Langsam verliere ich die Geduld. »Ja, Mann. Hose, Top, die ganze Show. Suchst du nun die Nummer für mich raus oder nicht?«
    »Auch das Höschen?«, fragt Brice mit hoher Stimme, die Empörung vortäuschen soll. Ich merke, dass er sich nicht auf die Nummer konzentrieren wird, bevor er jedes Detail gehört hat.
    »Fast. Wir waren kurz davor, es zu tun, und dann ist alles ...«
    Ich kann es nicht aussprechen. Ich frage mich, ob Brice die Tatsache, dass ich zu Hause rausgeflogen bin, anschneiden wird, doch er tut es nicht.
    »War sie heiß, nachdem du sie ausgezogen hast?«
    »Was?«
    »Na ja, du weißt schon – war sie unter ihren Klamotten eine heiße Braut ...«
    Ich hole tief Luft.
    »Ich weiß nicht«, unterbreche ich ihn. »Klar doch. Sie war heiß. Es interessiert mich nicht mehr, ich will bloß ... hast du die Nummer gefunden?«
    Brice wischt die Frage beiseite.
    »Es stehen hundert Washingtons im Telefonbuch. Weißt du wenigstens, wo sie wohnt oder irgendwas?«
    Am liebsten würde ich mir das Handy gegen den Kopf schlagen.
    »Nein«, sage ich. »Weißt du was? Vergiss es. Ist nicht so wichtig.«
    »Gut. Hör zu, ruf mich an, wenn ich dich da rausschmuggeln soll oder so. Ich könnte zu dir kommen und dich abholen, und dich dann morgens wieder zurückbringen, bevor irgendeiner merkt, dass du weg bist.«
    »Klingt super«, sage ich, obwohl Pineville wahrscheinlich viel zu weit von Westchester entfernt ist, um diesen Plan umsetzen zu können. »Ich ruf dich an.«
    Ich lege auf und schließe für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder aufmache, sehe ich sie. Das Mädchen von nebenan sitzt auf den Stufen vor seiner Haustür, und anscheinend saß es schon die ganze Zeit dort. Shit, wahrscheinlich hat sie alles mitbekommen, was ich gesagt habe.
    »Ach, äh ... ich habe dich gar nicht gesehen«, sage ich lahm. »Das war ... na ja, weißt du ...«
    In diesem Moment geht die Haustür auf, und ihr Vater kommt heraus.
    »Ich muss zur Arbeit«, sagt er zu ihr und legt ihr die Hand auf den Kopf. »Ich komme gegen –«
    Er unterbricht sich, als er mich sieht.
    »Ach, hallo!«, sagt er auf die künstlich fröhliche Weise, die Erwachsene so an sich haben, wenn sie sich Kindern vorstellen. »Du bist sicher Liam. Eddie hat erwähnt, dass du eine Weile bei Peter wohnen wirst, bis ... na ja ... Hast du schon meine Tochter Darleen kennengelernt?«
    Ich stehe auf und schüttele ihm die Hand.
    »Gehst du in die Abschlussklasse? Dann habt ihr vielleicht ein paar Fächer gemeinsam.«
    Ich nicke stumm. Darleens Vater legt den Arm um ihre Schultern und zieht sie an sich. Die Kleine ist sein ganzer Stolz. Das sieht man.
    »Darleen ist entschlossen, den Abschluss als Klassenbeste zu machen, und im Schulorchester spielt sie das erste Cello.«
    » Dad «, sagt Darleen, »ich spiele das einzige Cello.«
    Ihr Vater lacht, und ich kann den Blick nicht abwenden. Augen und Mund sind bei beiden genau gleich. Beide haben dunkle Haare und das gleiche kleine Kinn. Sie könnten wahrscheinlich einen Ähnlichkeits-Wettbewerb gewinnen.
    »Ich möchte, dass sie sich um einen Studienplatz an der Juilliard bewirbt«, sagt Darleens Vater, »aber sie denkt eher an eine Kunstschule in London. Und wie sehen deine Zukunftspläne aus, Liam?«
    »Ich hab keine«, murmele ich.
    Darleen und ihr Vater sehen sich an.
    »Also ...«, sagt Darleens Vater und räuspert sich. » Ich sollte jetzt lieber losfahren, aber ich bin sicher, dass ihr beide euch viel zu erzählen habt.«
    »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sage ich. Dann sehe ich zu, wie er Darleen zum Abschied auf den Kopf küsst.
    »Einen schönen Tag, Dad«, sagt sie, und es klingt, als würde sie eine Zeile aus einem Drehbuch mit dem Titel Lasst uns vorführen, was Liam nicht hat vortragen.
    Er steigt in seinen Wagen und fährt davon.
    »Hast du Lust, dich für einen Moment herzusetzen und ein bisschen zu plaudern?«, frage ich, weil ich hoffe, dass ich ihr meine Unterhaltung mit Brian vielleicht erklären kann. Aber Darleen wendet sich ab.
    »Das Telefon klingelt«, sagt sie, auch wenn ich schwören könnte, dass es nicht klingelt. Ich mache den Mund auf, um etwas zu sagen, aber sie ist schon verschwunden.

12
    ICH SITZE NEBEN MOM, WIR SIND BEI DADS PREISVERLEIHUNG. Im Saal stehen hundert runde Tische mit perfekten weißen Tischtüchern, auf denen zierliche, glänzende Kristallgläser stehen. Dad hält eine Rede, und deswegen sitzen wir ganz vorne. Mom

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